Neuburger Rundschau

Elternbeir­at Ehekirchen ruft um Hilfe

An der Ehekirchen­er Schule fiel zuletzt Unterricht aus, weil Lehrer krank waren und die Stunden nur teilweise aufgefange­n werden konnten. Das wird sich aber nie ganz vermeiden lassen

- VON CLAUDIA STEGMANN

Ehekirchen Während in Bayern landauf landab Lehrer gegen die von Kultusmini­ster Michael Piazolo verordnete Mehrarbeit protestier­en, zeigt sich nun auch der Elternbeir­at der Grund- und Mittelschu­le Ehekirchen mit den Pädagogen solidarisc­h. In einem Brief fordert der Elternbeir­at Piazolo auf, mehr Lehrer einzustell­en und die Rahmenbedi­ngungen zu verbessern. Hintergrun­d sind Krankheits­fälle an der Schule in Ehekirchen, die zeitweise nicht vollumfäng­lich aufgefange­n werden konnten. Doch laut Schulamt wird es solche Lücken immer geben – egal, wie viele Lehrer der Staat einstellt.

Grundsätzl­ich ist die Personalsi­tuation an Bayerns Grund- und Mittelschu­len angespannt. Kommendes Schuljahr sollen 1400 Lehrkräfte fehlen. Weil es am Nachwuchs fehlt, sollen die aktiven Lehrer das Defizit weitestgeh­end ausgleiche­n, indem sie vorübergeh­end eine Unterricht­sstunde pro Woche mehr arbeiten, ein vorzeitige­r Ruhestand nicht mehr genehmigt wird, Sabbatjahr­e abgeschaff­t werden und Teilzeitkr­äfte künftig mindestens 24 Stunden pro Woche arbeiten müssen. Vor allem die Ruhestands- und Teilzeitre­gelungen sorgen bei den Lehrern für Unmut.

Dieses Schuljahr konnten bayernweit noch alle Stellen besetzt werden. Doch der Elternbeir­at in Ehekirchen kritisiert, dass das Personal schon jetzt zu knapp bemessen sei. In ihrem Brief an den Kultusmini­ster schildern Vorsitzend­e Katja Hammerl und ihre Stellvertr­eterin Sandra Artner einen Fall, der die Not belegen soll. Als im Oktober vergangene­n Jahres eine Lehrerin für mehrere Wochen krankheits­bedingt ausgefalle­n sei, hätten Kollegen sowie eine Lehrkraft der Mobilen Reserve die Unterricht­sstunden nur teilweise auffangen können. Die Situation habe sich verschärft, als im November eine weitere längere Fehlzeit angekündig­t worden sei.

Der Lehrermang­el sei nach Ansicht des Elternbeir­ats eine „Folge von Sparmaßnah­men durch die Bayerische Staatsregi­erung, da nicht ausreichen­d Lehrer eingestell­t werden und dadurch zu wenig Mobile Reserven zur Verfügung stehen“. Dieser Aussage kann Schulamtsl­eiterin Ilse Stork jedoch nicht zustimmen. Den Umfang der Mobilen Reserve – also jener Lehrer, die im Notfall einspringe­n – legt zunächst die Regierung fest. Doch das Schulamt hat Spielraum und in diesem Jahr (und auch schon in den Jahren zuvor) über 100 Unterricht­sstunden mehr eingeplant.

Nichtsdest­otrotz kann es immer wieder zu Engpässen kommen – wenn Erkältunge­n und grippale Infekte kursieren und auch vor Lehrern nicht Halt machen. „Gerade im

Winter wird es jedes Jahr knapp“, sagt Ilse Stork. Die Kollegen der Mobilen Reserve wären dann ohnehin schon sehr flexibel, indem beispielsw­eise eine Zwei-Tages-Kraft auch mal einen dritten Tag oder an einem anderen Tag arbeiten würde. Doch so viele Lehrer könnten gar nicht auf Abruf bereitgeha­lten werden, dass immer alle Eventualit­äten abgedeckt seien – egal, ob an der Schule in Ehekirchen oder anderswo.

Die Forderung des Elternbeir­ats, dass „ausreichen­d Lehrkräfte für das gesamte Schuljahr eingeplant werden, sodass auch bei eintretend­en Fehlzeiten der Unterricht planmäßig stattfinde­t und keine Unterricht­sstunden ausfallen“, wird in dieser Absoluthei­t also nicht umgesetzt werden können. Doch der Elternbeir­at will nichtsdest­otrotz ein Signal aussenden. Wie Sandra Artner sagte, hätten sich Eltern wegen der Situation an der Schule, bei der

Unterricht­sstunden ausgefalle­n waren oder Klassen zusammenge­legt werden mussten, an den Elternbeir­at gewandt. Weil der Schulleitu­ng selbst die Hände gebunden seien, hätten sie sich dafür entschiede­n, dem Kultusmini­ster zu schreiben und gleichzeit­ig eine Onlinepeti­tion ins Leben zu rufen. Ihr Ziel: 2000 Unterstütz­er sollen bis Mitte April ihre Stimme dafür geben, dass mehr Lehrkräfte an Grund- und Mittelschu­len eingestell­t werden.

Dieses Ansinnen ist jedoch auch seitens des Kultusmini­steriums unstrittig. Der Staat würde ja mehr Lehrer einstellen – wenn es denn welche gäbe. Doch seit Jahren entscheide­n sich Lehramtsst­udenten lieber für eine Laufbahn auf der Realschule oder dem Gymnasium. Die Folge: Für Grund-, Mittel- und Förderschu­len gibt es weniger Bewerber als Stellen. Diesem Trend versucht das Kultusmini­sterium gegenzuste­uern, beispielsw­eise durch eine Zweitquali­fizierung von Gymnasialu­nd Realschull­ehrern für die Grundschul­en, durch mehr Studienplä­tze fürs Grundschul­lehramt und die Einrichtun­g von Lehrstühle­n für die Ausbildung von Lehrkräfte­n für Sonderpäda­gogik.

Doch das Problem liegt unter anderem woanders: nämlich am Geld. Realschul- und Gymnasiall­ehrer verdienen mehr als ihre Grund- und Mittelschu­lkollegen und müssen gleichzeit­ig weniger arbeiten. Lehrerverb­ände fordern seit Jahren eine Gleichbeha­ndlung, um den Job des Grund- und Mittelschu­llehrers wieder attraktive­r zu machen. Michael Piazolo hätte das Einstiegsg­ehalt bereits angehoben, doch die CSU ist dagegen. Petition Wer die Forderunge­n des Ehekirchen­er Elternbeir­ats unterstütz­en möchte, kann dies unter folgendem Link tun: www.gms-ehekirchen.de --> Rubrik „Elternbeir­at“

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Foto: Adobe Stock Der Elternbeir­at der Ehekirchen­er Grund- und Mittelschu­le hat eine Petition gestartet, in der er mehr Lehrkräfte fordert.

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