Nicht gegeneinander, sondern miteinander
Werner Widuckel bedauert, dass der Ton im politischen Umgang immer rauer wird. Statt sich gegenseitig mit Schlamm zu bewerfen, wünscht er sich einen konstruktiven Austausch
Weichering Werner Widuckel wollte dieses Mal nicht in das typische Hau-Drauf-Ritual des politischen Aschermittwochs verfallen. Vielmehr plädierte der Kreisvorsitzende der SPD Neuburg-Schrobenhausen für mehr Miteinander. Die Gesellschaft müsse geeint und nicht auseinanderdividiert werden.
Bevor Widuckel allerdings zusammen mit Vize-Landrätin Sabine Schneider die Sachthemen aufgriff, schaute er kurz nach Passau, wo Markus Söder den politischen Aschermittwoch der CSU gestaltet hatte. „Wer die SPD als Stuhlkreis bezeichnet, sollte daran denken, dass man in Berlin in einer gemeinsamen Regierungskoalition sitzt. Und wer vor Rot-Rot-Grün warnt, sollte in die Bundesländer schauen, in denen diese Farbkonstellation bereits erfolgreich regiert.“
Mit Blick auf die Anschläge von Hanau, Halle und in anderen Städten holte Widuckel nicht zum typischen Rundumschlag aus. Vielmehr wurde er nachdenklich. 1200 Anschläge auf Kommunalpolitiker im vergangenen Jahr. Und eine Verrohung des politischen Umgangstones. „Wir stehen vor der Aufgabe, nicht mit Schlamm zu schmeißen, sondern die Demokratie zu retten.“Widuckel macht sich ernsthafte Sorgen. So große Sorgen, dass er den Niedergang der zweiten großen Volkspartei CDU nicht bejubelt, sondern diesen bedauert. Denn das Regieren ohne Extreme werde zunehmend schwieriger.
Dann aber wandte er sich zusammen mit Sabine Schneider den lokalpolitischen Themen zu. Ein klares Statement für das Schrobenhausener Krankenhaus gaben Widuckel und Schneider ab. Das Defizit sei zu groß, das Krankenhaus müsse aber auch keine Gewinne machen. Beide wünschen sich einen Ausbau der
Akutgeriatrie in Verbindung mit baulichen Maßnahmen. Außerdem müsse eine Grund- und Regelversorgung nahe am Menschen auch auf dem Land gewährleistet werden. Mehr Unterstützung vom Freistaat sei gefragt. Die brauche man auch beim öffentlichen Nahverkehr. Der ÖPNV müsse, so Widuckel, genauso wie die Straßen selbst als Infrastruktur gesehen werden. Mit diesem anderen Blickwinkel sei dann auch eine andere Finanzierung möglich.
Weiterhin viel Geld braucht der Landkreis für seine Schulen. Beide Gymnasien in Neuburg und Schrobenhausen sind für die Anforderungen zu klein. Sie müssen saniert und erweitert werden. Das werde, so Schneider, den Landkreis über viele Jahre begleiten. Darüber hinaus müsse es beim Moorschutz schneller vorangehen. Auch dabei wünscht sich Schneider mehr Engagement vom Freistaat. „Der Landkreis ist mit dieser Aufgabe überfordert.“Mehr Tagespflegeplätze, eine Außenstelle des Landratsamtes in Schrobenhausen, Kooperationen der Gemeinden bei vielen Planungen – die SPD will nicht spalten, sondern die Gesellschaft wieder zusammenrücken lassen.