Obacht, bitte (nicht) weitersagen
Kinofilme erscheinen üblicherweise an einem Donnerstag in Deutschland. Aber warum? Früher erschienen die Filme immer freitags, doch die deutschen Filmverleiher haben sich umentschieden und das hat mit der Mundpropaganda zu tun. Sie glaubten, wenn einige Wenige am Donnerstag schon die Premiere sahen, dann würden sie am Freitag in der Schule oder auf Arbeit von dem Gesehenen schwärmen. Folglich gehen am Wochenende mehr Zuschauer in den neuen Film.
Ob das wirklich sinnvoll ist, wissen wohl nur die deutschen Filmverleiher. Doch damit Sie, liebe Leser, heute schon auf unserer Kino-Seite Kritiken zu den neuesten Filmen lesen können, bevor die Premiere ist, bieten die Filmverleiher Pressevorführungen an. Meist schon einige Wochen vor dem eigentlich Starttermin sitzen dann Journalisten in Kinos, überwacht von Sicherheitskräften, ohne Handys – die sind eingeschweißt im Foyer – und zum Schweigen verpflichtet. Sperrfrist.
Der genaue Inhalt des Films ist streng geheim und noch geheimer die Meinung der Journalisten, ob der Streifen gut war. Manchmal gilt dieses Presseembargo bis kurz vor knapp. So knapp, dass Kritiken ihren Weg kaum mehr rechtzeitig auf die Kino-Seite finden. Anderseits können manche Filmverleiher nicht früh genug damit beginnen, Werbung für einen Film zu machen. Etwa für den neuen Bond (Start am 2. April). Da gab es einen Teaser für den Teaser-Trailer und einen Trailer und viel Promo zum Super Bowl.
Also warum pochen manche Filmverleiher so akribisch auf die Sperrfrist? Hat da jemand etwa Angst vor dem, was die Journalisten womöglich über das Werk schreiben? Fehlt das Vertrauen in das eigene Produkt? Soll negative Presse verhindert werden? Dabei ist schlechte Werbung doch auch Werbung. Immerhin war manch ein von Kritikern verrissener Film an den Kinokassen letztlich ein Erfolg. Dank Mundpropaganda.