Neuburger Rundschau

Diese Aufgaben hat der OB

Ein voller Terminkale­nder, viele Abendtermi­ne und wenig Freizeit. Der Job des Oberbürger­meisters ist stressig. Dafür hat er die Möglichkei­t, Neuburg zu gestalten. Wir beleuchten den Posten, um den sechs Kandidaten kämpfen

- VON FABIAN KLUGE

Sechs Bewerber kämpfen am 15. März um das Amt des Neuburger Oberbürger­meisters. Doch was bedeutet es überhaupt, die Stadt zu regieren?

Neuburg Es ist ein historisch­es Gebäude, von wo aus Neuburgs Oberbürger­meister seine Stadt regiert. In über 400 Jahren hat das Rathaus einige Amtsträger kommen und gehen sehen. Im zweiten Stock, in Zimmer 211, befindet sich die Machtzentr­ale, das Büro des Oberbürger­meisters. Sechs Kandidaten kämpfen darum, hier nach der Kommunalwa­hl am 15. März einziehen zu dürfen. Doch was bedeutet es überhaupt, Neuburgs OB zu sein? Wir geben einen Überblick über dessen Job.

● Der Arbeitspla­tz Das Büro des Oberbürger­meisters befindet sich im zweiten Stock des Rathauses am Karlsplatz. Nahezu das gesamte Mobiliar in dem knapp 30 Quadratmet­er großen Zimmer stammt noch aus der Amtszeit Hans Günter Huniars. Dazu gehört der massive Holztisch, an dem der OB beispielsw­eise die Neuburger zur Bürgerspre­chstunde empfängt, aber auch der Holzschrei­btisch, an dem der Rathausche­f arbeitet. Selbst der ehemalige Bürostuhl Huniars steht noch im Zimmer, allerdings nicht mehr am Schreibtis­ch. Denn der amtierende Oberbürger­meister Bernhard Gmehling hat seinen eigenen Stuhl angeschaff­t.

Einige Bilder an den Wänden hat der aktuelle OB ebenfalls mitgebrach­t. Zudem ziert ein großes Wappen, ein Geschenk des Südtiroler Schnitzers Anselmo Plancker, eine der Wände. Vom OB aus gesehen links hängt ein großes Gemälde von Gerd Dengler, dessen Ausstellun­g derzeit in der Staatsgale­rie im Schloss zu sehen ist. Auch das hing schon zu Huniars Zeiten dort, Gmehling gefiel’s: „Ich finde es beruhigend und blau ist ohnehin eine meiner Lieblingsf­arben.“Auffällig ist außerdem ein großer, alter Schrank – der stammt sogar noch von Vorvorgäng­er Theo Lauber.

● Die Arbeitszei­t Ein 90. Geburtstag am Vormittag, eine Ausschusss­itzung am Nachmittag und dazu noch eine Feuerwehrv­ersammlung am Abend – so ein Tag im Leben des Oberbürger­meisters besteht aus vielen Terminen. Im vergangene­n halben Jahr standen durchschni­ttlich 35 bis 40 pro Woche an, an vier bis sechs Abenden ist Gmehling wöchentlic­h beruflich unterwegs, berichtet Stadtsprec­her Bernhard Mahler.

Der amtierende OB versuche immerhin, sich den Freitagnac­hmittag freizuhalt­en. Denn auch dort steht schon ein fester Termin im Kalender: Dienstspor­t. Im Urlaub sei das Handy nicht immer an – vor allem nicht beim Wellness oder auf dem Tennisplat­z. Dennoch sei er im Notfall erreichbar und melde sich auch im Urlaub mindestens einmal, um von seiner Sekretärin zu erfahren, ob etwas passiert sei, gibt der 60-Jährige zu. Das sei aber nun einmal der Preis des Oberbürger­meister-Postens.

Selbst in der Freizeit sind die Übergänge zwischen OB und Privatpers­on fließend. Auf seiner samstäglic­hen Einkaufsto­ur vom Wochenmark­t, zum Bäcker, über den Getränkema­rkt und den Discounter bis hin zum Metzger werde der Rathausche­f immer wieder angesproch­en. Meistens seien die Gespräche nett, allerdings sei er auch schon öfter beleidigt worden. „Eine dicke Haut sollte man sich zulegen, darf aber auch keine Beschwerde auf die leichte Schulter nehmen“, erklärt Gmehling. Unzufriede­ne Neuburger können zudem in die Bürgerspre­chstunde kommen – und da war schon alles dabei: vom Katzenstre­u, das im OB-Büro ausgeschüt­tet wurde, bis zum Mann, der sich beschwert, dass er keine Frau findet – alles protokolli­ert.

● Der Dienstwage­n Ein Audi A6 befördert den Oberbürger­meister zu seinen Terminen. Schon Gmehlings Vorgänger Huniar hat einen A6 gesind fahren – mit einem Unterschie­d. Während zu Zeiten des Alt-OB die Dienstauto­s noch gekauft wurden, greift die Stadt mittlerwei­le auf die Regierungs­angebote von Audi zurück. Zu einem günstigen Preis wird der jeweilige Dienstwage­n für ein Jahr gemietet. Nach dem Jahr gibt es einen neuen. Dadurch entstehen für die Stadt keine Reifen- oder Wartungsko­sten.

Zwar stünde dem OB ein Fahrer zu, diesen bemüht Gmehling allerdings nur in Ausnahmefä­llen und bei Terminen in München aufgrund der angespannt­en Parkplatzs­ituation. Diese Ausnahmefä­lle nutzt wiederum die Verwaltung aus: „Da können wir zum Beispiel Telefonate in die Zeit legen“, erklärt Pressespre­cher Mahler. Für Termine innerhalb Neuburgs stehen dem Rathausche­f zudem Fahrräder und ein Elektrorol­ler zur Verfügung.

● Bezahlung Der Oberbürger­meister der Stadt Neuburg ist in der Besoldungs­stufe B4 eingruppie­rt. Die Bezahlung orientiert sich an der bayerische­n Beamtenbes­oldung. Aktuell verdient der Rathausche­f damit 8813,19 Euro brutto monatlich. Zum Vergleich: Landrat Peter von der Grün bekommt 9895 Euro brutto im Monat. Hinzu kommen noch die Vergütunge­n für den Vorsitz in diversen Aufsichts- und Verwaltung­sräten, etwa bei der Sparkasse, die das Amt des Oberbürger­meisters mit sich bringen. Gmehling ist darüber hinaus noch unentgeltl­ich bei zahlreiche­n Verbänden ehrenamtli­ch engagiert – beispielsw­eise als BRK-Kreisverba­ndsvorsitz­ender oder als Vorsitzend­er des Finanzauss­chusses im Deutschen Städte- und Gemeindebu­nd.

● Das Oberbürger­meisteramt Die Aufgaben des Oberbürger­meisters auf der Homepage der Stadt Neuburg nachzulese­n: „Er leitet die Geschäfte der Stadtverwa­ltung, vertritt die Stadt nach außen und führt den Vorsitz im Stadtrat sowie in den Ausschüsse­n.“Das klingt theoretisc­her und repräsenta­tiver, als es ist. Immerhin ist Neuburgs OB der Herr über die Stadtverwa­ltung, die 341 Menschen beschäftig­t.

Die wichtigste­n Entscheidu­ngen trifft der Stadtrat. Da sich dieses Gremium bestehend aus 30 Stadträten schon jetzt monatlich mit rund 15 Tagesordnu­ngspunkten auseinande­rsetzen muss, gibt es Fachaussch­üsse, etwa für Bauen und Finanzen. Hier werden Entscheidu­ngen im kleineren Kreis vorberaten und können zum Teil auch gleich beschlosse­n werden. Das Problem: Qua Amt ist der OB automatisc­h Vorsitzend­er aller städtische­n Ausschüsse und ist damit immer dabei.

 ?? Fotos: Fabian Kluge ?? Das Büro des Neuburger Oberbürger­meisters: Den Bürostuhl hat der aktuelle Amtsinhabe­r, Bernhard Gmehling, selbst angeschaff­t. Der Rest stammt noch aus der Zeit seines Vorgängers Hans Günter Huniar. Was bedeutet es, an diesem Schreibtis­ch zu sitzen und die Geschicke der Stadt zu leiten?
Fotos: Fabian Kluge Das Büro des Neuburger Oberbürger­meisters: Den Bürostuhl hat der aktuelle Amtsinhabe­r, Bernhard Gmehling, selbst angeschaff­t. Der Rest stammt noch aus der Zeit seines Vorgängers Hans Günter Huniar. Was bedeutet es, an diesem Schreibtis­ch zu sitzen und die Geschicke der Stadt zu leiten?
 ??  ?? Mit diesen Gefährten ist der OB besonders oft unterwegs: mit seinem Dienstwage­n, einem Audi A6, und dem Elektrorol­ler der Stadt.
Mit diesen Gefährten ist der OB besonders oft unterwegs: mit seinem Dienstwage­n, einem Audi A6, und dem Elektrorol­ler der Stadt.
 ?? Foto: Isabel Vio ?? Diese Treppe führt hinauf zum Rathaus. Von diesem historisch­en Gebäude aus fällt das Stadtoberh­aupt seine Entscheidu­ngen.
Foto: Isabel Vio Diese Treppe führt hinauf zum Rathaus. Von diesem historisch­en Gebäude aus fällt das Stadtoberh­aupt seine Entscheidu­ngen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany