Deutschland hat das Coronavirus im Griff
Unser Land ist besser vorbereitet als andere. Warum die Chancen gut stehen, dass der Erreger trotz aller Aufregung keinen großen Schaden anrichten wird
In Sachen Coronavirus hat Deutschland bisher vergleichsweise Glück gehabt. Tote sind nicht zu beklagen, andere Länder sind viel schlimmer betroffen. Einige wenige Menschen hierzulande sind infiziert, andere dürfen ihre Quartiere nicht verlassen. Damit sind Einschränkungen verbunden, die gravierend sind. Grund zu Hektik oder Panik besteht aber nicht. Deutschland verfügt über eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Unter anderem stehen knapp fünf dutzend Betten für ganz schlimme Infektionsfälle zur Verfügung. Das ist nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums mehr, als die USA und der Rest Europas zusammen haben. Diese Betten sind für Coronavirus-Infizierte gar nicht gedacht, sondern für Fälle, die noch gravierender sind. Bei 80 Prozent der mit Corona
infizierten Menschen passiert gar nichts beziehungsweise es gibt einen milden Krankheitsverlauf. Wen es schlimmer erwischt, der ist auf einer Intensivstation gut aufgehoben – und in diesem Bereich gibt es offiziellen Angaben zufolge bundesweit 28 000 Betten.
Die Bundesregierung hat die Sache offenbar bisher gut im Griff. Regierungssprecher Steffen Seibert ist erfolgreich um die Vermittlung von Sachinformationen bemüht. Dazu zählt der Hinweis, dass sich Ratsuchende unter der Nummer 116 117 zunächst an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden können. Bemerkenswert cool gehen die beiden zuständigen Fachminister mit dem heißen Thema um. Gesundheitsminister Jens Spahn und Innenminister Horst Seehofer missbrauchen die Epidemie nicht, um sich persönlich in den Vordergrund zu drängen und politisches Kapital daraus zu schlagen.
Das versuchen gerade andere: Politiker, die sich von der Seitenlinie aus ins Spiel bringen wollen. Oder selbst ernannte Experten, die zu allem etwas sagen können und froh sind, wenn sie das in irgendeine Kamera tun können.
Zur realistischen Einordnung hilft ein Blick auf Epidemien und Pandemien der Vergangenheit. Viele werden sich noch an das Ebolafieber in Westafrika erinnern, das 2014 ausbrach und fast zwei Jahre lang wütete. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO starben dabei mehr als 11 000
Menschen. Seit vergangenem Jahr wüten im Kongo die Masern, es gibt mittlerweile mehr als 6000 Tote. Zum Vergleich: Mit dem Coronavirus hatten sich bis Freitagnachmittag laut Zahlen der Johns Hopkins Universität knapp 84 000 Menschen infiziert. Knapp 37 000 gelten inzwischen wieder als gesund. Es starben etwa 2900 Menschen.
Beim Ausbruch der Infektionskrankheit Sars war weltweit eine ähnlich hohe öffentliche Aufmerksamkeit
zu beobachten, wie es gerade beim Coronavirus der Fall ist. Die Krankheit hielt sich ein halbes Jahr, in Deutschland gab es auch wegen der guten medizinischen Versorgung laut WHO keine Toten. Todesopfer fordert hingegen immer wieder die Grippe. Die starke Grippewelle von 2017 auf 2018 kostete nach Zahlen des RobertKoch-Instituts rund 25 000 Menschen in Deutschland das Leben.
Es gibt – wie so oft im Leben sonst auch – ein paar einfache Dinge, die die Verbreitung des Virus stoppen oder verlangsamen können. Hamsterkäufe zählen dazu sicherlich nicht, panische Aktienverkäufe auch nicht. Regelmäßiges Händewaschen hingegen hilft. Wer sich nicht so oft wie sonst üblich ins Gesicht fasst, hat tatsächlich ebenfalls bessere Chancen, einer Infizierung zu entgehen. Unterm Strich gilt: Wenn sich alle am Riemen reißen, Vorsicht walten lassen und bereit sind, zeitweise ein paar Einschränkungen hinzunehmen, dann stehen die Chancen gut, dass das Coronavirus in Deutschland keinen großen Schaden anrichtet.
Es sind die einfachen Dinge, die helfen