Elternbeirat Ehekirchen ruft um Hilfe
An der Ehekirchener Schule fiel zuletzt Unterricht aus, weil Lehrer krank waren und die Stunden nur teilweise aufgefangen werden konnten. Das wird sich aber nie ganz vermeiden lassen
Ehekirchen Während in Bayern landauf landab Lehrer gegen die von Kultusminister Michael Piazolo verordnete Mehrarbeit protestieren, zeigt sich nun auch der Elternbeirat der Grund- und Mittelschule Ehekirchen mit den Pädagogen solidarisch. In einem Brief fordert der Elternbeirat Piazolo auf, mehr Lehrer einzustellen und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Hintergrund sind Krankheitsfälle an der Schule in Ehekirchen, die zeitweise nicht vollumfänglich aufgefangen werden konnten. Doch laut Schulamt wird es solche Lücken immer geben – egal, wie viele Lehrer der Staat einstellt.
Grundsätzlich ist die Personalsituation an Bayerns Grund- und Mittelschulen angespannt. Kommendes Schuljahr sollen 1400 Lehrkräfte fehlen. Weil es am Nachwuchs fehlt, sollen die aktiven Lehrer das Defizit weitestgehend ausgleichen, indem sie vorübergehend eine Unterrichtsstunde pro Woche mehr arbeiten, ein vorzeitiger Ruhestand nicht mehr genehmigt wird, Sabbatjahre abgeschafft werden und Teilzeitkräfte künftig mindestens 24 Stunden pro Woche arbeiten müssen. Vor allem die Ruhestands- und Teilzeitregelungen sorgen bei den Lehrern für Unmut.
Dieses Schuljahr konnten bayernweit noch alle Stellen besetzt werden. Doch der Elternbeirat in Ehekirchen kritisiert, dass das Personal schon jetzt zu knapp bemessen sei. In ihrem Brief an den Kultusminister schildern Vorsitzende Katja Hammerl und ihre Stellvertreterin Sandra Artner einen Fall, der die Not belegen soll. Als im Oktober vergangenen Jahres eine Lehrerin für mehrere Wochen krankheitsbedingt ausgefallen sei, hätten Kollegen sowie eine Lehrkraft der Mobilen Reserve die Unterrichtsstunden nur teilweise auffangen können. Die Situation habe sich verschärft, als im November eine weitere längere Fehlzeit angekündigt worden sei.
Der Lehrermangel sei nach Ansicht des Elternbeirats eine „Folge von Sparmaßnahmen durch die Bayerische Staatsregierung, da nicht ausreichend Lehrer eingestellt werden und dadurch zu wenig Mobile Reserven zur Verfügung stehen“. Dieser Aussage kann Schulamtsleiterin Ilse Stork jedoch nicht zustimmen. Den Umfang der Mobilen Reserve – also jener Lehrer, die im Notfall einspringen – legt zunächst die Regierung fest. Doch das Schulamt hat Spielraum und in diesem Jahr (und auch schon in den Jahren zuvor) über 100 Unterrichtsstunden mehr eingeplant.
Nichtsdestotrotz kann es immer wieder zu Engpässen kommen – wenn Erkältungen und grippale Infekte kursieren und auch vor Lehrern nicht Halt machen. „Gerade im
Winter wird es jedes Jahr knapp“, sagt Ilse Stork. Die Kollegen der Mobilen Reserve wären dann ohnehin schon sehr flexibel, indem beispielsweise eine Zwei-Tages-Kraft auch mal einen dritten Tag oder an einem anderen Tag arbeiten würde. Doch so viele Lehrer könnten gar nicht auf Abruf bereitgehalten werden, dass immer alle Eventualitäten abgedeckt seien – egal, ob an der Schule in Ehekirchen oder anderswo.
Die Forderung des Elternbeirats, dass „ausreichend Lehrkräfte für das gesamte Schuljahr eingeplant werden, sodass auch bei eintretenden Fehlzeiten der Unterricht planmäßig stattfindet und keine Unterrichtsstunden ausfallen“, wird in dieser Absolutheit also nicht umgesetzt werden können. Doch der Elternbeirat will nichtsdestotrotz ein Signal aussenden. Wie Sandra Artner sagte, hätten sich Eltern wegen der Situation an der Schule, bei der
Unterrichtsstunden ausgefallen waren oder Klassen zusammengelegt werden mussten, an den Elternbeirat gewandt. Weil der Schulleitung selbst die Hände gebunden seien, hätten sie sich dafür entschieden, dem Kultusminister zu schreiben und gleichzeitig eine Onlinepetition ins Leben zu rufen. Ihr Ziel: 2000 Unterstützer sollen bis Mitte April ihre Stimme dafür geben, dass mehr Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen eingestellt werden.
Dieses Ansinnen ist jedoch auch seitens des Kultusministeriums unstrittig. Der Staat würde ja mehr Lehrer einstellen – wenn es denn welche gäbe. Doch seit Jahren entscheiden sich Lehramtsstudenten lieber für eine Laufbahn auf der Realschule oder dem Gymnasium. Die Folge: Für Grund-, Mittel- und Förderschulen gibt es weniger Bewerber als Stellen. Diesem Trend versucht das Kultusministerium gegenzusteuern, beispielsweise durch eine Zweitqualifizierung von Gymnasialund Realschullehrern für die Grundschulen, durch mehr Studienplätze fürs Grundschullehramt und die Einrichtung von Lehrstühlen für die Ausbildung von Lehrkräften für Sonderpädagogik.
Doch das Problem liegt unter anderem woanders: nämlich am Geld. Realschul- und Gymnasiallehrer verdienen mehr als ihre Grund- und Mittelschulkollegen und müssen gleichzeitig weniger arbeiten. Lehrerverbände fordern seit Jahren eine Gleichbehandlung, um den Job des Grund- und Mittelschullehrers wieder attraktiver zu machen. Michael Piazolo hätte das Einstiegsgehalt bereits angehoben, doch die CSU ist dagegen. Petition Wer die Forderungen des Ehekirchener Elternbeirats unterstützen möchte, kann dies unter folgendem Link tun: www.gms-ehekirchen.de --> Rubrik „Elternbeirat“