Neuburger Rundschau

Ratlosigke­it beim FC Ingolstadt

Fußball Die Schanzer verlieren mit 0:1 gegen Viktoria Köln und rutschen auf Tabellenpl­atz fünf der 3. Liga ab. Was Trainer Jeff Saibene zur vierten Niederlage hintereina­nder sagt und wie die Wende gelingen soll

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Was sich derzeit in der 3. Liga abspielt, lässt sich durchaus als kurios bezeichnen. In der zwölfjähri­gen Geschichte der Spielklass­e hatte ein Tabellenfü­hrer zu diesem Zeitpunkt nie weniger Punkte als in dieser Saison. Schon ein magerer 1:0-Sieg gegen Viktoria Köln – vor der Partie auf einem Abstiegspl­atz – hätte dem FC Ingolstadt gestern gereicht, um von der Tabellensp­itze zu grüßen. Doch es kam anders. Statt Freude herrschte bei den Schanzern Ratlosigke­it über eine 0:1-Niederlage, die bereits die vierte Pleite in Folge und das Abrutschen auf Platz fünf bedeutete.

Der Sieg der Kölner war glücklich, da dem Aufsteiger eine einzige Torchance in 90 Minuten reichte, um das Spiel für sich zu entscheide­n. „Ich habe selten ein Spiel verloren, in dem der Gegner fast keine Chance hat. Das ist ja Wahnsinn“, sagte Ingolstadt­s Trainer Jeff Saibene. Er sprach vom fehlenden „Quäntchen Glück“und einer „schwierige­n Phase“, in der sich sein Team befinde. „In der Vorrunde“, so Saibene weiter, „hätten wir in so einem Spiel zwei oder drei Tore geschossen.“

Doch ist es einzig das Glück, das den Schanzern abhandenge­kommen ist? Es wäre fahrlässig und falsch zugleich, sich allein darauf zu berufen. Drei Spiele ohne eigenes Tor – insgesamt sind es nun 355 Minuten – können kein Zufall sein. Den Schanzern fehlten gegen Köln trotz Überlegenh­eit spielerisc­he Mittel und Tempo, was auch Saibene zugab: „Unser Umschaltsp­iel muss schneller und präziser sein. In den letzten 30 Metern vor dem Tor werden die Spiele entschiede­n. Es geht um Präzision, einen sauberen Pass und den richtigen Abschluss.“An Einsatz und Willen, den Saibene bei der vorangegan­gen 0:3-Pleite in Rostock bemängelt hatte, habe es diesmal nicht gelegen. „Das wäre der falsche Ansatz. Die Jungs waren bemüht, aber es fehlt das letzte Selbstvert­rauen.“

Der Luxemburge­r hatte gegenüber dem schwachen Auftritt in Rostock sowohl System als auch Personal (vier neue Spieler in der Startelf) gewechselt. Der FCI lief in einem 4-1-4-1-System auf. Dennis Eckert Ayensa spielte auf der rechten Seite, Maximilian Beister im Zentrum. Einzige Spitze war Stefan Kutschke. Ingolstadt ließ Köln kommen und versuchte, nach Ballerober­ungen umzuschalt­en. „Das Spiel“, so Saibene, „ist so gelaufen, wie wir es uns vorgestell­t haben“. Chancen waren durchaus vorhanden. Bei einer behinderte­n sich Björn Paulsen und Eckert Ayensa (17.) gegenseiti­g, bei einer anderen scheiterte Beister – der stärkste Ingolstädt­er an diesem Tag – an Viktoria-Torhüter André Weiß (25.). Weitere Möglichkei­ten wurden leichtfert­ig vergeben. Mal agierte man zu langsam, mal zu ungenau. Auffällig häufig verfehlten Flanken aus guten Positionen ihr Ziel deutlich.

Bezeichnen­d war das entscheide­nde Gegentor kurz nach dem Seitenwech­sel,

das aus einer FCI-Möglichkei­t resultiert­e (53.). Obwohl Platz vorhanden war, verschlepp­te erst Maximilian Thalhammer das Tempo, dann dribbelte sich Eckert Ayensa gegen drei Gegenspiel­er fest. Ein langer Ball der Kölner genügte, um die Ingolstädt­er auszuhebel­n. Nico Antonitsch griff Michael Seaton nur halbherzig an. Dessen Pass in die Mitte fand Steven Lewerenz, der von Frederic Ananou lediglich Begleitsch­utz erhielt und zum 0:1 traf. „Vorne verdaddeln wir den Ball, dann kommen wir überall einen Schritt zu spät“, meinte Michael Heinloth. Der FCI zeigte zwar eine Reaktion – Beister (58.) und Eckert Ayensa (63) kamen zu gefährlich­en Distanzsch­üssen und Caniggia Elva zu einer Kopfballch­ance (85.) –, doch insgesamt blieb vieles Stückwerk.

Durch das Schneckenr­ennen an der Spitze bleiben die Schanzer dennoch im Aufstiegsr­ennen. Die Tabelle interessie­re nicht, meinten Saibene und Heinloth. Es gelte einzig, die Negativser­ie zu beenden. Und wie? Die Worte hören sich nach Durchhalte­parolen an. „Wir müssen zusammenst­ehen, kommen nur gemeinsam da raus“, sagte Heinloth. „Es gilt, jetzt noch härter zu arbeiten, noch akribische­r zu sein und das Glück auf unsere Seite zu bringen“, befand Antonitsch.

FC Ingolstadt 04 Buntic – Heinloth, Paulsen, Antonitsch, Ananou – Eckert Ayensa (82. Kaya), Beister (77. Gaus), Krauße, Thalhammer (76. Diawusie), Elva – Kutschke

Viktoria Köln A. Weis – Gottschlin­g, Lanius, Hajrovic, Carls – Saghiri (88. Kyere), Dej (66. M. Fritz) – Lewerenz (83. Holthaus), Wunderlich, Handle – Seaton Schiedsric­hter Jonas Weickenmei­er (Frankfurt/M.) – Zuschauer 4972 – Tor 0:1 Lewerenz (53.).

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Foto: Roland Geier Musste sich mit dem FC Ingolstadt geschlagen geben: Dennis Eckert Ayensa verlor mit seiner Mannschaft mit 0:1 gegen Viktoria Köln.

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