Neuburg hat eine neue Königin
Kathrin Gerhard aus Neuburg ist Weißbierkönigin. Die 22-Jährige wird ein Jahr lang die Volksfeste in der Region besuchen. Wie sie zum Titel gekommen ist und wie sie ihr Dirndl bindet
Neuburg Ein solches Adelshaus sucht man weltweit wohl vergeblich: Hier, in Neuburg, öffnet die Königin selbst die Tür und räumt währenddessen noch die Spülmaschine aus. Kathrin Gerhard, 22, ist die neue Weißbierkönigin der Brauerei Herrnbräu aus Ingolstadt. Jegliche Hoheitsallüren scheinen ihr fremd zu sein.
Dass sie sich überhaupt ein Jahr lang Königin nennen darf, sei eine spontane Aktion gewesen, gibt die junge Neuburgerin zu. Vor drei Jahren kam sie das erste Mal mit dem Amt in Berührung: „Meine damalige Mitschülerin Steffi war zu der Zeit Weißbierkönigin. Sie kam oft mit gemachten Haaren und schön geschminkt in die Schule.“Schon damals fand das die 22-Jährige toll, ihre Karriereplanung verhinderte den Adelstitel aber erst einmal.
Denn sie ging zunächst für eineinhalb Jahre als Au-pair nach New York. „Eine gute Zeit. Ich habe auf einen Sechsjährigen und eine 16-Jährige aufgepasst“, erzählt Gerhard. Vor einigen Wochen sah sie dann allerdings einen Instagram-Post der Ingolstädter Brauerei. Mit diesem suchte Herrnbräu nach einer neuen Weißbierkönigin. Gerhard war eine von insgesamt 13 Bewerberinnen, fünf wurden persönlich eingeladen.
„Das war wie ein Vorstellungsgespräch. Die Persönlichkeit muss ja auch passen. Das ist nichts für introvertierte Menschen“, erklärt die Neuburgerin. Mit ihrer offenen und herzlichen Art scheint sie Marketingleiter und Geschäftsführer überzeugt zu haben. „Trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet.“Eine Grundvoraussetzung für die Regentschaft bringt die junge Frau mit den langen blonden Haaren ebenfalls mit: Sie mag Weißbier – „am liebsten als Colaweizen oder als Russ“.
Neun festgeschriebene Termine muss sie als Weißbierkönigin nun wahrnehmen. Das erste Mal offiziell Krone und Schärpe tragen wird sie am kommenden Mittwoch, 11. März, beim Starkbieranstich in der Schanzer Rutschn. Antreffen wird man sie außerdem auf dem diesjährigen Karlshulder Volksfest und auf dem Ingolstädter Barthelmarkt sowie auf dem Frühlingsund Herbstfest in Ingolstadt. Dazu kommen freiwillige Termine wie Volksfeste, auf denen die anderen Königinnen der Region vertreten sind.
Ganz einfach wird es zeitlich für die junge Neuburgerin nicht: Am Wochenende steht der Umzug nach Rain an, Mitte März beginnt dann ihr „User experience“-Studium in Aalen. Der Studiengang ist eine Mischung aus Webdesign, Informatik, Maschinenbau und Psychologie. „Rain liegt genau in der Mitte zwischen Aalen und Ingolstadt“, sagt Gerhard. Deshalb will sie an den Wochenenden in Neuburg sein, um ihre Termine als Weißbierkönigin wahrnehmen zu können.
Worauf sie sich in ihrem Amt am meisten freut? „Auf die Leute. Ich gehe auch sonst sehr gerne auf Volksfeste. Da gibt es gutes Essen, ich mag das Kettenkarussell. Und jetzt kann ich da sogar mit Krone hin.“Das finden, erzählt die Studentin, auch ihre Freundinnen gut. Sie hätten sich alle sehr für sie gefreut. „Und sie profitieren ja auch davon, schließlich bekommen sie Bier, wenn sie wollen“, sagt Gerhard und lacht. Einige wollen nun sogar mit der Neuburgerin angeben, erzählt sie. Allerdings ist sie für ihre Freundinnen weiterhin Kathrin und nicht „Ihre Hoheit“. Wenn Gerhard nicht gerade als Königin auftritt, geht sie mit ihren Freundinnen shoppen, essen oder macht Yoga.
Zu ihrem ersten Auftritt nächsten Mittwoch kommt sie natürlich klassisch in einem ihrer neuen Dirndl und verrät zum Abschluss noch ein kleines Detail: Sie bindet ihre Schleife links.