Kinder, die in Südtirol waren, müssen daheim bleiben
Die Zahl der Infizierten steigt in Bayern weiter an. Vor allem der Süden des Landes ist betroffen
München Zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus an Schulen und Kindertagesstätten verschärft das bayerische Gesundheitsministerium die Regeln. Laut einer sogenannten Allgemeinverfügung dürfen Schüler und Kindergartenkinder nach einer Rückkehr aus Risikogebieten – wie zum Beispiel Südtirol – ab sofort für 14 Tage nicht in die Schule beziehungsweise in eine entsprechende Betreuungseinrichtung. Dies teilte das Ministerium am Wochenende mit. Unterdessen stieg die Zahl infizierter Personen in Bayern weiter.
Bislang sind im Freistaat 200 Menschen positiv getestet worden. Das teilte das Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Am Vortag waren es noch 133 Infizierte. Bei zwei der Patienten zeigten sich laut Ministerin Melanie Huml (CSU) schwere Verläufe der Krankheit, einer sei höheren Alters, der andere Patient habe Vorerkrankungen gehabt. Und die Zahl der Corona-Patienten dürfte weiter steigen, sagte Andreas Zapf, Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), am Sonntag in München. Der Schwerpunkt der Corona-Infektionen liege in Südbayern. Auch in Schwaben ist die Zahl der Infizierten am Wochenende gestiegen: So gibt es nun elf Fälle in der Stadt und dem Kreis Augsburg, zwei im Kreis Donau-Ries – und vier im Allgäu.
Bayerns Gesundheitsministerium gab am Sonntag auch bekannt, dass es den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstützt, wonach Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abgesagt werden sollen. „Deshalb empfehlen wir den Veranstaltern und den zuständigen lokalen Behörden ein solches Vorgehen auch für Bayern“, sagte Huml.
Die Entscheidung zu der Allgemeinverfügung sei im Einvernehmen mit dem Kultus- und dem Familienministerium getroffen worden, sagte Gesundheitsministerin Huml. Südtirol war vom RobertKoch-Institut (RKI), wie berichtet, als Risikogebiet eingestuft worden. In Italien gehören dazu außerdem die Region Emilia-Romagna, die Region Lombardei und die Stadt Vo in der Region Venetien. In der Allgemeinverfügung heißt es: „Schülerinnen und Schüler sowie Kinder bis zur Einschulung, die sich innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet (...) aufgehalten haben, dürfen für einen Zeitraum von 14 Tagen seit Rückkehr aus dem Risikogebiet keine Schule, Kindertageseinrichtung,
Kindertagespflegestelle oder Heilpädagogische Tagesstätte betreten.“Der Schutz der Bevölkerung habe höchste Priorität, sagte Huml am Sonntag. Die Regelung gelte auch, wenn die Schüler keine Symptome zeigten. Denn auch wer keine Symptome aufweise, könne Virusträger sein. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums betonte, dass die Anordnung nicht befristet sei. Bei einer neuen Risikoeinschätzung werde die Verfügung gegebenenfalls aufgehoben.
Angesichts der Lage fordert die Landtags-SPD die Einrichtung regionaler Testzentren. Diese sollten möglichst in jedem Landkreis des Freistaats eingerichtet werden, sagte die Gesundheitsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Waldmann. Die von der Staatsregierung beworbene Info-Hotline beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist Waldmann zufolge so überlastet, „dass die Anrufer nicht mal in eine Warteschleife kommen, sondern gleich aus der Leitung fliegen“.
Besser wäre eine zentrale Anlaufstelle im Landkreis, in Gesundheitsämtern, Mehrzweckhallen oder auch Zelten, wo man sich testen lassen könne, ohne möglicherweise andere anzustecken, sagte Waldmann, die auch stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag ist. „Mit Hausbesuchen durch den Bereitschaftsdienst kann man den zusätzlichen Corona-bedingten Bedarf wohl nicht mehr abfangen.“
Nachdem der Corona-Krisenstab bereits dazu geraten hatte, den Nockherberg abzusagen oder zu verschieben, wird er nun verschoben. Dies bestätigte am Sonntag die veranstaltende Paulaner-Brauerei. Die Veranstaltung werde zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, so eine Paulaner-Sprecherin. Das gelte auch für die beliebten Proben vor Publikum. Künstler und Mitarbeiter hätten sich seit Monaten vorbereitet und probten seit Wochen intensiv. „Wir möchten, dass sie ihren verdienten Applaus bekommen.“(dpa, AZ)