Syrien verschärft Angriffe
Nur Waffenstillstand in Idlib könnte den Fluchtdruck mildern
Istanbul Der Krieg zwischen dem Nato-Mitglied Türkei und Syrien ist voll entbrannt. Nach schweren Verlusten am Wochenende eroberten die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad am Montag mit Unterstützung durch russische Luftangriffe die strategisch wichtige Kleinstadt Sarakib in der Provinz Idlib zurück. Die umkämpfte Sarakib war letzte Woche von Rebellen mithilfe der Türkei eingenommen worden.
Erdogan hatte vor einem Monat die türkische Armee über die Grenze nach Idlib geschickt, um den Vormarsch von Assads Regierungstruppen in dem letzten von Rebellen gehaltenen Gebiet zu stoppen und eine Fluchtwelle von rund einer Million Menschen aus Idlib in die Türkei zu verhindern. Idlib wird größtenteils von der dschihadistischen Miliz HTS beherrscht; Russland und Syrien werfen der Türkei vor, entgegen ihrer Zusagen nichts gegen die Extremisten zu unternehmen. Auch der Iran, nach Russland der zweite wichtige Verbündete Syriens, wird immer mehr in dden Konflikt hineingezogen. Dutzende iranische und pro-iranische Milizionäre starben bei türkischen Angriffen. Nach dem Tod von mehr als 30 türkischen Soldaten bei einem Luftangriff in Idlib vorige Woche hatte die türkische Armee ihren Einsatz gegen die syrischen Truppen verstärkt.
Bei den Gegenschlägen setzte die Türkei moderne Kampfflugzeuge und Kampfdrohnen ein, ohne dass Russland als stärkste Militärmacht in Syrien das zunächst verhinderte. Am Montag warnte Moskau die Regierung in Ankara, die Sicherheit türkischer Kampfflugzeuge über Idlib könne nicht garantiert werden. Assads Regierung erklärte, sie werde sich der „türkischen Aggression“entgegenstellen, der türkische Einmarsch werde scheitern.
Eine direkte Konfrontation mit der russischen Luftwaffe will die Türkei vermeiden. Erdogan sagte, er hoffe bei seinem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin auf eine Waffenstillstandsvereinbarung. Erdogan dürfte in Moskau auf eine Lösung dringen, bei der zumindest ein Teil von Idlib der Kontrolle von Assad entzogen bleibt. Auf diese Weise könnte die Türkei verbündete Rebellen in der Gegend schützen und versuchen, Flüchtlinge auf syrischem Boden unterzubringen. Assad hat jedoch wiederholt erklärt, er wolle ganz Idlib unter seine Kontrolle bringen, um seinen militärischen Sieg über die Rebellen nach neun Jahren Krieg zu vollenden.