Schwarz ist schuldig
Die falsche Hautfarbe kann sich vor amerikanischen Gerichten tödlich auswirken
Der junge Harvard-Absolvent Bryan Stevenson (Michael B. Jordan) hätte als Jurist sicherlich lukrativere Berufsmöglichkeiten gehabt, aber er entscheidet sich Ende der 80er Jahre nach Alabama zu ziehen, um sich für die Verurteilten in den dortigen Todestrakten einzusetzen. Sein erster Fall ist der Afroamerikaner Walter McMillian (Jamie Foxx), der eine 18-jährige Weiße ermordet haben soll. „Als Schwarzer bist du hier schuldig, wenn du auf die Welt kommst“, sagt McMillian zu dem jungen Rechtsanwalt aus dem Norden, der mit dem rassistischen Status
quo in den Südstaaten nicht vertraut ist. Ein Blick in die Gerichtsakten zeigt die Fadenscheinigkeit der Beweislage: Obwohl über ein Dutzend Bewohner des afroamerikanischen Viertels bezeugen können, dass McMillian zur Tatzeit bei einer Grillparty war, folgten die Geschworenen der Beschuldigung des schwerkriminellen weißen Zeugen. Selbst als herauskommt, dass die Ermittler diesen zur Falschaussage gezwungen haben, sind Staatsanwalt (Rafe Spall) und Gericht nicht zum Einlenken bereit.
In „Just Mercy“zeigt Destin Daniel Cretton eindrücklich, dass Gerechtigkeit im amerikanischen Rechtssystem vor allem eine Frage des Geldes und der Hautfarbe ist und wie tief der strukturelle Rassismus in Polizei- und Justizapparat verankert ist. Der Film verzichtet darauf, den engagierten Rechtsanwalt zum heroischen Rettungsengel zu stilisieren. Stattdessen rückt Cretton den Fokus immer wieder auf die Männer im Todestrakt, die mit ihren Ängsten, ihrer Hoffnungslosigkeit und um ihre Menschenwürde kämpfen. Dabei kann er bis in die kleinste Nebenrolle hinein auf ein herausragendes Ensemble zurückgreifen. Vor allem Jamie Foxx gelingt es, die widersprüchlichen Emotionen seiner Figur äußerst differenziert und brillant zu bündeln. » Just Mercy (2 Std. 17 Min.), Drama, USA 2020
Wertung ★★★★✩