Umstrittene Schönheits-OPs
Eine große Mehrheit lehnt Eingriffe bei jungen Menschen ab. Ihnen geht überdies ein seit Sonntag geltendes Werbeverbot nicht weit genug
Berlin Eine kleinere Nase, vollere Lippen: Viele junge Leute spielen auch angesichts vermeintlicher Schönheitsideale im Internet mit dem Gedanken, das eigene Gesicht zu korrigieren. Um Kinder und Jugendliche stärker vor unnötigen Eingriffen zu bewahren, greift seit Sonntag ein neues Werbeverbot. Die große Mehrheit der Bundesbürger ist laut einer Umfrage aber dafür, noch weiterzugehen: 82 Prozent befürworten ein generelles Verbot medizinisch nicht notwendiger Schönheits-OPs bei unter 18-Jährigen, wie die Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse ergab. Dagegen sind 15 Prozent.
Die Zustimmung dafür fällt laut den Umfragedaten je nach Alter nur leicht unterschiedlich hoch aus: Bei den unter 16- bis 29-Jährigen, die teils von einem OP-Verbot betroffen wären, sind immerhin auch schon 73 Prozent für ein Verbot und 22 Prozent dagegen. Bei 30- bis 44-Jährigen sprachen sich 83 Prozent für ein Verbot aus, bei den 45bis 65-Jährigen 86 Prozent. Für die Umfrage wurden 1004 Menschen zwischen 16 und 65 Jahren vom 7. bis 13. Januar 2020 vom Institut Forsa befragt.
Das von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebrachte erweiterte Werbeverbot untersagt Reklame für plastisch-chirurgische Eingriffe, die sich „überwiegend oder ausschließlich an Kinder und Jugendliche richtet“– auch online. Zuvor war solche Werbung schon mit Blick auf unter 14-Jährige verboten. „Jeder operative Eingriff birgt Gefahren für die Gesundheit“, heißt es. Daher sollten gerade Jugendliche, die „sehr empfänglich für Themen wie Schönheitsideal und Aussehen“seien, stärker geschützt werden.
Mediziner und Kinderschützer unterstützen dies, fordern aber darüber hinaus ein Verbot medizinisch unnötiger Schönheits-OPs bei Minderjährigen.
Eine wachsende Rolle dabei spielten auch die Verlockungen von oft digital bearbeiteten Fotos im Internet. „Gerade Plattformen wie Instagram leben von vermeintlich makellosen Bildern“, hatte der Deutsche Kinderschutzbund bei der Vorstellung der Gesetzespläne im Herbst erläutert. Kinder und Jugendliche seien während der Pubertät aber ohnehin sehr verunsichert. Und seien zu schützen. Ein Verbot von Schönheits-OPs bei unter 18-Jährigen fordert auch die Vereinigung der Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Nach ihren Angaben liegt der Anteil Minderjähriger bei ästhetischen OPs hierzulande zwar bei unter einem Prozent. Weltweit nähmen Schönheitsmaßnahmen bei Minderjährigen aber zu.