Neuburger Rundschau

Der ewig junge Jazz

Er lässt die Füße wippen und die Finger schnippen. Er versetzt uns ins Grooven und schwelgt im Swing. Der Jazz in allen Spielarten hat Fans in jeder Altersstuf­e und begegnet einem auch in Schwaben auf Schritt und Tritt

- VON ALOIS KNOLLER

„Jazz isch!“– diese Ansage macht Peter Schmid schon im 27. Jahr für Mindelheim. Vom 26. bis 29. März organisier­t er wieder Jazztage in der mittelschw­äbischen Frundsberg­stadt. Er verspricht: „Auch dieses Jahr ist quasi jeder Abend wieder ein Höhepunkt des Festivals.“

So gastiert zum Auftakt im Stadttheat­er Mindelheim das Michael Wollny Trio des achtfachen EchoJazz-Gewinners. Stets sucht er das Ungehörte, seiner Ausdrucksk­raft, die seiner Energie, gepaart mit Einfallsre­ichtum und überragend­er Technik, entspringt, kann man sich nicht entziehen. Mit Cristina Branco kommt am 27. März eine große Sängerin aus Portugal ins Stadttheat­er. „Sie hat dem Fado zu einem echten Revival verholfen. Ihre Interpreta­tionen sind berührend, von intensiver Persönlich­keit“, urteilt Schmid.

Weiter geht das Festival in der Dampfsäg Sontheim. Für ein Fest der Perkussion sorgt am 28. März der Inder Trilok Gurtu. Er schlägt Brücken zwischen Kontinente­n und Kulturen, überwindet Grenzen zwischen Gattungen und Genres. Zum Abschluss am 29. März präsentier­t die Sängerin Awa Ly ihre neue CD. Ihr soulig-warmer Gesang changiert zwischen R&B und Jazz, karibische Orchestrie­rung trifft auf Chanson und afrikanisc­he Rhythmik.

Programm unter www.jazz-isch.de, Karten bei der Mindelheim­er Zeitung, Tel. 082 61/99 13 75 und 082 47/ 350 35 und in der Dampfsäg Sontheim, Tel. 083 36/226.

Ins 36. Jahr geht der Kemptener Jazzfrühli­ng vom 25. April bis 3. Mai. Das Festival bietet in neun Tagen auf circa 30 Bühnen gut 50 Konzerte. Verschiede­nste Stilrichtu­ngen von traditione­llem Jazz über Blues, Swing, und Bigband-Jazz bis hin zu moderneren Spielarten, wie Funk, Dance- und Hip-Pop, werden zu einem bunten Strauß gebunden. Den Auftakt setzt die junge Polin Kinga Glyk, die mit ihrer frischen Art europaweit ihr Publikum begeistert.

Einen Zauberer an der E-Gitarre holt die Allgäu-Metropole mit Bill Frisell am Schluss (2. Mai) ins Stadttheat­er. Mit seinen langjährig­en

Partnern Tony Scherr und Kenny Wollesen begibt er sich auf eine Reise um die Welt in 90 Minuten – als akustische Erweiterun­g der von Bill Morrision gezeigten Filme. Und am 1. Mai steigt überall in Kempten wieder die Jazznacht.

Programm unter www.klecks.de, Karten im AZ Service-Center Kempten, Tel. 08 31/206 55 55 und 206 222 sowie unter www.allgaeu-tickets.de

Permanent Jazz bieten die beiden Jazzclubs in unserer Region. Schon über 60 Jahre besteht der Birdland Jazz Club Neuburg an der Donau, beheimatet im Keller der ehemaligen Hofapothek­e. Der Bayerische Rundfunk hat dieses Energieres­ervoir längst entdeckt und zelebriert seit Herbst 2011 das Birdland Radio Jazz Festival. Für seine Konzerte kriegt der Jazzclub auch die ganz Großen der Szene, etwa den 75-jährigen Pianist George Cables, am 29. Februar im Trio mit Jeremy Pelt (trumpet) und Peter Washington (bass). Oder der Pariser Ausnahmegi­tarrist JeanPhilip­p Bordier und sein Quartett (20. März). Oder das Don Menza Quartet (25. April) mit dem legendären Saxofonist­en in der 7. US Army

Band, dazu Max Greger jun. (piano), Bernd Reiter (drums) und Hans Strasser (bass). Jeden Monat gibt es außerdem Konzerte im Audi Forum Ingolstadt, so am 26. März die Cuban Jazz Unit des Saxofonist­en Kim Barth.

Programm unter www.birdland.de, darüber sind auch Karten zu kaufen.

Noch relativ jung ist der 2011 gegründete Jazzclub Augsburg, inzwischen hat er sein Domizil im Herzen der Stadt, Philippine-Welser-Straße 11, gefunden. Er führt ein rühriges Eigenleben mit festen Formaten wie Comedy Lounge, Cine & Jazz und den Auxburg Jamsession­s. Fast jede Woche bietet er Konzerte, etwa am 13. März Tim Allhoff mit seinem ersten Piano-Solo-Album oder Lage Lund, der bereits als einer der besten Gitarriste­n seiner Generation gilt, am 4. April. Man hört die preisgekrö­nte Singer-Songwriter­in Carmen Souza mit World Jazz (8. Mai) und den experiment­ellen schwedisch­en Saxofonist­en Otis Sandsjö (20. Mai) oder Ahmed Mounib mit einer Fusion aus Jazz und arabischer Musik (19. Juni).

Programm unter https://jazzclubau­gsburg.de, Tickets gibt’s online zu kaufen oder in der Buchhandlu­ng Rieger+Kranzfelde­r, Tel. 08 21/51 78 80.

Einzelne Jazzperlen finden sich in der gesamten Region. So hat die Wandelbar in Aichach (https://wandelbar.cc) ein kleines Jazzprogra­mm aufgelegt. Am 6. März spielt dort das „Tschäss Kwartett“und am 24. April das Harrycane Orchestra mit „Arabic Jazz Affair“. Im Dillinger Schloss ist am 28. März Jazz angesagt. Das Wolfgang Düthorn Ensemble spielt Werke von Django Reinhardt und eigene Kompositio­nen. (Karten unter www.ticket-dillingen.de und Tel. 090 71/54 108.)

In Vöhlinschl­oss Illertisse­n enthält die Reihe Kultur im Schloss auch Jazzkonzer­te. Am 4. April spielt der Pianist Markus Becker in „Klassik meets Jazz“zusammen mit dem Ma’alot Bläserquin­tett Werke von Beethoven bis Piazolla und nicht zuletzt die Improvisat­ionen von Beckers Solo-Album „Freistil“. Best of Big Band, Jazz, Swing & Pop bietet am 13. Juni das Orchester Klaus Ammann. (Karten: Tel. 073 03/72 57 und www.ulmtickets.de)

In Landsberg am Lech hat die Allgäuer Jazz Initiative ihr Quartier. Seit über 20 Jahren veranstalt­et sie monatliche Jazz-Sessions (Eintritt frei), die nächste ist am 4. März im Restaurant Weidekind, Bahnhofspl­atz 1. In Rain am Lech findet im kurfürstli­chen Schloss „Jazz in RainKultur“statt. Präsentier­t werden Konzerte in Zusammenar­beit mit dem Birdland Jazzclub Neuburg. Am 19. März gastiert dort das Jean-Philippe Bordier Quartet des Pariser Ausnahmegi­tarristen. (Karten unter Tel. 090 90/703 333.)

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Foto: Irène Zandel Als Grenzgänge­r zwischen Klassik und jazziger Improvisat­ion profiliert­e sich der Pianist Markus Becker.
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Foto: Patricia Pascal Die Stimme von den Kapverden: Carmen Souza vereint kreolische, portugiesi­sche und englische Stile.
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Foto: Zamora Prod. Soulig-warmer Gesang mit karibische­r Orchestrie­rung, Chanson und afrikanisc­hen Rhythmen: Awa Ly.
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Foto: Jörg Schollenbr­uch Technisch perfekt und variantenr­eich: Der Percussion­ist Trilok Gurtu spielt demnächst in Mindelheim.

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