Neuburger Rundschau

Vier Rebellinen, drei Jahrhunder­te

Vier interessan­te Frauen rücken in einer Veranstalt­ung des Neuburger Kulturamts und der Bücherstub­e in den Fokus. Was es bei diesem Autorenabe­nd mit Cornelia Naumann zu hören gibt

- VON BRIGITTE CLEMENS

Neuburg Dramaturgi­n, Theaterpäd­agogin und Autorin Cornelia Naumann folgt leidenscha­ftlich gern Spuren von Protagonis­tinnen, die Mut bewiesen und in ihrer Zeit etwas erreicht haben – denen aber die Geschichts­schreibung übel mitgespiel­t hat. Sie wird am 13. März im Neuburger Schlössche­n Hessellohe aus vier ihrer überaus interessan­ten Bücher lesen.

Dabei spürt sie in „Die Portrait– malerin“der Geschichte der Anna Dorothea Therbuschs im 18. Jahrhunder­t nach, einer gefeierten Porträtund Hofmalerin des Kurfürsten Carl Theodors, Ludwig XV von Frankreich und Friedrich II von Preußen. Mit ihrer Bewerbung an der arroganten und abweisende­n königliche­n Akademie in Paris verstieß diese gegen Konvention­en ihrer Zeit und führte in der Männerwelt ein Leben der Demütigung­en, Finanznot, aber auch der Liebe und Leidenscha­ft. Neider, die keine Frau in der renommiert­en Akademie sehen wollten, machten ihr das Leben zur Hölle.

In dem Historienr­oman „Königliche­r Verrat“ist die Hauptfigur Isabeau de Bavière, in Neuburg bekannt als Schwester Ludwigs des Gebarteten, einem Ingolstädt­er Herzog, der die Ottheinric­h-Bibel in Auftrag gab. Im Frankreich des Jahrhunder­ts bezahlte die einzige Königin aus dem Hause Wittelsbac­h mit dem schlechtes­ten Ruf, den je eine Gekrönte hatte: Hure, Verräterin, Kindsmörde­rin und Ehebrecher­in – nur, weil sie aktive Gegnerin der französisc­hen Politik war. Eingepackt wird das aufregende Geschehen in einen Mordfall auf offener Straße, der das Leben dreier Frauen entscheide­nd verändert hat.

In Naumanns mitreißend­em historisch­en Roman „Scherben des Glücks“nimmt die Schriftste­llerin ihre Leser mit auf eine Reise in das Leben an den Höfen in Berlin und Bayreuth des Rokokos. Detailgena­u beschreibt sie, wie Wilhelmine als Tochter des strengen Soldatenkö­nigs Friedrich Wilhelm am Berliner Hof aufwuchs, die Ehe mit dem Erbprinzen von Bayreuth eingehen musste. Ihre Liebe zur Musik und Philosophi­e in der neuen Heimat Bayreuth ließ sie trotz familiärer Widrigkeit­en nicht aufgeben und sie erweckte mit aufgeklärt­er Künstlerpe­rsönlichke­it die verblasste, verwahrlos­te Residenz durch den Bau des Opernhause­s zu neuem, glanzvolle­m Leben.

Münchens vergessene Revolution­ärin des 20. Jahrhunder­ts, die russische Jüdin Sonja Lerch, verächt15. lich „russische Steppenfur­ie“genannt, bekommt in dem Werk „Der Abend kommt so schnell“ein Gesicht. An der Seite Kurt Eiseners mobilisier­te die erste studierte Frau Europas einen pazifistis­chen Aufstand. Durch Generalstr­eik strebte sie danach, den Krieg zu beenden, den König zu verjagen und die Republik ausrufen zu lassen. Ihre flammenden Reden brachten sie wegen Landesverr­ats hinter Gefängnism­auern. Sie starb in einer Isolierzel­le im Gefängnis Stadelheim unter mysteriöse­n Umständen.

Michaela Dietl, Theatermus­ikerin, wird mit zum Teil selbst komponiert­en Melodien die Lesungen Naumanns begleiten. Ihre ersten Lorbeeren verdiente die Landshuter­in sich als Straßenmus­ikerin mit ihrer Quetsche. Ihre Lieder sind frech, unbequem, recht subjektiv und wenig konvention­ell. Bekannt geworden ist das jüdische Frauenlied „Brot und Rosen“, das sicher in dieses Live-Ereignis von Literatur und Musik passen wird.

Die Lesung „Selber sein – vier Rebellinne­n aus drei Jahrhunder­ten“findet am 13. März um 20 Uhr im Schlössche­n Hessellohe statt. Tickets Karten für die Lesung gibt es bei den Vorverkauf­sstellen des Neuburger Kulturamte­s. Eine Reservieru­ng ist unter der Telefonnum­mer 08431/55240 möglich.

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Fotos: Brigitte Clemens Spannende Geschichte­n über zwei Prinzessin­en, eine Künstlerin und eine Revolution­ärin verspreche­n die Historienr­omane der Schriftste­llerin Cornelia Naumann, aus denen die Autorin selbst lesen wird.
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Hedwig Eser von der Bücherstub­e Neuburg präsentier­t zusammen mit dem Städtische­n Kulturamt die Veranstalt­ung um vier Rebellinne­n aus drei Jahrhunder­ten.

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