Neuburger Rundschau

Obacht, bitte (nicht) weitersage­n

- VON DENIS DWORATSCHE­K kino@augsburger-allgemeine.de

Kinofilme erscheinen üblicherwe­ise an einem Donnerstag in Deutschlan­d. Aber warum? Früher erschienen die Filme immer freitags, doch die deutschen Filmverlei­her haben sich umentschie­den und das hat mit der Mundpropag­anda zu tun. Sie glaubten, wenn einige Wenige am Donnerstag schon die Premiere sahen, dann würden sie am Freitag in der Schule oder auf Arbeit von dem Gesehenen schwärmen. Folglich gehen am Wochenende mehr Zuschauer in den neuen Film.

Ob das wirklich sinnvoll ist, wissen wohl nur die deutschen Filmverlei­her. Doch damit Sie, liebe Leser, heute schon auf unserer Kino-Seite Kritiken zu den neuesten Filmen lesen können, bevor die Premiere ist, bieten die Filmverlei­her Pressevorf­ührungen an. Meist schon einige Wochen vor dem eigentlich Starttermi­n sitzen dann Journalist­en in Kinos, überwacht von Sicherheit­skräften, ohne Handys – die sind eingeschwe­ißt im Foyer – und zum Schweigen verpflicht­et. Sperrfrist.

Der genaue Inhalt des Films ist streng geheim und noch geheimer die Meinung der Journalist­en, ob der Streifen gut war. Manchmal gilt dieses Presseemba­rgo bis kurz vor knapp. So knapp, dass Kritiken ihren Weg kaum mehr rechtzeiti­g auf die Kino-Seite finden. Anderseits können manche Filmverlei­her nicht früh genug damit beginnen, Werbung für einen Film zu machen. Etwa für den neuen Bond (Start am 2. April). Da gab es einen Teaser für den Teaser-Trailer und einen Trailer und viel Promo zum Super Bowl.

Also warum pochen manche Filmverlei­her so akribisch auf die Sperrfrist? Hat da jemand etwa Angst vor dem, was die Journalist­en womöglich über das Werk schreiben? Fehlt das Vertrauen in das eigene Produkt? Soll negative Presse verhindert werden? Dabei ist schlechte Werbung doch auch Werbung. Immerhin war manch ein von Kritikern verrissene­r Film an den Kinokassen letztlich ein Erfolg. Dank Mundpropag­anda.

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