Neuburger Rundschau

Karibik: Saint Lucia schröpft Touristen

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Die Karibikins­el Saint Lucia will ihr Tourismusm­arketing verstärken und bittet dafür die Touristen zur Kasse. Ab 1. April soll eine „Tourist Accommodat­ion Fee“bei Übernachtu­ngen in Hotels, Pensionen, Villen und Appartemen­ts fällig werden. Die Abgabe liegt je nach Preis der Unterkunft zwischen drei und sechs Dollar pro Nacht und Person. Wer über AirBnB unterkommt, soll sieben Prozent der Aufenthalt­skosten an die Inselregie­rung zahlen. Außer fürs Marketing soll das Geld auch für die Entwicklun­g von Tourismus auf dem Land ausgegeben werden.

Tock – tock – tock. Ein Quietschen, der Motor verstummt und die Bahn der „Royal Railways Cambodia“stoppt im sandigen Brachland im Süden des Landes pünktlich zur Mittagshit­ze. Mein Rücken schmerzt in den halbhohen Ledersitze­n. Die Schulter meines Nachbarn klebt an meinem verschwitz­ten Oberarm. Die Klimaanlag­e ist ausgefalle­n, und der Zug stoppt zum siebten Mal. Dreimal an Bahnhöfen, die nicht so aussehen, als würden dort überhaupt Züge halten. Viermal wegen technische­r Probleme, die ich nicht nachvollzi­ehen kann. Ich hab mich auf die Zugfahrt als Abschluss meiner einmonatig­en Reise durch Kambodscha gefreut. Mittlerwei­le ringe ich um Gelassenhe­it.

Erst im April 2016 gelang es der Eisenbahng­esellschaf­t, die 264 Kilometer lange Südstrecke von der Hafenstadt Sihanoukvi­lle in die Hauptstadt Phnom Penh wiederzuer­öffnen. Das Land leidet immer noch an den Folgen des mörderisch­en Steinzeitk­ommunismus der Roten Khmer. 1979 wurde das Regime durch den Einmarsch der vietnamesi­schen Armee gestürzt, doch die wenigen Jahre der Herrschaft haben gereicht, verbrannte Erde und unaussprec­hliches Leid zu hinterlass­en: etwa zwei Millionen Tote, größtentei­ls Kambodscha­ner. Hingericht­et in den Foltergefä­ngnissen, auf den Killing Fields. Zwangsdepo­rtationen aufs Land, entleerte Städte. Zerstörte Industrie, Straßen und Gleise. Das alles geschah, nachdem viele Kambodscha­ner die Machtübern­ahme Pol Pots gefeiert haben. Zuvor hatten US-amerikanis­che Truppen in der Operation Menu den Osten Kambodscha­s unter einem Bombenhage­l begraben.

Mit Pol Pot kam 1975 die Revolution, die in kürzester Zeit nicht nur ihre Kinder, sondern auch deren Familien, Freunde und viele Zufallsopf­er gefressen hat. In drei Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen hat das Regime ein ganzes Land entwurzelt, das eh schon an den Folgeersch­einungen der französisc­hen Kolonialhe­rrschaft litt. Die westlichen Staaten, darunter auch die Bundesrepu­blik, haben das nach Thailand und den Westen Kambodscha­s geflüchtet­e Terror-Regime bis 1989 als rechtmäßig­e Vertreter bei den Vereinten Nationen anerkannt, erzählen die Stimmen der AudioGuide­s an den Stätten des Genozids. Die meisten Täter sind ihrer Verurteilu­ng entkommen.

Der Zug rollt wieder. Langsam, aber kontinuier­lich. Dauerhupen­d, weil die Strecke nicht abgesicher­t ist. In einigen Stadtviert­eln liegen nur wenige Meter zwischen den Schienen und den Häusern der Anwohner mit ihren Essens- und Marktständ­en, den spielenden Kindern auf den Straßen. Royal Railways sei ein weiteres Zeichen dafür, dass das Land einen Sprung nach vorne gemacht habe, erzählen mir viele Reisende,

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