Neuburger Rundschau

Ein Punkt im Quadrat

Eishockey Mal wieder dominieren die Adler Mannheim den ERC Ingolstadt, mal wieder kämpfen sich die Panther zurück und verlieren mit 3:4 nach Penaltysch­ießen. Trainer Doug Shedden ist trotzdem besorgt

- VON FABIAN HUBER

Mannheim/Ingolstadt An den Fangnetzen der SAP-Arena ist ein weißer Aufdruck angebracht: „Mannheim²“, eine Metapher für die Schachbret­t-Struktur des Mannheimer Stadtzentr­ums. Die Heimat des amtierende­n Meisters wird auch Quadratest­adt genannt. Und wann immer Spieler des ERC Ingolstadt in den vergangene­n Jahren – meist komplett ausgelaugt von dauerdrück­enden Adlern – ihren Blick durch die Ränge schweifen ließen, dann sahen sie hinter dem „Mannheim²“jubelnde Heimfans. Der letzte Sieg in Mannheim datiert auf den 9. Dezember 2016 – Mirko Höfflin war da noch ein Jungspund im Trikot der Kurpfälzer. Dreieinhal­b Jahre später, nun aufseiten des Gegners, keucht der Nationalsp­ieler ins Fernsehmik­ro: „In Mannheim einen Punkt mitzunehme­n ist definitiv kein Fehler.“

Mit 3:4 im Penaltysch­ießen (1:1, 0:1, 2:1, 0:0, 0:1) verlor der ERC am Sonntagnac­hmittag bei den Adlern. Das klingt nach Augenhöhe – und war doch ein einseitige­s Duell mit effiziente­r Ingolstädt­er Aufholjagd. Schon mit dem ersten Torschuss gingen die Panther in Führung. Darin Olver sah den hoch lauernden Fabio Wagner. Der erzielte nach nicht einmal zwei Minuten seinen bereits fünften Saisontref­fer. Von da an sollten nur noch 17 weitere Gästeschüs­se auf den Kasten von Dennis Endras folgen. Und Mannheim? Sollte 43 Mal auf Jochen Reimer feuern, der bereits zum fünften Mal infolge im Tor stand und wohl auch in den Play-offs für die Panther starten wird.

Vor allem die wuchtige Reihe um David Wolf, Andrew Desjardins und Matthias Plachta (insgesamt 277 Kilo) nestete sich immer wieder im Gästedritt­el ein – und traf dreimal. War der erste Streich der

Jungs noch glücklich – David Elsner bremste eine WolfHerein­gabe mit dem Schlittsch­uh ins eigene Tor (15.) – schnürte Mannheims 89 im zweiten Abschnitt gekonnt den Doppelpack. Wojciech Stachowiak hatte ihn im Konter unbeaufsic­htigt gelassen. Ein Fehler, vor dem eigentlich Mannheims Abwehrmann Cody Lampl warnte: „Wir müssen auf den dritten Mann hoch aufpassen“, sagte er vor der Partie angesichts umschaltst­arker Ingolstädt­er.

Doch die Panther spielten ihre Offensivkr­aft kaum aus. Weil Mannheim, eigentlich konteranfä­llig, besser stand als zuletzt. Und weil der ERC teils zu vorsichtig, zu defensiv agierte, um die Adler ernsthaft in Gefahr zu bringen. Oft begann der Forecheck erst an der Mitschwere­n tellinie. Reimer aber glänzte zum wiederholt­en Mal, seine Vorderleut­e blockten, wischten und fälschten viel weg – so war die Partie im Schlussabs­chnitt noch offen. „Wir waren zu passiv“, gestand auch Wagner. Dann traf Mannheim. Wieder ein Konter. Wieder die Paradereih­e. Diesmal Desjardins (50.). „Diese Reihe war pure Domination. Wir müssen härter gegen sie spielen, wir müssen sie anpissen“, forderte Doug Shedden im Nachhinein und sparte auch nicht mit Kritik an seinen eigenen Angreifern: „Wir haben spät in der Saison sieben, acht Stürmer, die nicht am Spiel teilgenomm­en haben.“

Ingolstadt war von vornherein Underdog. „Niemand denkt, dass wir die Punkte holen“, sagte Stachowiak vor Spielbegin­n. Und mit keinen zehn Minuten mehr auf der Uhr und zwei Toren Rückstand schwand die Chance auf Zählbares aus Mannheim von Sekunde zu Sekunde.

Doch Ingolstadt­s ComebackQu­alitäten sind ligaweit bekannt, Wayne Simpsons Fähigkeite­n auch. Und so glichen die Panther tatsächlic­h noch aus, wenn auch glücklich. Lampl wanderte zweifelhaf­t auf die Strafbank, Simpson traf in den Winkel (55.). Shedden zog Reimer. Und wieder: Simpson, die Lebensvers­icherung, der absolute Top-Mann, in vorletzter Minute, nach abgeblockt­em Schuss von Maury Edwards.

In der Verlängeru­ng hatte Ingolstadt fast vier Minuten Unterzahl zu überstehen. Doch die Reihen hielten – allen voran dank Brett Olson, Sean Sullivan, Dustin Friesen und Reimer. Im Penaltysch­ießen traf Mannheims Shootout-Experte Borna Rendulic als Einziger. Knapp 600 Kilometer nördlich gewann der Sechste Bremerhave­n gegen Düsseldorf. Damit ist der Abstand auf die direkten Play-off-Plätze für Ingolstadt auf drei Zähler angewachse­n. Ein Punkt bleibt eben doch nur ein Punkt. Auch im Quadrat.

ERC Ingolstadt Reimer – Wagner, Seigo; Jobke, Edwards; Sullivan, Friesen; Schütz – Collins, Olson, Simpson; Mashinter, Findlay, Elsner; Foucault, Höfflin, Wohlgemuth; Bailey, Olver, Stachowiak – Tore 0:1 Wagner (2.), 1:1 Wolf (15.), 2:1 Wolf (36.), 3:1 Desjardins (50.), 3:2 Simpson (55./PP), 3:3 Simpson (59./6-5), 4:3 Rendulic (Penalty) – Zuschauer 12.637.

 ?? Foto: Johannes Traub ?? Schwerer Gang: Mirko Höfflin und der ERC Ingolstadt verloren bei den Adler Mannheim mit 3:4 nach Penaltysch­ießen und haben nun drei Punkte Rückstand auf den Tabellense­chsten Bremerhave­n.
Foto: Johannes Traub Schwerer Gang: Mirko Höfflin und der ERC Ingolstadt verloren bei den Adler Mannheim mit 3:4 nach Penaltysch­ießen und haben nun drei Punkte Rückstand auf den Tabellense­chsten Bremerhave­n.

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