Alles Bockmist, dein Jürgen
Liebes Tagebuch. Seit elf Wochen bin ich armer Tropf nun Trainer bei diesem Großstadtklub, der wie der TSV Untersöchering geführt wird. Was für eine Gauditruppe! Die Geschäftsleitung sowie die Medienabteilung reisen mit der Mannschaft im Bus. Ich selbst aber habe kein eigenes Büro. Nach 76 Tagen als Übungsleiter kann ich zusammenfassen: Alles Bockmist, dein Jürgen.
Wir wissen nicht, ob Jürgen Klinsmann tatsächlich ein Tagebuch führt. So ähnlich wie oben dürfte der Eintrag nach dem unrühmlichen Abgang aus der Hauptstadt ausfallen. Das tatsächliche Protokoll beginnt harmlos. Unter dem Titel „Zusammenfassung: Zehn Wochen Hertha BSC“hat der ehemalige Bundestrainer sein Berliner Tagebuch verfassen lassen. Es entpuppt sich als gnadenlose Abrechnung mit dem Bundesligisten, der über eine katastrophale Kaderplanung verfüge. Es herrsche eine „Lügenkultur“. Jeder Satz auf 22 DIN-A4-Seiten verdeutlicht, dass die Ehe zwischen Jürgen und der Hertha von Anfang an zerrüttet und zum Scheitern verurteilt war.
Nach der Trennung per Facebook floh Klinsmann in die USA.
Will er mit der Veröffentlichung seiner unbarmherzigen Analyse, die nicht ein gutes Haar an der Hertha lässt, seinem Investor Lars Windhorst die Augen öffnen? Oder will er sich selbst reinwaschen?
Klinsmann ist spätestens nach „zehn Wochen Hertha BSC“als Trainer, als Manager und als Mensch eine unerwünschte Person. Nur Masochisten holen einen schwäbischen Mieswurz, der vertrauliche Gespräche protokolliert, noch in den eigenen Laden. Und die Hertha – sollte nur die Hälfte der Anschuldigungen den Tatsachen entsprechen – muss sich von Grund auf erneuern. Wohin man blickt: die Berliner Schlammschlacht hinterlässt nur Verlierer.