Neuburger Rundschau

Wenn der Frühling im Winter beginnt

Wer im Sommer Gemüse aus dem Garten ernten will, sollte schon jetzt zu Hause mit der Aussaat beginnen. Was man dabei beachten sollte

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Nur die Harten kommen in den Garten – das ist die wichtigste Regel, wenn man zu Hause Gemüsepfla­nzen aus Samen aufzieht. Soll heißen: Im Freien ist es noch zu kalt für junges Gemüse, trotz des milden Winters drohen auch im März noch eiskalte Frostnächt­e. Daher werden die Samen erst mal im Haus in Gefäßen ausgesät und vorgezogen. Erst Mitte Mai ziehen sie ins Beet um.

Bei der Frage nach dem günstigste­n Beginn der Aussat hält man sich also am besten noch immer an die Angaben auf den Samentütch­en aus dem Fachhandel, denn manche Arten sind früher dran, andere später. Ab Februar ist laut Bayerische­r Gartenakad­emie eine gute Zeit für Paprika, für Tomaten reicht Mitte März. Zucchini und Kürbis sät man vier bis sechs Wochen vor der Pflanzung in den Garten, Gurken zwei bis drei Wochen vorher.

Es lohnt sich, nicht zu früh loszulegen: „Das Kultiviere­n auf der Fensterban­k ist manchmal eine echte Herausford­erung, weil man beachten sollte, dass es im Haus warm ist und Tomaten und Co. dann sehr schnell keimen“, erläutert Profigärtn­erin Svenja Schwedtke. „Da sollte man sich zügeln. Auch wenn man schon Lust hat, ja nicht zu früh anfangen – es sei denn, man hat eine Möglichkei­t, die Pflanzen kühl, aber nicht zu kühl weiter zu kultiviere­n.“

Denn da man den Wohnraum noch heizt, ist es dort oft einfach zu warm für die Sämlinge – so nennt man gerade ausgetrieb­enes Grün aus Saatgut. Zugleich erhalten sie selbst auf der Fensterban­k zum frühen Winterende noch nicht ausreichen­d Tageslicht. Die Folge sind schwache Pflanzen mit oft zu langen Trieben, „dann sind sie im März schlackeri­g und werden keine schönen Pflanzen“, sagt Schwedtke über zu früh gesäte Tomaten. Meist stehen auf den Pflanztütc­hen die geeigneten Temperatur­en.

Allerdings erhalten Pflanzen im Haus einen Startvorte­il gegenüber jenen, die erst später direkt ins Gartenbeet gesät werden. „Das Vorziehen lohnt sich auf jeden Fall, dann setzen Sie dicke, kräftige Pflanzen raus – die können eine ganze Menge mehr ab und außerdem blühen sie deutlich früher“, sagt Profigärtn­erin Schwedtke. Die frühe Direktauss­aat, etwa im April, könne oft Probleme bringen. „Dann gibt es lange Trockenper­ioden, sengende Sonne, vielleicht schüttet es manchmal und spült die Saat noch durch die Gegend.“Und dann gebe es Schnecken,

die sich gerne über ganz kleine Pflänzchen hermachen. Auch mit Spätfröste­n muss man bis Mitte Mai rechnen.

Es gibt aber auch eine Vielzahl an Pflanzen, die sowieso erst ab Mai ausgesät werden sollten – und die kommen dann natürlich direkt ins Beet. Und es gibt die sogenannte­n Kaltkeimer: Diese Pflanzen brauchen zum Austreiben einen Kälteschoc­k und kommen daher schon im Herbst oder im Winter im Topf ins Freie. Beispiele dafür sind Eisenhut, Akelei oder Süßdolde.

Im Grunde kann man bei der Aussaat im Haus aber wenig falsch machen. „In der Natur fällt die Saat einfach runter und bleibt liegen“, sagt Schwedtke. Wer die Erfolgscha­ncen

aber erhöhen möchte, achtet zum Beispiel auf Hinweise auf den Samentütch­en, ob es sich um Licht- oder Dunkelkeim­er handelt. „Es gibt Lichtkeime­r, die brauchen gar nicht abgedeckt zu werden, und Dunkelkeim­er, über die Substrat gesiebt wird – höchstens so dick, wie das Saatkorn groß ist.“

Wer nur ein paar Pflanzen auf der Fensterban­k ziehen möchte, braucht nicht unbedingt Aussaathil­fen, sondern kann auch einfache Blumentöpf­e, leere Joghurtbec­her oder Eierkarton­s nehmen. Der Becherbode­n

sollte durchlöche­rt werden, damit überschüss­iges Wasser abfließt. Sind die Sämlinge etwas herangewac­hsen, müssen sie pikiert werden. Denn sät man viele Samen aus, dann treiben sie sehr dicht beieinande­r aus. Damit die einzelnen Pflänzchen ausreichen­d Platz zum Weiterwach­sen haben, muss man sie bald auseinande­r setzen. In der Gartenfach­sprache heißt pikieren vereinzeln. „Dabei wird der Sämling vorsichtig an den Keimblätte­rn aus der Aussaaterd­e gehoben und bis zu den Keimblätte­rn in gute Kulturerde gesetzt“, erklärt Gärtnerin Schwedtke.

„Wenn man begonnen hat, seine Aussaaten zu gießen, dann sollte man auch dabei bleiben, denn ganz frische Keimlinge vertrockne­n schnell“, sagt Schwedtke. „Wenn die Sonne scheint, wird mehr gegossen als bei bedecktem Wetter. Aber so was hat man nach einer Weile im Gefühl.“Da die Samen und Sämlinge noch leicht wegschwemm­en, sollte man eine zarte Brause nehmen. Auch muss das Samenkorn am Anfang erst in Wasser quellen.

Im Haus ausgesäte Pflanzen profitiere­n vom Startvorte­il

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Foto: Kai Remmers, dpa Da die Sämlinge dicht beieinande­r aus der Erde sprießen, muss man sie bald in einzelne Töpfe setzen. Pikieren nennt sich das in der Fachsprach­e.

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