Keine Erstliga-Spiele mehr in Italien?
Am Wochenende gab es kuriose Szenen. Auch die EM-Eröffnung ist in Gefahr
Rom „Wir spielen, aber wie lange noch?“Die Schlagzeile der Gazzetta dello Sport brachte das Chaos im italienischen Fußball am Sonntag auf den Punkt. Denn die Rufe nach einer sofortigen Aussetzung der Serie A wurden angesichts der drastischen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus immer lauter. Dem wachsenden Druck kam schließlich der italienische Fußball-Verband FIGC nach und kündigte für Dienstag eine Sondersitzung an.
Am Sonntag rollte in den Stadien wieder der Ball – ohne Zuschauer, aber mit vielen Irrungen und Wirrungen. Als die Spieler bei der Partie zwischen Parma Calcio und Spal Ferrara bereits zum Einlaufen im Spielertunnel bereitstanden, wurden vom Schiedsrichter wieder zurückgepfiffen. Der Sportminister Vincenzo Spadafora hatte sich eingeschaltet und den Liga-Stopp gefordert. Es wurde viel diskutiert – und mit mehr als einstündiger Verspätung doch gespielt. Für Spadafora eine falsche Entscheidung. „Ich denke, Gravina (Anm. d. R.: der Verbandspräsident) sollte zusätzliche Überlegungen anstellen, ohne auf den ersten Ansteckungsfall zu warten“, sagte Spadafora. Es mache keinen Sinn, die Gesundheit von Spielern oder Schiedsrichtern zu gefährden, nur um nicht den Fußball auszusetzen, während die Bürger des Landes große Opfer aufbrächten.
Zuvor hatte bereits Damiano Tommasi als Chef der italienischen
Fußballer-Gewerkschaft die Verantwortlichen zum Handeln aufgefordert. „Benötigt ihr noch etwas? Stoppt den Fußball“, schrieb der langjährige Serie-A-Spieler auf Twitter. Eine entsprechende Forderung habe er auch an die Verantwortlichen einschließlich Ministerpräsident Giuseppe Conte geschickt. In Italien dürfen aktuell Sportveranstaltungen nur ohne Zuschauer ausgetragen werden.
In der Serie A standen am Sonntag die ausgefallenen Ligaspiele vom Wochenende auf dem Programm. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen. Genaue Terminansetzungen gibt es nicht. Und Spadafora gibt zu bedenken, dass sich die Menschen auch zu Fußballübertragungen versie sammeln, selbst wenn sie keinen Zutritt zum Stadion haben.
Gerade große Bürgeransammlungen sollte es aktuell in Italien möglichst nicht geben. Denn das Virus breitet sich immer weiter aus. Zahlreiche Veranstaltungen wurden bereits abgesagt. Im Radsport wurden alle WorldTour-Rennen für den März, darunter der Klassiker Mailand – Sanremo, gestrichen. Auch der Rom-Marathon Ende des Monats ist dem Virus zum Opfer gefallen. Offen ist, ob die italienische FußballNationalmannschaft am 31. März in Nürnberg zu einem Testspiel gegen die DFB-Auswahl antreten kann.
Die Fußball-EM soll am 12. Juni mit der Partie Italien gegen Türkei in Rom beginnen.