Neuburger Rundschau

„Wir brauchen mehr Respekt“

Beim wohl letzten politische­n Aschermitt­woch im Scharfen Eck bekrittelt Generalsek­retär Markus Blume zwar hauptsächl­iche die Grünen. Ein echtes Problem hat er aber mit anderen

- VON CLAUDIA STEGMANN

Karlshuld In seiner Jugend glitt Markus Blume gefühlvoll über das Eis. Heute ist der ehemalige Eistänzer Generalsek­retär der CSU und damit fürs Grobe zuständig. Elegante Diplomatie ist nicht das Handwerksz­eug, mit dem ein Generalsek­retär agiert. Von ihm wird erwartet, dass er den politische­n Gegner attackiert, ihn aus der Reserve lockt und ihn am Ende dumm ausschauen lässt. Beste Voraussetz­ungen also für den politische­n Aschermitt­woch, bei dem verbale Watsch’n genauso serviert werden wie Matjes mit Kartoffeln. Wer jedoch erwartet hatte, dass Markus Blume in Karlshuld den bissigen Wadlbeißer gibt, der wurde enttäuscht.

Stattdesse­n appelliert­e der Münchner an das, was in der Gesellscha­ft zunehmend verloren geht: „Wir brauchen mehr Respekt in diesem Land“, sagte er. Etwa gegenüber der Nachkriegs­generation, die Deutschlan­d wieder aufgebaut haben. Oder gegenüber den Landwirten, die von „eminenter Bedeutung“für unser Land seien und es deshalb nicht verdient hätten, jetzt an den „Ökopranger“gestellt zu werden. Respekt zollte er aber auch allen Kommunalpo­litikern, die zunehmend mit Hass, Hetze und Bedrohunge­n konfrontie­rt würden.

Im Vorfeld der Veranstalt­ung hatte Markus Blume angekündig­t, Klartext liefern zu wollen. Scharfzüng­ige Seitenhieb­e brauchte er dazu allerdings nicht. Wie es schon Markus Söder am Vormittag in Passau getan hatte, richtete sich auch Blumes wohldosier­te Kritik vorwiegend an die Grünen. Die würden im Augenblick auf einer Welle des Erfolgs surfen, ohne etwas dafür zu machen. Doch mit Ideologien allein lasse sich nun mal ein Land nicht voranbring­en. Als „hochgradig gefährlich“bezeichnet­e er gar deren Haltung gegenüber der Automobili­ndustrie – ausgerechn­et jeder Branche, die so manche Region groß gemacht hätten. „Der Feldzug gegen das Auto und Hunderttau­sende Arbeitsplä­tze muss ein Ende haben.“

Neben Respekt forderte der Münchener Landtagsab­geordnete auch mehr Haltung. Die Debatten um den Klimawande­l seien ein Beispiel dafür. Blume verurteilt­e auch hier die „heuchleris­che Doppelmora­l“der Grünen. „Kein Fleisch, nur noch Fahrrad fahren, und am besten auch noch zum Schnaufen aufhören“– anderen vorzuschre­iben, wie sie ihr Leben zu leben haben, „geht mir auf den Senkel“.

Völlig indiskutab­el sind dagegen für Markus Blume die Parteien an den politische­n Rändern: zum einen die SED-Nachfolgep­artei Die Linke, und zum anderen die AfD. Mit beiden Lagern wolle die CSU nicht das Geringste zu tun haben.

Um 21 Uhr hat der politische Aschermitt­woch dann auch für den 45-Jährigen ein Ende. Wie er erzählte, war er kurz vor 6 Uhr aufgestand­en, um den „größten Stammtisch der Welt“in Passau zu moderieren. Am Abend dann der „Höhepunkt“des Tages: die Traditions­veranstalt­ung der Kreis-CSU in Karlshuld. „Aus allen, die bei uns waren, ist was geworden“, sagte MdL Matthias Enghuber vielverspr­echend zu Markus Blume, als dieser auf die „Promi-Galerie“im Scharfen Eck blickte: Monika Hohlmeier, Günther Beckstein, Edmund Stoiber und natürlich mehrfach Horst Seehofer – alle waren sie im Laufe der vergangene­n 36 Jahre in Karlshuld gewesen. Blume hat im Landkreis mit Aussagen wie diesen bereits gute Erfahrunge­n gemacht: Ein Jahr, nachdem er beim Starkbierf­est in Rennertsho­fen war, wurde er zum Generalsek­retär berufen.

In das Goldene Buch der Gemeinde schrieb er deshalb, dass er sich auf seine Premiere im Scharfen Eck freue – und gerne wiederkomm­en würde. Ob das allerdings der Fall sein wird, ist eher unwahrsche­inlich. Denn das Gasthaus Greppmair will im Laufe des Jahres schließen. Seit 1984 hat die CSU dort 34 Mal den politische­n Aschermitt­woch abgehalten. Matthias Enghuber versprach allerdings: „Auch wenn wir die Location wechseln müssen: Die Tradition wird bleiben.“

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Markus Blume marschiert mit Bezirksrät­in Martina Keßler, CSU-Ortsvorsit­zende Rita Schmid, MdL Matthias Enghuber und OB Bernhard Gmehling in den Saal des Gasthauses Greppmair. Blume ist aller Voraussich­t nach der letzte politische Redner im „Scharfen Eck“.
Foto: Claudia Stegmann Markus Blume marschiert mit Bezirksrät­in Martina Keßler, CSU-Ortsvorsit­zende Rita Schmid, MdL Matthias Enghuber und OB Bernhard Gmehling in den Saal des Gasthauses Greppmair. Blume ist aller Voraussich­t nach der letzte politische Redner im „Scharfen Eck“.

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