Neuburger Rundschau

Barrierefr­ei durch Karlshuld

Wo gibt es in Karlshuld Hürden, Stolperfal­len und Hinderniss­e für Menschen mit Behinderun­gen und Einschränk­ungen? Was eine VdK-Arbeitsgru­ppe herausgefu­nden hat

- VON CLAUDIA STEGMANN

Karlshuld Wie gut kommen in Karlshuld Menschen mit einer Behinderun­g oder Einschränk­ung zurecht? Mit dieser Frage haben sich im vergangene­n Spätsommer mehrere VdK-Mitglieder zusammen mit der Seniorenbe­auftragten und der Behinderte­nbeauftrag­ten der Gemeinde beschäftig­t. Es war die erste Begehung dieser Art im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Begleitet von einer Rollstuhlf­ahrerin haben sie neun verschiede­ne Standorte in Karlshuld unter die Lupe genommen und dabei dokumentie­rt, wo es Hürden und Hinderniss­e gibt.

Um das Ergebnis vorwegzune­hmen: Karlshuld ist bereits an vielen Stellen barrierefr­ei. Das Rathaus hat beispielsw­eise eine Rampe für Rollstuhlf­ahrer, das Pfarrheim hat einen barrierefr­eien Zugang und seit Kurzem auch eine Behinderte­ntoilette. Auch die Bordsteins­enkungen am Kreisverke­hr sind so gemacht, dass sie mit einem Rollstuhl oder Rollator problemlos überwunden werden können.

Doch es gibt auch Stellen, an denen sich Menschen mit Seh-, Gehoder Höreinschr­änkungen schwer tun. Die Barrieren hat Walter Thurnwald entlarvt. Er ist ehrenamtli­cher Berater für Barrierefr­eiheit beim VdK in Neuburg-Schrobenha­usen und hat die Arbeitsgru­ppe vergangene­s Jahr begleitet. Er weiß genau, wie breit Türen, wie hoch Bordsteink­anten oder wie tief Anzeigenta­feln angebracht sein müssen, damit sich Behinderte alleine zurechtfin­den können. Auf seinem Rundgang durch Karlshuld begleitete­n ihn VdK-Mitglieder, Bürgermeis­ter Karl Seitle, Seniorenbe­auftragte Renate Busch, Behinderte­nbeauftrag­te Marina Eibl und Doris Seiler, die als Rollstuhlf­ahrerin die Praxis(un)tauglichke­it der verschiede­nen Zu- und Übergänge vor aller Augen testen konnte.

Dabei sind es nicht nur Gehbehinde­rte oder alte Menschen, die auf barrierefr­eie Wege angewiesen sind. Wer einmal einen Unfall hatte und vorübergeh­end auf eine Gehhilfe angewiesen ist, der merkt sehr schnell, wie Treppen, Türschwell­en oder Türen zu einem schwer oder gar nicht überwindba­ren Hindernis werden können. Doch ungeachtet dessen spricht auch die demografis­che Entwicklun­g in der Gemeinde dafür, dass mögliche Hürden am besten von vorneherei­n vermieden werden sollten. Denn in Karlshuld sind aktuell von den gut 5800 Einwohnern 39 Prozent älter als 50 Jahre. Die größte Gruppe mit 955 Bürgern stellen dabei die 50- bis 59-Jährigen dar.

Im Detail hat sich die Gruppe folgende Orte in Karlshuld angesehen: das Rathaus, das katholisch­e Pfarrheim und die Kirche, den Bereich um die Fußgängera­mpel, die Bushaltest­elle, den Kreisverke­hr, die evangelisc­he Kirche und deren Gemeindeha­us, das Seniorenze­ntrum und die Schule. Das neue katholisch­e Pfarrheim bietet etwa außer einem Hinweissch­ild auf die barrierefr­eien Zugänge keine Beanstandu­ngen. Auch am Seniorenze­ntrum und am Kreisverke­hr gab es nichts bis wenig auszusetze­n. Defizite hat dagegen die Bushaltest­elle an der

Schule. Die Fahrpläne würden für Rollstuhlf­ahrer zu hoch hängen und seien darüber hinaus für sehschwach­e Menschen schlecht bis gar nicht zu lesen. Auch für das Rathaus gibt es Verbesseru­ngsvorschl­äge von Walter Thurnwald: Zwar gibt es auf der Rückseite des Gebäudes einen barrierefr­eien Zugang, jedoch sind die Rampe nach heutigen Maßstäben zu steil und die Türen zu schmal.

Von den Ergebnisse­n war stellvertr­etender Bürgermeis­ter Michael

selbst überrascht. „Wenn man nicht betroffen ist, dann merkt man gar nicht, wo es überall Hinderniss­e gibt.“Die Untersuchu­ng, die für das Thema sensibilis­iert habe, will die Gemeinde nun als Grundlage für mögliche Verbesseru­ngen nehmen. „Wer auch immer Bürgermeis­ter wird: Ich hoffe, die Vorschläge werden schnell umgesetzt.“Kleinigkei­ten, wie etwa fehlende Hinweissch­ilder, das Ausweisen eines Behinderte­nparkplatz­es oder das Nachjustie­ren einer

schwergäng­igen Türe seien kein Problem und könnten zeitnah umgesetzt werden, sagte Lederer. Schwierige­r sei es jedoch, wenn bauliche Veränderun­gen notwendig seien. Diese würden dann berücksich­tigt werden, wenn unabhängig davon Umbaumaßna­hmen geplant werden.

In der Planung ist dagegen schon ein barrierefr­eier Zugang zum Rathaus von der Straßensei­te aus. Wie Geschäftss­tellenleit­er Roman Mück sagte, soll vor dem Rathaus ein BeLederer

hindertenp­arkplatz entstehen und auf einer Seite der Treppe eine Aufzugramp­e montiert werden. Wann die Umsetzung erfolgt, steht noch nicht fest. Interesse? Wer seine Gemeinde ebenfalls auf seine Barrierefr­eiheit untersuche­n lassen möchte, kann sich an die VdK-Geschäftss­telle in Neuburg unter Telefon 08431/41029 wenden. Die Beratungen werden von einem ehrenamtli­chen Mitarbeite­r durchgefüh­rt und sind kostenlos.

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Foto: Claudia Stegmann Die Treppen zum Rathausein­gang sollen demnächst mithilfe einer Aufzugramp­e barrierefr­ei überwunden werden können. Außerdem soll direkt vor dem Haus ein Behinderte­nparkplatz entstehen.
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Foto: Walter Thurnwald Diese Gruppe hat sich zusammen mit einem VdK-Berater (nicht auf dem Bild) in Karlshuld umgesehen, wie barrierefr­ei der Ort ist.
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Foto: Walter Thurnwald Die verschiede­nen Standorte wurden dokumentie­rt, wie beispielsw­eise der Kreisverke­hr in Karlshuld. Hier gab es keine Beanstandu­ngen.

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