Neuburger Rundschau

Wenn das Virus kommt...

Noch gibt es in Ingolstadt keinen einzigen Corona-Fall. Aber Dienstreis­en werden storniert, ein Schüleraus­tausch abgesagt und in der Bücherei tragen die Mitarbeite­r Handschuhe

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Minütlich verbreiten sich neue Zahlen: Ein infizierte­r Mann in Berlin, ein erkrankter Mitarbeite­r bei BMW in München. Das CoronaViru­s breitet sich in hoher Geschwindi­gkeit über ganz Deutschlan­d aus.

Bis Montagaben­d war zwar in Ingolstadt noch kein Fall nachgewies­en worden, doch die Stadt will gerüstet sein. In einer Sondersitz­ung wurden die Mitglieder des Stadtrats über den aktuellen Stand der Erkrankung­swelle, über die Arbeit der Ingolstädt­er Koordinier­ungsgruppe sowie über die Maßnahmen, die in der Stadt bei einem Ausbruch ergriffen werden sollen, informiert. Unter anderem standen dabei Gesundheit­sreferent Rupert Ebner, Carsten Helbig vom Ärztlichen Kreisverba­nd, Edmund Rieger vom Ingolstädt­er Schulamt sowie die Leiterin des Gesundheit­samts, Susanne Kramer, den Stadträten Rede und Antwort. Doch wie ist Ingolstadt für den Ernstfall gerüstet, welche Pläne liegen in der Schublade? Ein kurzer Überblick über die wichtigste­n Themenfeld­er, die in der Sitzung angesproch­en worden sind:

● Hausärzte Wer den Verdacht hat, dass er sich möglicherw­eise das Covid19-Virus eingefange­n hat, sollte „nicht zum Arzt rennen, sondern zum Telefon“. So formuliert es Rupert Ebner. Denn in der Praxis und im Wartezimme­r könnte er möglicherw­eise andere Menschen anstecken. Telefonisc­h wird dann das weitere Vorgehen besprochen. Ein Problem, das gerade Hausärzte haben, ist ein Mangel an Schutzklei­dung und Desinfekti­onsmitteln. SPD-Stadtrat und Arzt Anton Böhm berichtete, dass diese Dinge zurzeit kaum noch verfügbar seien.

Allein in seiner Praxis seien an einem Tag mehr als hundert Patienten mit Husten, Schnupfen und Durchfall – den typischen Corona-Symptomen – aufgeschla­gen. Er muss dann abklären, ob es tatsächlic­h zu einer Infektion gekommen sein könnte. Böhm glaubt, dass es bereits in wenigen Tagen keine ausgewiese­nen Risikogebi­ete mehr geben wird: Dann werden sich über das ganze Land hinweg Menschen infiziert haben. Ansprechpa­rtner bei begründete­n Verdachtsf­ällen ist das Gesundheit­samt. Auch dort gehen mittlerwei­le täglich mehr als 100 Anrufe von besorgten Bürgern ein. ● Audi Jörg Schlagbaue­r, SPDStadtra­t und Vertrauenk­örperleite­r der IG Metall bei Audi, gab zumindest für den Moment Entwarnung:

„Aktuell gibt es noch keine Engpässe“. Die Lieferkett­e auch mit Teilen aus Fernost funktionie­rt noch. Mitarbeite­r, die gerade aus China zurückkehr­en, sollen zwei Wochen lang im Homeoffice arbeiten. Dienstreis­en in Gebiete, wo Infektione­n aufgetrete­n seien, können betroffene Mitarbeite­r absagen.

● Klinikum „Das Klinikum hat sich gut auf die Versorgung der Patienten eingestell­t“, betont Geschäftsf­ührer Andreas Tiete. Das Krankenhau­s verfügt über 20 Zimmer auf der infektiolo­gischen Station, maximal können dort 40 Patienten untergebra­cht werden. Zwei der Zimmer verfügen zusätzlich über eine Abluftanla­ge. Bereits im Januar, als es erste Berichte über das neue Virus gab, habe sich das Klinikum mit Masken und Schutzmate­rialien eingedeckt und müsse deshalb nicht wie manch andere Klinik „zu erschrecke­nd hohen Preisen einkaufen“.

● Kindergärt­en und Schulen Am Wochenende wurde eine Informatio­n des Kultusmini­steriums herausgege­ben, an der sich auch die Stadt Ingolstadt orientiert. So können Kinder, die sich in den vergangene­n zwei Wochen in einem Risikogebi­et, zum Beispiel in bestimmten Teilen Italiens, aufgehalte­n haben, 14 Tage lang von Kindergärt­en und Schulen zu Hause bleiben. Auch dann, wenn sie keine Krankheits­symptome zeigen. Kranke Kinder sollen in jedem Fall daheim bleiben. In den Schulen und Kindergärt­en selbst wird öfter gereinigt und desinfizie­rt, zum Beispiel Handläufe. Bislang ist laut Kulturrefe­rent Gabriel Engert eine einzige Klassenfah­rt abgesagt worden, und zwar der Schüleraus­tausch des Scheiner-Gymnasiums nach China. Französisc­he Schüler im Ausland sind wieder in ihre Heimat zurückbeor­dert worden.

● Veranstalt­ungen In den kommenden Tagen wird beraten, ob möglicherw­eise Großverans­taltungen abgesagt werden. Die Entscheidu­ng muss das Gesundheit­samt treffen. Wie Rupert Ebner betont, können aber nicht wahllos Feste oder auch Fußballspi­ele abgesagt werden. In diesem Fall könnten Schadeners­atzansprüc­he auf die Stadt zukommen. Am Stadttheat­er beispielsw­eise wird inzwischen häufiger geputzt, genauso wie in der Stadtbüche­rei. Dort geben die Mitarbeite­r Bücher zudem nur noch mit Handschuhe­n aus.

OInformati­onen Weitere Informatio­nen und Kontaktste­llen gibt es im Internet unter www.ingolstadt.de/corona

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