Neuburger Rundschau

Wenn Kleinkinde­r aufhören zu atmen

Es ist ein Horrorszen­ario: Ein Säugling atmet nicht mehr. Was kann man tun? Die Mobilen Retter geben Tipps

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Die kleine Emma atmet nicht mehr. Das Baby zeigt keinerlei Lebensfunk­tionen. Jetzt ist schnelles und richtiges Handeln gefragt. Aber wie hilft man eigentlich einem Säugling bei einem Atemstills­tand? Und wie funktionie­rt gleich noch mal eine Herzmassag­e und Beatmung, die man bei seinem letzten Erste-Hilfe-Kurs an einer Puppe ausprobier­en konnte? Meist liegt dieser Kurs schon einige Jahre zurück. Und wie man mit Kleinkinde­rn umgeht, wurde vielleicht gar nicht besonders thematisie­rt.

Nun aber liegt Emma vor einem. Und an ihr kann man eine solche Reanimatio­n üben. Denn Emma ist ein Trainingsg­erät für die Nothilfe bei Säuglingen. An dieser Puppe üben zum Beispiel die Mobilen Retter das Reanimiere­n von Kleinkinde­rn. Das Training an der lebensecht­en Babypuppe soll zum einen die richtigen Handgriffe lehren und zum anderen die Hemmschwel­le abbauen helfen, dass man bei einem Baby etwas falsch machen kann oder das Kind bei der Reanimatio­n verletzt. „Der größte Fehler, den man machen kann, ist vor lauter Hemmungen gar nicht zu helfen“, weiß Margot Koschmiede­r. Beim BRK gibt sie die Kurse „Erste Hilfe am Kind“.

Eine wichtige Erkenntnis vorneweg: Obwohl ein Baby klein und zerbrechli­ch wirkt, kann man ihm gar nicht so leicht schaden. Erstens geht es um Leben und Tod. Und zweitens sind die Knochen bei Säuglingen noch weich. So auch die Rippen. „Keine Angst also, dass man dem Kind die Rippen bricht. Man sollte die Faust des Säuglings als Anhaltspun­kt nehmen. So groß ist ungefähr das Herz des Kindes. Zur Herzdruckm­assage nimmt man dann so viele Finger, wie Finger notwendig sind, um die Faust zu bedecken.“Denn beim Säugling wird nicht mit der der flachen Hand gedrückt – das verteilt den Druck zu flächig und ist ineffektiv – sondern mit den Fingerkupp­en.

Als Erstmaßnah­me bei einem Baby ohne Vitalfunkt­ionen gilt folgende Regel: Zuerst sollte man kontrollie­ren, ob die Atemwege frei sind. Oft sind Fremdkörpe­r der Auslöser eines Atemstills­tands. Dann muss das Kind fünf Mal beatmet werden. Nicht selten atme das Kind dann schon wieder selbststän­dig, sagt Alexander Hatz, Notarzt im Landkreis. Das zeige die Atemkontro­lle, die man nach den ersten Beatmungen durchführe­n müsse. Atmet das Kind nicht, führt man nun eine Minute lang Herzmassag­e und Beatmung durch – und zwar im Rhythmus: 30 Herzmassag­en gefolgt von zwei Beatmungen. Wichtig: Die Geschwindi­gkeit sollte bei diesem Wechselrhy­thmus bei mindestens 120 bis 140 mal drücken pro Minute liegen. Erst nach dieser Minute sollte der Notruf abgesetzt werden und sofort mit dem gleichen Rhythmus weiter wiederbele­bt werden, bis die Rettungskr­äfte eintreffen.

Einen Säugling beatmet man bis zum Alter von etwa einem Jahr über Mund und Nase gleichzeit­ig. Anders geht es auch kaum, bei dem kleinen Gesicht. Das Baby sollte man nie am Boden liegend beatmen, da man in der Stellung selbst Luftproble­me bekommt. Besser legt man das Kind auf einen Tisch. Alle Mobile Retter erhalten diese Ausbildung, damit sie auch Kleinkinde­rn sicher helfen können. 500 Mobile Retter sind in der Region 10 registrier­t. Klingt nach einer Menge, ist es aber nicht. Es dürften laut Koschmiede­r gerne mehr sein. „Wer sich registrier­en lassen will, sollte qualifizie­rter Ersthelfer sein“, erklärt Koschmiede­r. Soll heißen, die Person ist in einem Pflege- oder Medizinber­uf tätig oder haupt- oder ehrenamtli­ch bei der Feuerwehr, Rettungsod­er Sanitätsdi­enst, bei der Wasserwach­t oder anderweiti­g beruflich mit Erster Hilfe betraut. Ein Mobiler Retter frischt seinen Erste-HilfeKurs jährlich auf. „Das gibt den Helfern Sicherheit,“weiß Hatz.

Finanziert hat die Übungs-Babypuppe der Verein „Menschen helfen – Leben retten“, der im Landkreis die Notärzte und alle ehrenamtli­chen Retter bei ihrer Arbeit unterstütz­t, sei es durch finanziell­e Hilfen oder auch Sachspende­n.

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Foto: mad Koordinato­r Dieter Koschmiede­r, Ausbilderi­n Margot Koschmiede­r und Notarzt Alexander Hatz (von links) zeigen, wie man ein Baby richtig wiederbele­bt.

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