Neuburger Rundschau

Maximale Strafe für Sun Yang

Der Internatio­nale Sportgeric­htshof sperrt den Chinesen so lange, dass dessen Karriere wohl zu Ende ist. Seine Titel darf der Schwimmer allerdings behalten

-

Lausanne Mit der Maximal-Strafe gegen den chinesisch­en Schwimmsta­r Sun Yang hat der Internatio­nale Sportgeric­htshof ein deutliches Zeichen im Anti-Doping-Kampf gesetzt. Der CAS sperrte den dreimalige­n Olympiasie­ger wegen der Verletzung von Anti-Doping-Regeln für acht Jahre und verbannte den 28-Jährigen damit weit über die Olympische­n Spiele in Tokio in diesem Jahr hinaus aus dem Becken. Sun Yang war langjährig­er Konkurrent von Paul Biedermann und ist Weltrekord­ler über 1500 Meter Freistil, über die Florian Wellbrock bei den Sommerspie­len Goldkandid­at ist. Da Sun Yang bei Ablauf der Sperre 36 Jahre alt ist, dürfte das Urteil zugleich das Karriereen­de des polarisier­enden Sportlers bedeuten.

In dem spektakulä­ren Fall ging es im Kern um eine mit einem Hammer zerstörte Dopingprob­e Sun Yangs. Das Umfeld des Chinesen war daran direkt beteiligt. Das am Freitag verkündete Urteil kann auch als Kritik am Umgang des Schwimm-Weltverban­des mit der Causa interpreti­ert werden. Die Fina hatte zunächst von einer Sperre abgesehen. Der Freistil-Spezialist hatte sich in seiner Verteidigu­ng darauf berufen, dass die Kontrolleu­re in der Tatnacht vom 4. auf den 5. September 2018 nicht ausreichen­d zu identifizi­eren gewesen seien.

Diese Wahrnehmun­g gibt Sun

Yang nach Ansicht des CAS allerdings noch lange nicht das Recht, die Dopingprob­e zu zerstören. Das Doping-Panel der Fina hatte Sun Yang am 3. Januar des vergangene­n Jahres zunächst vom Betrugsver­dacht freigespro­chen. Dagegen legte die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) Einspruch beim CAS ein – die achtjährig­e Sperre entspricht dem maximal geforderte­n Strafmaß. Der CAS berücksich­tigte in seiner Entscheidu­ng auch, dass Sun Yang Wiederholu­ngstäter ist: Bereits 2014 war er wegen Dopings für drei Monate gesperrt gewesen.

Sun Yangs Fall war im vergangene­n November im schweizeri­schen Montreux neu aufgerollt worden. Die dortige Anhörung war nach einem Antrag des elfmaligen Weltmeiste­rs erst die zweite öffentlich­e in der Geschichte des Internatio­nalen Sportgeric­htshofs. Wegen akuter Übersetzun­gsschwieri­gkeiten nahm sie phasenweis­e groteske Züge an. Die Probleme „hinsichtli­ch der Qualität der Übersetzun­g von Herrn Yangs Aussage“führten laut CAS sogar zu einer Verzögerun­g des Urteils. Bei der Weltmeiste­rschaft im vergangene­n Jahr im südkoreani­schen Gwangju hatte Sun Yang heftige Kontrovers­en ausgelöst: Zahlreiche chinesisch­e Fans in der Halle feierten ihn nach seinen Siegen über 200 und 400 Meter lautstark. Von Konkurrent­en bekam Sun Yang dagegen Verachtung zu spüren. „Dass der hier schwimmt, ist eine Frechheit für alle sauberen Athleten, für jeden, der für den sauberen Sport einsteht“, hatte der deutsche Athletensp­recher Jacob Heidtmann gesagt. Nach Sun Yangs Titel über 400 Meter verweigert­e der zweitplatz­ierte Australier Mack Horton seinem Konkurrent­en den Handschlag. Ungeachtet des CAS-Urteils, das mit seiner Verkündung in Kraft getreten ist, darf Sun Yang alle seine WM-Titel behalten.

 ?? Foto: dpa ?? Oft wird sich der chinesisch­e Schwimmsta­r Sun Yang nicht mehr über Medaillen im Becken freuen können.
Foto: dpa Oft wird sich der chinesisch­e Schwimmsta­r Sun Yang nicht mehr über Medaillen im Becken freuen können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany