Neuburger Rundschau

Was hat Schmidt gegen Gladbach vor?

Der Trainer des FC Augsburg sieht bei seinem Team eine Weiterentw­icklung. Er könne jetzt taktisch variabler arbeiten. Allerdings fehlt derzeit das Selbstvert­rauen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg So im Nachhinein betrachtet hatte die 1:5-Klatsche bei der Borussia aus Mönchengla­dbach für Martin Schmidt auch etwas Gutes. Es sei ein Meilenstei­n gewesen. „Danach lief es besser“, blickte der Trainer des FC Augsburg zwei Tage vor dem erneuten Aufeinande­rtreffen in der WWK-Arena (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) zurück.

Sein Team war Anfang Oktober nach drei Gegentoren in den ersten 13 Minuten untergegan­gen wie die Titanic nach der Kollision mit dem Eisberg. Nicht nur den Fans schwante damals Böses, doch danach bekam Schmidt mit seinem Team die Kurve. Aus dem Negativerl­ebnis wurden die richtigen Lehren gezogen. Nur eine Woche später trotzte der FCA zu Hause dem FC Bayern ein 2:2 ab. Am Ende überwinter­te man nach einem Zwischensp­urt mit fünf Siegen in sechs Spielen mit 23 Punkten auf Platz zehn.

Da war auch nicht alles Gold, was glänzte, doch mit mutigem Offensivpr­essing in den richtigen Momenten und gelungenem Umschaltsp­iel überzeugte der FCA zum Beispiel beim 4:0 gegen Hertha BSC oder beim 4:2 in Hoffenheim. Schmidt, der erst im April Manuel Baum ersetzt hatte, und der FCA schienen sich gefunden zu haben.

Doch davon ist vor dem 24. Spieltag nicht mehr viel zu spüren. Noch ist man punktemäßi­g im Soll, der Abstand auf die Abstiegsrä­nge für ein Team wie den FCA (noch) komfortabe­l. Allerdings zählt der Bundesligi­st mit nur vier Punkten mit Paderborn und Mainz zu den schlechtes­ten Teams der Rückrunde. Nur Bremen (drei Zähler) ist noch schlechter. Die Spieler und der Trainer sind auf der Suche nach dem verlorenen Selbstvert­rauen. Schmidt sagt: „Wir wollten in die ersten Spiele der Rückrunde besser reinkommen als in der Hinrunde. Jetzt haben wir nur einen Sieg in den letzten sieben Spielen. Wir haben nicht das Selbstbewu­sstsein wie im November, Dezember. Da müssen wir wieder hinkommen.“

Nur wie? Schmidt probiert vieles aus. Zu Hause gegen Freiburg (1:1) überließ er dem Gegner weitestgeh­end die Initiative, was die eigenen Zuschauer enttäuscht­e. Beim 0:2 in Leverkusen versuchte er mit einer variablen Fünferkett­e die Offensivkr­aft des Europa-League-Teilnehmer­s zu bremsen. Es gelang nur teilweise. Schmidt nennt seine taktischen Wechsel nicht Ausprobier­en, sondern „Weiterentw­icklung“. Man könne jetzt variabler spielen. Man könnte aber auch sagen, er glaubt derzeit nicht mehr an die eigenen Stärken. Davon will er nichts wissen: „Wir haben gar nichts geändert, wollen in jedem Spiel vorne draufgehen. Aber der Gegner liest uns. Darum klappt es nicht in jedem Spiel, sonst wären wir nicht Zwölfter, sondern ganz vorne dabei.“

Wie er gegen Gladbach agieren will, behielt er bei der Spieltagsp­ressekonfe­renz wie immer für sich. „Gegen gute Gegner kann man etwas Bewährtes machen oder aber versuchen, den Gegner zu überrasche­n.“Und Gladbach ist gut. Derzeit ist das Team von Trainer Marco Rose Vierter, Blickricht­ung nach oben. „Da kommt eine gehörige Portion Qualität“, sagt Schmidt.

Beim FCA geht die Tendenz eher nach unten. „Steinig und harzig“, nennt der Schweizer den Weg. Der Gelb gesperrte Daniel Baier wird am Samstag nicht mithelfen können, das klebrige Harz zu entfernen. Auch in der Vorrunde stand der Kapitän gegen Gladbach nicht auf dem

Platz. Damals ersetzte ihn Jan Moravek. Eine Fehlbesetz­ung. Der Tscheche enttäuscht­e – wie alle.

Diesmal wird Schmidt wohl nicht auf Moravek zurückgrei­fen, denn der absolviert­e nach Rückenprob­lemen bisher nur einen Teil des Trainingsp­rogramms. So muss sich Schmidt zwischen Carlos Gruezo und Eduard Löwen entscheide­n. Alles deutet darauf hin, dass der kampfstark­e Gruezo mit Rani Khedira das defensive Mittelfeld bilden wird. Und es gibt auch Mutspender: Die Heimbilanz spricht für den FCA. Seit dem Bundesliga-Aufstieg hat man noch kein Spiel in der Augsburger Arena gegen das Team vom Niederrhei­n verloren. Vielleicht wird ja auch dieses Spiel gegen Gladbach zum Wendepunkt in der FCA-Saison. Und vielleicht geht es ja auch ohne fünf Gegentore.

● Coronaviru­s Keine Auswirkung­en hat das sich immer mehr in Deutschlan­d ausbreiten­de Coronaviru­s auf das Spiel in der nicht ausverkauf­ten WWK-Arena. „Wir sind im Austausch mit den Behörden und der DFL und Stand heute gibt es keinen Anlass, irgendwelc­he Maßnahmen ergreifen zu müssen“, sagte ein Vereinsspr­echer.

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Foto: Ulrich Wagner Es deutet alles darauf hin, dass FCA-Trainer Martin Schmidt gegen Gladbach im defensiven Mittelfeld auf das Duo Rani Khedira und Carlos Gruezo (von links) setzen wird. Kapitän Daniel Baier fehlt Gelb-gesperrt.

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