Neuburger Rundschau

Eine seltsame Debatte

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Verteidigu­ngsministe­rin KrampKarre­nbauer muss der absurden Debatte rasch den Nährboden entziehen. In den USA käme kein Politiker, der wiedergewä­hlt werden will, auf die Idee, Kampfflugz­euge in Europa zu bestellen. Das wäre auch schon vor Trump ein Affront sonderglei­chen gewesen. Doch in Deutschlan­d wird in hochrangig­en Kreisen der Luftwaffe ernsthaft erwogen, Boeing-Maschinen vom Typ F-18 für die Bundeswehr zu beschaffen – obwohl es mit dem Eurofighte­r eine vernünftig­e europäisch­e Alternativ­e gibt.

Der Bau des Kampfflugz­euges ist einst auch von Deutschlan­d in Auftrag gegeben worden. Wichtige Baugruppen entstehen in süddeutsch­en Werken wie bei Airbus in Manching. Deutschlan­d ist indirekt sogar an Airbus beteiligt. Es spricht alles dafür, europäisch einzukaufe­n. Wenn sich die Bundesregi­erung für den US-Jet erwärmt, ist das in etwa so, als ob Kanzlerin Merkel und Kramp-Karrenbaue­r als Dienstwage­n nur auf amerikanis­che Tesla-Autos setzen. Die ewige Feindschaf­t der Autoindust­rie wäre den Politikeri­nnen sicher.

Doch die deutsche Verteidigu­ngsindustr­ie verfügt nicht über eine so mächtige Lobby wie die Autobauer. Das hat sich die Branche auch selbst zuzuschrei­ben. In Kreisen der Bundeswehr wird Airbus weiterhin das Desaster beim militärisc­hen Transportf­lugzeug A400M angelastet. Dabei ist die Bundeswehr an dem Fiasko nicht unschuldig, wurden doch immer neue Nachforder­ungen gestellt, was die Maschinen noch alles können sollen. Die A400M-Panne darf Berlin nicht verleiten, sich mit einem F-18-Kauf an Airbus zu rächen. Das freut nur einen: Trump.

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