Barrierefrei durch Karlshuld
Wo gibt es in Karlshuld Hürden, Stolperfallen und Hindernisse für Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen? Was eine VdK-Arbeitsgruppe herausgefunden hat
Karlshuld Wie gut kommen in Karlshuld Menschen mit einer Behinderung oder Einschränkung zurecht? Mit dieser Frage haben sich im vergangenen Spätsommer mehrere VdK-Mitglieder zusammen mit der Seniorenbeauftragten und der Behindertenbeauftragten der Gemeinde beschäftigt. Es war die erste Begehung dieser Art im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Begleitet von einer Rollstuhlfahrerin haben sie neun verschiedene Standorte in Karlshuld unter die Lupe genommen und dabei dokumentiert, wo es Hürden und Hindernisse gibt.
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Karlshuld ist bereits an vielen Stellen barrierefrei. Das Rathaus hat beispielsweise eine Rampe für Rollstuhlfahrer, das Pfarrheim hat einen barrierefreien Zugang und seit Kurzem auch eine Behindertentoilette. Auch die Bordsteinsenkungen am Kreisverkehr sind so gemacht, dass sie mit einem Rollstuhl oder Rollator problemlos überwunden werden können.
Doch es gibt auch Stellen, an denen sich Menschen mit Seh-, Gehoder Höreinschränkungen schwer tun. Die Barrieren hat Walter Thurnwald entlarvt. Er ist ehrenamtlicher Berater für Barrierefreiheit beim VdK in Neuburg-Schrobenhausen und hat die Arbeitsgruppe vergangenes Jahr begleitet. Er weiß genau, wie breit Türen, wie hoch Bordsteinkanten oder wie tief Anzeigentafeln angebracht sein müssen, damit sich Behinderte alleine zurechtfinden können. Auf seinem Rundgang durch Karlshuld begleiteten ihn VdK-Mitglieder, Bürgermeister Karl Seitle, Seniorenbeauftragte Renate Busch, Behindertenbeauftragte Marina Eibl und Doris Seiler, die als Rollstuhlfahrerin die Praxis(un)tauglichkeit der verschiedenen Zu- und Übergänge vor aller Augen testen konnte.
Dabei sind es nicht nur Gehbehinderte oder alte Menschen, die auf barrierefreie Wege angewiesen sind. Wer einmal einen Unfall hatte und vorübergehend auf eine Gehhilfe angewiesen ist, der merkt sehr schnell, wie Treppen, Türschwellen oder Türen zu einem schwer oder gar nicht überwindbaren Hindernis werden können. Doch ungeachtet dessen spricht auch die demografische Entwicklung in der Gemeinde dafür, dass mögliche Hürden am besten von vorneherein vermieden werden sollten. Denn in Karlshuld sind aktuell von den gut 5800 Einwohnern 39 Prozent älter als 50 Jahre. Die größte Gruppe mit 955 Bürgern stellen dabei die 50- bis 59-Jährigen dar.
Im Detail hat sich die Gruppe folgende Orte in Karlshuld angesehen: das Rathaus, das katholische Pfarrheim und die Kirche, den Bereich um die Fußgängerampel, die Bushaltestelle, den Kreisverkehr, die evangelische Kirche und deren Gemeindehaus, das Seniorenzentrum und die Schule. Das neue katholische Pfarrheim bietet etwa außer einem Hinweisschild auf die barrierefreien Zugänge keine Beanstandungen. Auch am Seniorenzentrum und am Kreisverkehr gab es nichts bis wenig auszusetzen. Defizite hat dagegen die Bushaltestelle an der
Schule. Die Fahrpläne würden für Rollstuhlfahrer zu hoch hängen und seien darüber hinaus für sehschwache Menschen schlecht bis gar nicht zu lesen. Auch für das Rathaus gibt es Verbesserungsvorschläge von Walter Thurnwald: Zwar gibt es auf der Rückseite des Gebäudes einen barrierefreien Zugang, jedoch sind die Rampe nach heutigen Maßstäben zu steil und die Türen zu schmal.
Von den Ergebnissen war stellvertretender Bürgermeister Michael
selbst überrascht. „Wenn man nicht betroffen ist, dann merkt man gar nicht, wo es überall Hindernisse gibt.“Die Untersuchung, die für das Thema sensibilisiert habe, will die Gemeinde nun als Grundlage für mögliche Verbesserungen nehmen. „Wer auch immer Bürgermeister wird: Ich hoffe, die Vorschläge werden schnell umgesetzt.“Kleinigkeiten, wie etwa fehlende Hinweisschilder, das Ausweisen eines Behindertenparkplatzes oder das Nachjustieren einer
schwergängigen Türe seien kein Problem und könnten zeitnah umgesetzt werden, sagte Lederer. Schwieriger sei es jedoch, wenn bauliche Veränderungen notwendig seien. Diese würden dann berücksichtigt werden, wenn unabhängig davon Umbaumaßnahmen geplant werden.
In der Planung ist dagegen schon ein barrierefreier Zugang zum Rathaus von der Straßenseite aus. Wie Geschäftsstellenleiter Roman Mück sagte, soll vor dem Rathaus ein BeLederer
hindertenparkplatz entstehen und auf einer Seite der Treppe eine Aufzugrampe montiert werden. Wann die Umsetzung erfolgt, steht noch nicht fest. Interesse? Wer seine Gemeinde ebenfalls auf seine Barrierefreiheit untersuchen lassen möchte, kann sich an die VdK-Geschäftsstelle in Neuburg unter Telefon 08431/41029 wenden. Die Beratungen werden von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter durchgeführt und sind kostenlos.