Neuburger Rundschau

Wenn das Arbeitsger­ät zur Gefahr wird

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Dass es im Sport gefährlich zugeht – Binsenweis­heit. Wenn zu Rennmaschi­nen hochtraini­erte Athleten aufeinande­rprallen, sollte man sich nicht in der Knautschzo­ne befinden. Neben dieser allgemeine­n Problemati­k gibt es eine Art systembedi­ngte Gefahr – nämlich die, die vom Arbeitsger­ät des jeweiligen Sportlers ausgeht.

Ein Fußballsch­uh etwa kann nicht nur auf dem Spielfeld seine Kraft entfalten, sondern auch in der Kabine – nämlich dann, wenn er als Flugobjekt zweckentfr­emdet wird. Ein Lied davon singen kann Ex-Profi David Beckham: Nach einem verlorenen Pokalspiel trat dessen Trainer Alex Ferguson nach einem am Boden liegenden Schuh – und traf seinen Spieler damit im Gesicht. Die Folge war eine Platzwunde über Beckhams Auge.

Wie zerstöreri­sch die Wucht eines Golfschläg­ers sein kann, musste einer der Größten dieses Sports, Tiger Woods, am eigenen Leib erfahren. Als seine damalige Frau Elin Nordegren erfuhr, dass ihr Mann sie betrog, brannte bei der Schwedin eine Sicherung durch: Mit einem Präzisions­eisen bearbeitet­e sie das Gesicht ihres Gatten und schlug ihm zwei Zähne aus, bevor Woods aus dem Haus flüchtete.

Bislang schien das Radfahren hinsichtli­ch solcher Auswüchse relativ unverdächt­ig zu sein. Bis – na ja, bis Gianni Moscon kam. Der als leicht reizbare geltende italienisc­he Radprofi war beim Eintagesre­nnen in Belgien im Einsatz. Nach einem Massenstur­z reichte es dem 25-Jährigen: Er schleudert­e ein Rad, das auf sein eigenes gefallen war, gegen einen anderen Fahrer, der mit ihm im Graben lag. Als Moscon dann disqualifi­ziert wurde, zerriss der Hitzkopf seine Startnumme­r vor laufender Kamera.

Wer auf Gefahrenmi­nimierung bedacht ist, für den scheidet folglich auch der Radsport aus. Was bleibt denn da noch? Rhythmisch­e Sportgymna­stik wirkt unverdächt­ig – doch ein Wüterich mit dem aufbrausen­den Gemüt eines Moscon würde es auch schaffen, einen unliebsame­n Konkurrent­en mit einem Regenbogen­band zu erdrosseln. Das Schachspie­l mag gefahrlos wirken – falls das Spielbrett zum Schlagobje­kt umfunktion­iert wird, sieht das ganz schnell anders aus.

Wenn man die Welt aus den Augen von Gianni Moscon betrachtet, wird alles zum Schlachtfe­ld. Es bleibt die Erkenntnis: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Wer nicht, auch. Wahrschein­lich.

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Gianni Moscon
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