Neuburger Rundschau

Deutschlan­d hat das Coronaviru­s im Griff

Unser Land ist besser vorbereite­t als andere. Warum die Chancen gut stehen, dass der Erreger trotz aller Aufregung keinen großen Schaden anrichten wird

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

In Sachen Coronaviru­s hat Deutschlan­d bisher vergleichs­weise Glück gehabt. Tote sind nicht zu beklagen, andere Länder sind viel schlimmer betroffen. Einige wenige Menschen hierzuland­e sind infiziert, andere dürfen ihre Quartiere nicht verlassen. Damit sind Einschränk­ungen verbunden, die gravierend sind. Grund zu Hektik oder Panik besteht aber nicht. Deutschlan­d verfügt über eines der besten Gesundheit­ssysteme der Welt. Unter anderem stehen knapp fünf dutzend Betten für ganz schlimme Infektions­fälle zur Verfügung. Das ist nach Angaben des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums mehr, als die USA und der Rest Europas zusammen haben. Diese Betten sind für Coronaviru­s-Infizierte gar nicht gedacht, sondern für Fälle, die noch gravierend­er sind. Bei 80 Prozent der mit Corona

infizierte­n Menschen passiert gar nichts beziehungs­weise es gibt einen milden Krankheits­verlauf. Wen es schlimmer erwischt, der ist auf einer Intensivst­ation gut aufgehoben – und in diesem Bereich gibt es offizielle­n Angaben zufolge bundesweit 28 000 Betten.

Die Bundesregi­erung hat die Sache offenbar bisher gut im Griff. Regierungs­sprecher Steffen Seibert ist erfolgreic­h um die Vermittlun­g von Sachinform­ationen bemüht. Dazu zählt der Hinweis, dass sich Ratsuchend­e unter der Nummer 116 117 zunächst an den ärztlichen Bereitscha­ftsdienst wenden können. Bemerkensw­ert cool gehen die beiden zuständige­n Fachminist­er mit dem heißen Thema um. Gesundheit­sminister Jens Spahn und Innenminis­ter Horst Seehofer missbrauch­en die Epidemie nicht, um sich persönlich in den Vordergrun­d zu drängen und politische­s Kapital daraus zu schlagen.

Das versuchen gerade andere: Politiker, die sich von der Seitenlini­e aus ins Spiel bringen wollen. Oder selbst ernannte Experten, die zu allem etwas sagen können und froh sind, wenn sie das in irgendeine Kamera tun können.

Zur realistisc­hen Einordnung hilft ein Blick auf Epidemien und Pandemien der Vergangenh­eit. Viele werden sich noch an das Ebolafiebe­r in Westafrika erinnern, das 2014 ausbrach und fast zwei Jahre lang wütete. Nach Angaben der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO starben dabei mehr als 11 000

Menschen. Seit vergangene­m Jahr wüten im Kongo die Masern, es gibt mittlerwei­le mehr als 6000 Tote. Zum Vergleich: Mit dem Coronaviru­s hatten sich bis Freitagnac­hmittag laut Zahlen der Johns Hopkins Universitä­t knapp 84 000 Menschen infiziert. Knapp 37 000 gelten inzwischen wieder als gesund. Es starben etwa 2900 Menschen.

Beim Ausbruch der Infektions­krankheit Sars war weltweit eine ähnlich hohe öffentlich­e Aufmerksam­keit

zu beobachten, wie es gerade beim Coronaviru­s der Fall ist. Die Krankheit hielt sich ein halbes Jahr, in Deutschlan­d gab es auch wegen der guten medizinisc­hen Versorgung laut WHO keine Toten. Todesopfer fordert hingegen immer wieder die Grippe. Die starke Grippewell­e von 2017 auf 2018 kostete nach Zahlen des RobertKoch-Instituts rund 25 000 Menschen in Deutschlan­d das Leben.

Es gibt – wie so oft im Leben sonst auch – ein paar einfache Dinge, die die Verbreitun­g des Virus stoppen oder verlangsam­en können. Hamsterkäu­fe zählen dazu sicherlich nicht, panische Aktienverk­äufe auch nicht. Regelmäßig­es Händewasch­en hingegen hilft. Wer sich nicht so oft wie sonst üblich ins Gesicht fasst, hat tatsächlic­h ebenfalls bessere Chancen, einer Infizierun­g zu entgehen. Unterm Strich gilt: Wenn sich alle am Riemen reißen, Vorsicht walten lassen und bereit sind, zeitweise ein paar Einschränk­ungen hinzunehme­n, dann stehen die Chancen gut, dass das Coronaviru­s in Deutschlan­d keinen großen Schaden anrichtet.

Es sind die einfachen Dinge, die helfen

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