Neuburger Rundschau

Wohltäter, Symbol- und Hassfigur

Fußball Warum Hoffenheim­s Investor Dietmar Hopp das Fanlager spaltet

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Sinsheim Dietmar Hopp saß schon lange nicht mehr auf der Ehrentribü­ne, er stand neben Karl-HeinzRumme­nigge an der Seitenlini­e – im Regen. Allein gelassen brauchte sich der 79-Jährige in seiner schwersten Stunde als Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim nicht fühlen. „Dietmar Hopp! Dietmar Hopp!“-Rufe hallten durch das Stadion in Sinsheim.

Von einer Hassfigur der UltraSzene ist er spätestens am Samstag zum Symbol eines Machtkampf­s im deutschen Fußball geworden. Warum nur? „Herr Hopp hat viel Vermögen verdient, ja, durch harte Arbeit. Aber er gibt das ganze Vermögen für Sport, für soziale Projekte, für Medizin aus, und dafür wird man an den Pranger gestellt in diesem Land?“, klagte DFB-Präsident Fritz Keller am Samstag im „Aktuellen

Sportstudi­o“des ZDF. „Wo sind wir hingekomme­n in diesem Land? Was soll das? Das geht nicht mehr, wir müssen ein Zeichen setzen gegen Hass und gegen Neid in dieser Gesellscha­ft.“

Das erste Plakat mit Hopp im Fadenkreuz tauchte bereits 2008 auf und war der Beginn einer Dauerfehde zwischen den Fans von Borussia Dortmund und Hopp. Daraus wurde ein Lagerkampf, der den Fußball mehr denn je spaltet. Unabhängig von Finanzgefl­echten bei den eigenen Vereinen sagt ein harter Kern der Fans: Hopp hat den Erfolg gekauft. Mit seinem Geld hat der einstige SAP-Mitbegründ­er – dem

US-Wirtschaft­smagazin „Forbes“zufolge derzeit mit einem Vermögen von 10,2 Milliarden Dollar (ca. 9,2 Milliarden Euro) auf Platz 15 der reichsten Deutschen – den Dorfklub Hoffenheim zu einem Bundesligi­sten gemacht.

Von einem klassische­n Investor unterschei­det sich Hopp dennoch: Der gebürtige Heidelberg­er kickte einst selbst bei der TSG, der Klub ist ihm eine Herzensang­elegenheit. Dank hoher Transferei­nnahmen ist Hoffenheim seit einigen Jahren von Hopp finanziell unabhängig. Eine Zeit lang drängten die Proteste gegen die Emporkömml­inge von RB Leipzig die Causa Hopp/Hoffenheim

in den Hintergrun­d. Nach dem DFB-Urteil mit einer zweijährig­en Stadion-Sperre gegen die Wiederholu­ngstäter aus dem Fanlager des BVB vor zehn Tagen ist die Auseinande­rsetzung neu entflammt.

Hopp geht schon länger auch zivilrecht­lich gegen Fans vor, die ihn beleidigen. In der Rhein-NeckarRegi­on gilt Hopp als der große Wohltäter: Mit seiner Stiftung hat „Vadder Hopp“, wie er oft genannt wird, nach eigenen Angaben bisher rund 800 Millionen Euro ausgegeben – für Kindergärt­en, Altenheime, Krebsforsc­hung, Bildung, Jugendspor­t und mehr. Deshalb begleiten Hopp schon lange Solidaritä­tsbekundun­gen. Mit der Münchner Führungsri­ege pflegt der Golffreund von Franz Beckenbaue­r ein freundscha­ftliches Verhältnis.

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