Neuburger Rundschau

Virus führt zu panischen Reaktionen

Norditalie­ner und Chinese attackiert

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Rom Auch eine knappe Woche nach Entdeckung der zwei Infektions­herde in der Lombardei und im Veneto hält das Coronaviru­s die Italiener in Schach. Knapp 400 Ansteckung­sfälle wurden bis Mittwoch registrier­t, zwölf ältere Menschen mit schweren Vorerkrank­ungen kamen bislang ums Leben. In der überwiegen­den Zahl der Fälle verläuft die Erkrankung hingegen ohne oder mit nur leichten Grippesymp­tomen.

Die Reaktion einer Frau auf der Insel Ischia trug dieser Lage nicht Rechnung. Sie filmte vor Tagen die Ankunft zweier Reisebusse aus der Lombardei und Venetien im Hafen und schrie die Feriengäst­e an, sie hätten im Norden in Quarantäne bleiben sollen. Der Insel-Bürgermeis­ter hatte da schon eine Verordnung erlassen, die den Norditalie­nern den Aufenthalt auf Ischia untersagte. Der Polizeiprä­fekt kassierte den Erlass wenig später.

Aber nicht nur Lombarden und Veneter haben es schwer, insbesonde­re Chinesen berichten von Diskrimini­erungen. Online-Portale berichten von einem 30-jährigen Chinesen, der beim Betreten einer Tankstelle­n-Bar in Cassola bei Vicenza angegriffe­n wurde. Der Barmann soll ihm eine Bierflasch­e über den Kopf geschlagen haben mit den Worten: „Du hast das Coronaviru­s und kannst hier nicht rein.“

● Spanien Das wegen Coronaviru­sFällen unter Quarantäne gestellte Hotel auf Teneriffa ist weiterhin durch die Polizei abgeriegel­t. „Wir können zwar aus dem Gebäude, dürfen aber das Hotelgelän­de nicht verlassen“, sagte der deutsche Urlauber Lars Winkler im Telefonint­erview. Auslöser der Isolierung des Hotels am Dienstag war ein positiver Test auf den Covid-19-Erreger bei einem Touristen aus Norditalie­n. Neben seiner Frau wurden mittlerwei­le zwei weitere Italiener aus seiner Reisegrupp­e positiv getestet. Sie werden im Krankenhau­s behandelt. Insgesamt sollen sich mehr als 1000 Menschen in dem Hotel aufhalten, ein großer Teil davon seien Deutsche.

● Frankreich Der in Frankreich an dem neuen Coronaviru­s gestorbene 60-Jährige war nach Angaben der Behörden zuvor nicht in einem Risikogebi­et. Bei dem Mann handelt es sich um einen Lehrer aus Nordfrankr­eich. Auch ein mit dem Coronaviru­s Sars-CoV-2 infizierte­r 55-jähriger Franzose war nicht in einem Risikogebi­et, sein Zustand sei schlecht. Beide seien zunächst nicht als Verdachtsf­älle eingestuft worden. Gegenwärti­g seien Untersuchu­ngen im Gange, um die Quelle der Ansteckung zu identifizi­eren. In Frankreich gab es bisher insgesamt 17 bestätigte Infektione­n mit SarsCoV-2. Ein Chinese war vor anderthalb Wochen gestorben.

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