Neuburger Rundschau

Trauer um Ulay

Performanc­e-Künstler und Fotograf ist tot

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Ljubljana Er war der Mann, der einst Carl Spitzwegs Meisterwer­k „Der arme Poet“aus künstleris­chen Gründen aus der Berliner Nationalga­lerie entwendete: Der in Solingen geborene Performanc­ekünstler Ulay ist in der Nacht zum Montag 76-jährig in Ljubljana gestorben.

Ulay war auch langjährig­er Partner der Künstlerin Marina Abramovic, mit der er durch bizarre Aktionen über die Kunstwelt hinaus für Aufsehen sorgte. So gingen die beiden 1988 rund 4000 Kilometer auf der Chinesisch­en Mauer entgegen, um sich anschließe­nd für immer zu trennen. „Mit großer Trauer habe ich heute vom Tod meines Freundes und Ex-Partners Ulay erfahren“, kommentier­te Abramovic bei Instagram. Er sei ein außergewöh­nlicher Künstler gewesen. „Es ist tröstlich zu wissen, dass seine Kunst und sein Vermächtni­s für immer weiterlebe­n werden.“

Die Frankfurte­r Schirn hatte dem Künstler, der eigentlich Frank Uwe Laysiepen hieß, 2016 eine große Ausstellun­g gewidmet. Ulay fotografie­rte in Amsterdam in den frühen 1970er Jahren auf der Straße Transvesti­ten, Randfigure­n, Abhängige, Obdachlose. Auf PolaroidFo­tos thematisie­rte er auch Tätowierun­gen, als diese Art des Körperschm­ucks noch zur Welt der Matrosen und Gefangenen gehörte.

Die Entwendung des Spitzwegs 1976 hielt das Künstlerpa­ar übrigens auf Fotos fest. Es platzierte den „Armen Poeten“, eines der Lieblingsb­ilder von Hitler, in der Wohnung einer türkischen Gastarbeit­erfamilie in Kreuzberg – und informiert­e den

Direktor der Nationalga­lerie, er könne das Bild nun in neuer Umgebung betrachten.

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Ulay

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