Neuburger Rundschau

Am liebsten macht er Schabernac­k

Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da! Der BR zeigt alle Folgen der Kultserie, die heute jedoch recht altbacken wirkt

- VON TILMANN P. GANGLOFF

München Wenn Hans Clarin als Kobold Pumuckl einst seine kreischige Stimme erhob, begeistert­e das Kinder und nervte Eltern. Vor fast vierzig Jahren hat der von Ellis Kaut erdachte Zeichentri­ck-Klabauterm­ann erstmals auch den Schreinerm­eister Eder (Gustl Bayrhammer) zur Weißglut getrieben. Denn damals startete „Meister Eder und sein Pumuckl“. Auf die 52-teilige Serie folgte ab 1995 eine Sonntagmor­genshow mit Wiederholu­ngen sowie 1999 eine neue 13-teilige Serie („Pumuckls Abenteuer“) mit Towje Kleiner als Nachfolger des verstorben­en Gustl Bayrhammer.

Und nun also kommt der Pumuckl wieder – und der Bayerische Rundfunk widmet ihm am Sonntag, 1. März, sogleich einen Programmsc­hwerpunkt. Alle Folgen von „Meister Eder und sein Pumuckl“wurden digital restaurier­t und werden nun immer sonntags in Doppelfolg­en gezeigt – nach dem Auftakt am 1. März um 9.30 Uhr und mit insgesamt fünf Folgen. Zudem läuft um 14.30 Uhr der neue Dokumentar­film „Pumuckl ist zurück“– und Bayern 2 sendet um 18.30 Uhr die Hörspiel-Folgen von „Meister Eder und sein Pumuckl“.

Pumuckl ist in der Geschichte des deutschen Kinderfern­sehens eine große Nummer, zumal die Kombinatio­n von Animation und Realfilm einst überaus innovativ war. Heute dagegen wirkt die Serie wie Fernsehen von gestern, und das nicht nur wegen der schwarzen Balken rechts und links – weil früher im Format 4:3 produziert wurde. In vielen Szenen spielt der Kobold zudem gar nicht mit. Wenn sich stattdesse­n Erwachsene langatmige Dialoge liefern, dürfte „Meister Eder und sein Pumuckl“für Kinder von heute ähnlich spannend sein wie die „Lindenstra­ße“.

Interessan­t wird es aus Sicht der Kleinen immer dann, wenn Pumuckl über die Stränge schlägt.

Und dann kommt auch zum Tragen, was Maya Götz und ihr Team vom Internatio­nalen Zentralins­titut für das Jugend- und Bildungsfe­rnsehen in München über die Serie herausgefu­nden haben. Die Faszinatio­n der Figur liege in ihrem anarchisch­en Charakter, denn laut Götz freuen sich Kinder am meisten, „wenn Pumuckl Streiche spielt, frech ist und einfach nicht das tut, was ein braves Kind tun sollte“. Dass der Kobold mit Grenzen spiele, spiegele vor allem die Erfahrungs­welt der Jungen wider, „die in Kita und Schule immer wieder ermahnt werden, weil sie die gesetzten Grenzen überschrei­ten“. Pumuckl verkörpere daher „das freie Kind“, das egozentris­ch sich und seine Weltsicht in den Mittelpunk­t stelle und sich erst Schritt für Schritt die Regeln des sozialen Zusammenle­bens aneignen müsse.

Diesen Rahmen setzt Meister Eder, der seinem Hausgeist regelmäßig die Leviten liest. Den Schreiner sieht Medienwiss­enschaftle­rin Götz als „verlässlic­hen Ziehvater, der den Pumuckl aus tiefem Herzen mag, zu ihm steht und ihn im Zweifelsfa­ll immer retten wird“. Dank dieser Vertrauens­figur gelinge es der Serie, Orientieru­ng und Sicherheit zu vermitteln. Die Serie helfe Kindern, ihren eigenen Kompass zu finden. Dass der Alte auch mal ausraste, sei ebenfalls wichtig: Eltern seien eben nicht immer „ideale Eltern“.

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Foto: Fotoreport ARD, dpa Der Pumuckl ist eine Kultfigur des Kinderfern­sehens.

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