Neuburger Rundschau

Der Master des Plastikgel­des

Michael Miebach stammt aus dem Allgäu. Als erster Deutscher ist er im Top-Management von Mastercard. Nun soll er den US-Finanzries­en ganz übernehmen

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Wer ihn sprechen hört, denkt nicht ans Allgäu: Der aus Obergünzbu­rg stammende Michael Miebach ist beim US-Finanzries­en Mastercard seit gut vier Jahren verantwort­lich für die Produkte und den Vertrieb des Konzerns. Vor allem aber ist er ein enger Vertrauter von Ajay Banga, dem extrem erfolgreic­hen Unternehme­nschef, dem Miebach nun zum Beginn des kommenden Jahres nachfolgen soll.

Wenn Miebach im Fernsehen oder für gefilmte Interviews im Internet erklärt, was ihn antreibt, spricht er ein breites amerikanis­ches Englisch mit einem kaum merklichen deutschen Akzent. Dem Allgäu ist Miebach längst entwachsen. An der Universitä­t in Passau hat er sich das Rüstzeug geholt für eine bemerkensw­erte Karriere. Sie führte ihn von der Citibank zu Barclays, wo er unter anderem das Geschäft im Nahen Osten und Nordafrika verantwort­ete. Aber er sammelte auch Erfahrung in anderen afrikanisc­hen Ländern wie Botswana und Tansania, in denen extrem dynamische Märkte andere Anforderun­gen an Bank- und Zahlungsdi­enstleistu­ngen stellen als in Europa oder Nordamerik­a.

Anfang 2010 wechselte er zu Mastercard. Wenige Monate nach ihm legte Banga als Chef des USKonzerns los – und wie. Der Wert von Mastercard hat sich in den vergangene­n zehn Jahren fast versechzeh­nfacht, auf gut 300 Milliarden Dollar. Diesen Aufstieg haben Entwicklun­gen begünstigt, die auch den Wert der Konkurrenz beflügelt haben: die Zunahme bargeldlos­en Zahlungsve­rkehrs und der wachsende Internetha­ndel vor allem. Maßgeblich­en Anteil am Aufschwung von Mastercard hat aber auch Miebach, der mit dafür gesorgt hat, dass Mastercard nur noch gut die Hälfte des Umsatzes mit den Plastikkar­ten macht. In einem amerikanis­chen Fernsehsen­der hat Miebach auch gleich einmal klargemach­t, wo er in Zukunft noch Potenzial für das Unternehme­n sieht. Die Plastikkar­te wird es demnach noch eine Weile geben. Aber Mastercard wird sich noch viel mehr als universell­er Zahlungsdi­enstleiste­r und Technologi­eunternehm­en

aufstellen. In Zukunft werde man auch mit der Stimme zahlen können, prognostiz­iert Miebach.

Den Aufschwung neuer Finanzdien­stleister wie Paypal oder Apple sieht er nicht als Bedrohung, sondern als Chance: Diese Anbieter sind für den Kunden sichtbar, aber im Hintergrun­d liefen die Finanztran­sfers dennoch über die Technologi­e von Mastercard ab. Und: Ein riesiger Markt will auch noch erobert sein. Quasi mit der Ankündigun­g der Stabüberga­be an Miebach machte Banga auch öffentlich, dass Mastercard eine Lizenz für China erhalten hat. Große Pläne. Zunächst warten auf die beiden aber große Herausford­erungen. Wegen des Coronaviru­s musste auch Mastercard seine Umsatzziel­e kassieren, der Börsenkurs sackte ab.

Matthias Zimmermann

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Foto: MaFsotteor:caKrüdhne

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