Wie Erwachsene für das Klima eintreten
Als „Parents for Future“unterstützen Eltern und Erwachsene nun die Schüler-Demos von „Fridays for Future“. Wer steckt hinter der Initiative in Neuburg?
Neuburg Für den Klimaschutz gehen seit Monaten weltweit Schüler auf die Straßen. Unter die Demonstranten in Neuburg mischen sich dabei auch immer mehr Eltern. Als „Parents for Future“unterstützen sie die Jugendlichen – aus Solidarität, aber auch aus Schuldbewusstsein.
Zu der örtlichen Initiative gehören zum Beispiel Joachim Wolf, Mona Wolbert, Manuela Breu und Sajida Polnau. Sie alle geben den jungen Aktivisten recht. Diese jungen Aktivisten, das sind Greta Thunberg, 17, aus Schweden und ihre Mitstreiter, die mit den „Fridays for Future“-Protesten für eine konsequentere Umweltpolitik eintreten. Lange auch haben Neuburger Erwachsene unter dieser Flagge gestreikt. Allerdings, so erzählt es Mona Wolbert, hätten viele Bedenken gehabt, ob es denn angemessen sei, als älterer Mensch in den Reihen von Schülern zu protestieren. „Es ist eine Jugendbewegung, wollen die mich da überhaupt dabei haben oder störe ich?“Schließlich wolle man den Protest nicht an sich ziehen, ihn stattdessen in den Händen der Schüler lassen, erklärt die 62-Jährige. Auch Manuela Breu betont, dass es zunächst eine Hemmschwelle gewesen sei, gemeinsam mit den „Fridays“zu demonstrieren.
Und so gründeten sich im Januar die „Parents for Future“als Neuburger Ortsverband, um die Aktion auch für andere, für ältere Generationen – überhaupt für jeden – zu öffnen. Aber: „Wir sind keine eigene Gruppe und stehen nicht für uns selbst“, führt Mona Wolbert aus. Die „Parents“seien an die Jugend gekoppelt, arbeiteten intensiv mit den „Fridays“zusammen. Solidarisch also und rückenstärkend. Nina Vogel, Delegierte für ebendiese Neuburger Schülerbewegung, freut sich über die Unterstützung. „Persönlich finde ich es super, dass sich die Initiative für Eltern, Erwachsene, Omis und Opis gegründet hat“, sagt die 18-Jährige. So bekommen die Demonstrationen, die immer jugendlich konnotiert gewesen seien, eine andere Dimension.
Warum sich Erwachsene und Eltern nun entschlossener für den Klimaschutz stark machen wollen, erklären die Neuburger Aktivisten so: „Wir haben den Karren in den Dreck gefahren.“Diese Schuld der Vergangenheit würde man nun auf die Jugend abwälzen. „Die Eltern haben es verbockt“, bekräftigt Joachim Wolf. Nicht die Jugendlichen, die sich engagierten. Das belegen auch diverse Forschungsergebnisse. Bis 2050 klimaneutral zu sein, gilt etwa auf Basis eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC als Mindestmaß in der internationalen Klimapolitik, wenn die Welt die Erwärmung bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten begrenzen will. Andernfalls sehe sich die Erde mit gravierenden Konsequenzen konfrontiert. „Diese Zahlen sind keine Meinungen oder politische Ansichten“, betonte auch Greta Thunberg bereits vor zwei Jahren auf Basis des IPCC-Sonderberichts. „Es ist die beste zurzeit verfügbare Wissenschaft.“
Bei nicht allen Aktivisten ist es Schuldbewusstsein, das sie zu den Protesten motiviert. „Ich habe mich dem nicht wegen meines schlechten Gewissens angeschlossen“, erzählt etwa Mona Wolbert. Sie findet, dass die Bewegung auch ein Phänomen ihrer Zeit ist. Früher hätten Klima und Umwelt nicht im öffentlichen Fokus gestanden, seien kein Thema gewesen. „Jetzt ist allerdings die Dringlichkeit da“, betont die 62-Jährige. Das soll auch andere animieren: „Wir müssen zukunftsorientiert denken: Was können wir jetzt tun?“
Bisher haben sich 20 Eltern und Erwachsene bei „Parents for Future“in Neuburg formiert. Vernetzt und organisiert ist die Initiative über Soziale Plattformen. Vor allem Whatsapp hilft der Bewegung, sich abzusprechen und auszutauschen. Wer Interesse hat, sich den Demonstrationen der Jugendlichen und Erwachsenen anzuschließen, hat jeden ersten und dritten Freitag im Monat um 17 Uhr die Möglichkeit. Dann kommen die „Parents“und „Fridays“im Gebäude der Integra am Bahnhofsplatz in Neuburg zusammen. Das nächste Treffen ist für Freitag, 6. März, anberaumt.
Ziel dieser Treffen ist es insbesondere, die Demonstrationszüge der kommenden Wochen und Monate vorzubereiten und zu planen. Dazu zählt auch der nächste große bayernweite Klimastreik, der für Freitag, 13. März, nach Unterrichtsende vorgesehen ist. „Geplant ist, dass wir uns um 13.15 Uhr am Schrannenplatz treffen“, sagt Nina Vogel von „Fridays for Future“. Auf einer Bühne, die der Kreisjugendring gespendet hat, können Freiwillige für jeweils zwei Minuten öffentlich sprechen. Außerdem werden Musiker aus Neuburg unter anderem Reggaeton und Dubstep spielen. Hauptaugenmerk dieser Demo sei es, auf die Kommunalwahlen und auf das Wählen aufmerksam zu machen, erklärt Nina Vogel. Denn die Wahl solle als Klimawahl dienen und eine Möglichkeit sein, um Veränderung zu bringen, sagt die 18-Jährige. Für die Neuburger „Parents for Future“wird es die erste offizielle Demonstration sein.
OKontakt Menschen jeden Alters, die sich für die Initiative „Parents for Future“in Neuburg interessieren, können sich unter der E-Mail neuburg@parentsforfuture.de oder online unter parentsforfuture.de/ de/neuburg an die Organisatoren wenden.