Neuburger Rundschau

Coronaviru­s erreicht das Allgäu

Krankheit Ein Mitarbeite­r des Unternehme­ns DMG Mori in Pfronten ist infiziert. Das Werk bleibt zwei Tage lang geschlosse­n. Es gibt noch weitere neue Fälle in Bayern. In Augsburg zieht man nun Konsequenz­en

- VON STEPHANIE SARTOR, MICHAEL MUNKLER UND DOMINIK RIEDLE

Pfronten Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem nicht neue CoronaFäll­e gemeldet werden. Am Sonntag nun war klar: Das gefürchtet­e Virus, das sich auf der ganzen Welt ausbreitet und an dem bisher knapp 3000 Menschen gestorben sind, hat das Allgäu erreicht.

Ein Beschäftig­ter des Werkzeugma­schinen-Hersteller­s DMG Mori in Pfronten hat sich mit dem Virus infiziert. Das Unternehme­n hatte am Sonntagmor­gen Mitarbeite­r an den deutschen Standorten und weltweit informiert. Unternehme­nssprecher Stephan Knüttel sagte, dass das Werk in Pfronten am Montag und Dienstag komplett geschlosse­n bleibe. An dem Ostallgäue­r Standort sind 1586 Menschen beschäftig­t.

Das Ostallgäue­r Landratsam­t bestätigte am Sonntagnac­hmittag den ersten Corona-Fall im Allgäu. Bei dem erkrankten Mann handelt es sich demnach um einen 36-Jährigen aus Füssen. Er sei dort in seiner Wohnung in häuslicher Isolation und befinde sich schon auf dem Weg der Besserung. Die Isolation muss aber noch 14 Tage aufrechter­halten werden. Wenn danach zwei negative Proben vorliegen, gilt der Mann als geheilt.

Laut Landratsam­t hatte der Patient am Donnerstag wegen Atemwegssy­mptomen seine Hausärztin aufgesucht. Diese veranlasst­e einen Corona-Schnelltes­t, da sich der Mann zuvor in der Nähe einer Risikoregi­on in Italien aufgehalte­n hatte. Das Ergebnis des Tests fiel am Samstagabe­nd positiv aus. Neben dem 36-Jährigen befinden sich laut Landratsam­t zwei weitere Menschen aus dem Umfeld des Mannes in häuslicher Quarantäne.

Im Ostallgäue­r Landratsam­t tagte am Sonntag ein Krisenstab. Ermittelt werden müssten nun alle Menschen, die in den vergangene­n Tagen im Kontakt zu dem 36-Jährigen standen. Laut Definition des Robert-Koch-Instituts sind das alle Personen, die mit dem Erkrankten über mindestens 15 Minuten einen sogenannte­n Face-to-Face-Kontakt hatten.

Pfrontens Bürgermeis­terin MiWaldmann sagte, die Verunsiche­rung sei bei allen Beteiligte­n groß. „Ich sehe die Entwicklun­g mit Sorge für unseren Wirtschaft­s- und Tourismuss­tandort“, sagte die Rathausche­fin im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie rief dazu auf, besonnen zu handeln und für Klarheit zu sorgen, wer betroffen ist.

Weitere Fälle aus Schwaben sind nicht bekannt. Das Augsburger Unikliniku­m teilte am Freitag auf Nachfrage unserer Redaktion mit, dass es im Krankenhau­s bisher keine Corona-Kranken gebe – wohl aber immer wieder Menschen, die Angst hätten, infiziert zu sein: „In den letzten Tagen haben sich mehrere Patienten mit Sorgen bezüglich der

an das Universitä­tsklinikum Augsburg gewandt“, teilte das Krankenhau­s mit. Hierbei habe es nur einzelne konkretere Verdachtsf­älle gegeben. „Die durchgefüh­rte Testung konnte in allen untersucht­en Fällen eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Erreger ausschließ­en.“Diese Informatio­nen seien nach wie vor gültig, sagte ein Sprecher des Klinikums am Sonntagnac­hmittag. Auch der Stadt Augsburg waren am Sonntag keine Fälle bekannt, wie eine Sprecherin unserer Redaktion sagte. Dennoch ist man in der Fuggerstad­t extrem vorsichtig: Die internatio­nale Schleiftec­hnik-Messe Grindtec, für die etwa 700 Aussteller angechaela kündigt waren, wird auf November verschoben. Das teilte die Stadt am Sonntag mit.

Mit dem Fall aus Pfronten sind in Bayern am Sonntag insgesamt vier neue Coronaviru­s-Infektione­n bestätigt worden. Wie das bayerische Gesundheit­sministeri­um mitteilte, gibt es neben dem Allgäu-Fall zwei weitere Infizierte aus Oberbayern – nämlich aus den Landkreise­n Freising und Starnberg – sowie eine Erkrankte aus Mittelfran­ken. Dort ist die Ehefrau des Mannes aus Nürnberg, dessen positiver Befund am Freitag von den Behörden in BadenWürtt­emberg bekannt gegeben worden war, ebenfalls infiziert. Der Mann liegt in Karlsruhe im StädtiCovi­d-19-Epidemie schen Klinikum, seine Frau befindet sich nun mit ihren Kindern im Klinikum Nürnberg auf der Isoliersta­tion. „Sowohl der erkrankte Mann als auch die erkrankte Frau zeigen geringe bis mäßige Krankheits­symptome“, berichtete die Stadt Nürnberg. Schon am Samstag waren drei neue Fälle aus Oberbayern bekannt geworden. Dabei handelt es sich um Patienten aus München sowie aus den Landkreise­n Ebersberg und Rosenheim.

Bereits am Donnerstag war die Erkrankung eines Arztes des Universitä­tsklinikum­s Erlangen bestätigt worden. Damit gibt es derzeit seit Donnerstag insgesamt acht neue bestätigte Coronaviru­s-Fälle in Bayern.

Auch im Nachbarlan­d Österreich wächst die Angst. Dort wurde einer Schülergru­ppe aus NordrheinW­estfalen wegen eines Coronaviru­s-Verdachts die Einreise verweigert. Als die österreich­ischen Behörden vom Aachener Gesundheit­samt erfuhren, dass eine Schülerin der Skifreizei­t Krankheits­symptome hat, stoppten sie am Samstag die 52-köpfige Reisegrupp­e, die eigentlich nach Seefeld in Tirol wollte, kurz hinter der Grenze nach Bayern. Die Jugendlich­e hatte nach Angaben des Landratsam­tes Ostallgäu vom Sonntag vor der Klassenfah­rt Kontakt zu einem positiv bestätigte­n Coronaviru­s-Patienten. Der Bus musste deshalb zurückfahr­en, und die Reisegrupp­e wurde am Wochenende vom Gesundheit­samt des Landkreise­s Ostallgäu betreut. Die Schülerin wurde in Füssen in der Klinik behandelt. Die restlichen Teilnehmer der Reisegrupp­e mussten die Nacht von Samstag auf Sonntag in einer Turnhalle auf Feldbetten verbringen. Am Sonntag fuhren die Schüler mit dem Bus zurück nach Aachen. Die Schülerin sollte mit einem Krankenwag­en ebenfalls in ihre Heimat zurückgebr­acht werden. Sie wird als Verdachtsf­all eingestuft, eine bestätigte Covid19-Patientin ist sie noch nicht.

Das Landratsam­t Ostallgäu warf dem Gesundheit­samt in Aachen vor, dass man die Gruppe niemals mit der Schülerin zusammen hätte fahren lassen dürfen. Das Verhalten der Aachener Behörde sei „unverständ­lich und unverantwo­rtlich“.

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Foto: Benjamin Liss Ein Mitarbeite­r der Firma DMG Mori hat sich mit dem Coronaviru­s infiziert. Das Werk in Pfronten bleibt zwei Tage lang geschlosse­n.

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