Der Mann, der Romy Schneider gefiel
Burkhard Driest wurde durch einen TV-Moment berühmt. Er pflegte das Image des Bösewichts und Rebellen
Nur wenige Sekunden reichten, um Burkhard Driest einen Platz in der Fernsehgeschichte zu sichern. „Sie gefallen mir!“, sagte Romy Schneider und tätschelte Driests Arm, „Sie gefallen mir sehr!“. In Jeans und Lederjacke saß Driest 1974 in der WDR-Talkshow „Je später der Abend“und berichtete von seinem Leben – Bankraub inklusive. Es knisterte. Es waren aufregende Zeiten, und in diesem legendären LiveAuftritt schien der Mann mit dem kantigen, rauen Gesicht sogar „Sissi“zu verzaubern. Nun ist der Schauspieler und Autor tot.
Burkhard Driest starb im Alter von 80 Jahren am Donnerstag nach langer Krankheit in Berlin, wie seine Familie am Freitag mitteilte. Ob als Romanschriftsteller, Theaterautor oder Schauspieler – Driest, der den Ruf des Desperados genoss, bediente sich einer breiten Palette an künstlerischen Talenten. Als Bösewicht und Nonkonformist gab er sich ein rebellisches Image, das ihn stets begleitete. Der 1939 in Stettin als Sohn eines Kaufmanns und einer Klavierlehrerin geborene Driest bürstete gerne gegen den Strich. Eine berufliche Position im Leben zu erringen – „das kotzte mich an“, sagte er. Nach der Flucht mit der Familie in den Westen lebte er in Peine. Die Eltern ließen sich 1950 scheiden, Driest zog zunächst mit der Mutter nach Göttingen, 1957 dann wieder zum Vater zurück.
Viermal flog er vom Gymnasium, dann machte er doch Abitur – als Drittbester seines Jahrgangs. Danach studierte Driest zehn Semester Jura, allerdings nicht zu Ende. Wie er später berichtete, gab er zwar seine Examensarbeit in Zivilrecht ab, gestand aber bei Ermittlungen der Polizei, im März 1965 eine Sparkasse
in Niedersachsen überfallen zu haben. Er habe so einen Mittäter decken wollen. Nach drei Jahren und vier Monaten wurde Driest aus der Justizvollzugsanstalt Celle wegen guter Führung vorzeitig entlassen.
In der Freiheit schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch und veröffentlichte 1974 seinen ersten Roman, den er im Gefängnis auf Tonband diktierte. „Die Verrohung des Franz Blum“hat starke autobiografische Züge. „Nicht gerade ein Stück Weltliteratur, aber empfohlen von Martin Walser, immerhin“schrieb Die Zeit. Reinhard Hauff verfilmte das Buch später für das Fernsehen mit Jürgen Prochnow in der Haupt- und Driest in einer Nebenrolle. Auch mit der Malerei hatte Driest im Gefängnis heimlich begonnen. Er finanzierte sich damals mit Jobs im Hamburger Hafen oder als Schmuggler dänischer Pornofilme. Auf größeren Leinwänden malte er dann Szenen aus den Streifen. Der Erfolg des Romans zog Aufträge als Drehbuch- und Theaterautor nach sich. Für Rainer Werner Fassbinders letzten Film „Querelle“ (1982) schrieb er mehrere ScriptFassungen, von denen der Regisseur aber keine nahm. Doch als Polizist Mario trat er mit Jeanne Moreau, Brad Davis und Franco Nero in dem Film auf. Für Peter Zadeks Musicalerfolg „Andi“und in der Revue „Falco meets Amadeus“im Berliner Theater des Westens steuerte er die Texte bei. Skandale blieben weiter nicht aus. In „Private Life Show“(1995) spielte er den Moderator einer angeblich neuen Programmreihe, die als „live“angekündigt wurde. Dabei gingen die Teilnehmer mit Messern aufeinander los. Am Ende wurde Driest vor laufender Kamera erstochen. Entsetzte Zuschauer riefen beim Sender an, der sich erklären musste. Die Produktion wurde heftig kritisiert.
Burkhard Driest schrieb mehrere Romane. „Schreiben“, meinte er, „bedeutet für mich einen nochmaligen und neuen Zugang zum Leben – mit Bedacht noch einmal alles anders und richtig machen, wenn auch nur in der Fantasie und auf dem Papier.“Driest war dreimal verheiratet. Esteban Engel, dpa