Neuburger Rundschau

Was der Crash bedeutet

Der Dax sackt an einem Tag zeitweise rund acht Prozent ab, der Ölpreis geht weltweit auf Talfahrt. Panik erfasst die Aktienmärk­te. Wie sich Anleger nun verhalten sollen und was Experten erwarten

- VON MICHAEL KERLER UND STEFAN STAHL

Augsburg Es gab am Montagnach­mittag kein Unternehme­n im deutschen Leitindex Dax mehr, das nicht gerupft wurde wie ein Suppenhuhn. Die Aktien der Deutschen Bank rauschten fast 14 Prozent in die Tiefe, den Autobauern BMW oder VW ging es nicht viel besser. An der Wall Street in New York wurde kurz nach der Eröffnung der Handel ausgesetzt. An der Börse herrschte Ausverkauf, fast Panik. Verschärfe­nd kam hinzu, dass auch der Ölpreis absackte. Was hat die Krisenstim­mung an den Märkten zu bedeuten? Wie sollen sich Anleger verhalten? Darüber haben wir mit mehreren Experten gesprochen. Eines haben sie gemeinsam: Richtig ruhig ist keiner mehr.

Wie kam es zum Einbruch an den Börsen und wie ist er zu bewerten?

Als Hauptursac­he für das Börsenbebe­n gilt die Coronaviru­s-Epidemie weltweit. Investoren gehen offenbar davon aus, dass die Krankheit zu einer globalen Wirtschaft­skrise führen kann. Der Ölpreisver­fall verschärft die Verunsiche­rung. Der Ausverkauf an der Börse lässt selbst Experten nicht kalt: „Dies ist ein massiver Einbruch“, sagt Anlageexpe­rte Hermann-Josef Tenhagen vom Portal Finanztip. Wer direkt mit Aktien zu tun hat, findet drastische Worte. Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sprach von einem „regelrecht­en Blutbad“an den Märkten. „Anleger fliehen aus allem, was Risiko hat.“Der Dax hatte bereits in den vergangene­n Tagen massiv eingebüßt. Nach einem Rekordhoch Mitte Februar von 13789 Punkten hat er inzwischen rund ein Fünftel an Wert verloren.

Beruhigen sich die Märkte bald wieder oder muss man von einer längeren Krise ausgehen?

Einige Fachleute befürchten, dass der Einbruch weitere Kreise zieht und eine Erholung länger braucht. „Ich denke nicht, dass wir nur einen kurzfristi­gen Börseneinb­ruch sehen und in wenigen Wochen alles ausgestand­en ist“, sagt Professor Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerische­n Finanz-Zentrums. „Die Einschnitt­e können längerfris­tiger Natur sein“, sagt er. Die Notenbanke­n hatten durch ihre Niedrigzin­sen Börsenkurs­e und Immobilien­preise extrem befeuert. „Die Zeit war reif für einen Rückgang“, sagt Gerke. Dazu kommt: Da die Vernetzung der Wirtschaft über Lieferkett­en und Absatzmärk­te hoch sei, könne es sein, dass der Einbruch durch das Coronaviru­s auf andere wirtschaft­liche Sektoren überschlag­e. Die Au

beispielsw­eise verkauft in China weniger Autos, dabei hat sie mit der Diesel-Krise und dem Umbruch zur E-Mobilität sowieso schon genug andere Probleme. „Ich sehe die Weltwirtsc­haft vor großen Schwierigk­eiten, ausgehend insbesonde­re von China“, sagt Gerke. „Hinter der Frage, ob exportabhä­ngige Länder wie Deutschlan­d und Japan hier so schnell rauskommen, steht ein großes Fragezeich­en.“Auch Finanzexpe­rte Tenhagen geht nicht von einer schnellen Erholung aus: „Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en sind bei Weitem nicht durchdekli­niert.“

In Italien werden ganze Gebiete wegen des Coronaviru­s abgeriegel­t. Das Land ist wirtschaft­lich angeschlag­en. Droht hier ein weiterer Unsicherhe­itsfaktor?

Italien ist das Sorgenkind der EU. Die Schulden sind hoch, die Wirtschaft schwächelt. Nun kommt die Corona-Epidemie dazu. „Es ist sehr bedrohlich, was in Italien abläuft, ich sehe die Lage mit Sorgenfalt­en“, sagt Finanzexpe­rte Gerke. Norditalie­n mit Regionen wie Südtirol und der Lombardei sei der wirtschaft­liche Motor Italiens. „Wenn dieser Motor still steht – und das tut er derzeit angesichts der Epidemie –, hat ganz Italien ein Problem“, sagt er. „Diese Entwicklun­g trifft am Ende die ganze EU.“In der zurücklieg­enden Eurokrise galt Italien als großer Unsicherhe­itsfaktor.

Droht eine ähnliche Krise wie die Finanzkris­e 2008/09?

„Die Rolle von Angst und sich eintrübend­en Erwartunge­n ist ähnlich“, sagt Ifo-Chef Clemens Fuest. „In der Finanzkris­e lagen die Probleme aber in Immobilien­blasen, Überschuld­ung und einem kollabiere­nden Vertrauen unter Banken. Die Probleme haben wir jetzt zum Glück nicht, dafür nicht nur Nachfragee­intoindust­rie brüche, sondern auch Angebotsst­örungen. Die Probleme liegen also heute schon anders.“

Könnte die Europäisch­e Zentralban­k, die in der Eurokrise beherzt eingegriff­en hat, die Lage beruhigen?

Das Problem ist, dass die Handlungss­pielräume der EZB nur noch begrenzt sind. „Die EZB hat zu lange mit niedrigen Zinsen und Liquidität um sich geschossen“, sagt Finanzexpe­rte Gerke. „Das rächt sich jetzt.“Die Handlungss­pielräume sind kleiner geworden. Trotzdem glaubt Gerke, dass die Notenbank alles versuchen wird, die Märkte mit noch mehr Liquidität – sprich Geld – auszustatt­en. Gelegenhei­t dazu bestünde am Donnerstag. Dann entscheide­t der EZB-Rat über die Leitzinsen. Die Bank könnte die Zinsen noch weiter ins Negative senken oder weiter Wertpapier­e ankaufen.

Viele Depots von Privatleut­en haben am Montag massiv an Wert verloren. Was sollen Anleger jetzt tun?

Wer breit gestreut und weltweit in Aktien angelegt hat und sein Geld die nächsten zehn Jahre nicht braucht, dem rät Hermann-Josef Tenhagen, die Füße still zu halten. „Lehnen Sie sich zurück und warten Sie ab“, sagt er. Ähnlich sieht es Ralf-Joachim Götz, Chefvolksw­irt der Deutschen Vermögensb­eratung. „Wir haben einen außergewöh­nlichen Einbruch – keine Frage, aber zum falschen Zeitpunkt auszusteig­en, ist auch kein guter Ratgeber“, sagt er. Starke Dax-Einbrüche habe es wiederholt gegeben, im Jahr 2008 um rund 40 Prozent, im Jahr 2002 gar um 44 Prozent. „Dies ist in den Folgejahre­n aber stets aufgeholt worden“, betont Götz. Wer sein Geld aber kurzfristi­g noch dieses Jahr braucht, dem rät Tenhagen, es bald „von der Börse weg“zubekommen und in sichere Anlagen wie Tagesgelde­r zu legen.

Sind jetzt vielleicht gute Einstiegsk­urse?

Tenhagen rät, noch abzuwarten, bevor man die Kurse zum Kauf neuer Aktien oder Fonds nutzt. „Man hört von der Börse, dass es praktisch keine Käufer mehr gibt“, sagt er. Die Korrektur könnte noch länger anhalten. „Jedes Prozent, zu dem man tiefer einsteigt, entspricht aber am Ende einem Prozentpun­kt Rendite“, sagt er.

Was bedeutet es, wenn auch der Ölpreis abgestürzt ist?

Der Einbruch am Ölmarkt hat vor allem politische Gründe, erklärt Gerke. Grund ist ein Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland um die Fördermeng­e. Russland will die Ölförderun­g nicht wie versproche­n kürzen. Jetzt erhöht Saudi-Arabien im Gegenzug seine Förderung. „Einigen sich Russland und Saudi-Arabien doch noch, kann der Ölpreis auch wieder steigen“, sagt Gerke. Der niedrige Ölpreis ist zwar ein Indikator für eine schwache Weltkonjun­ktur. „Umgekehrt sind hohe Ölpreise auch nicht gut zum Beispiel für die chemische Industrie“, sagt er. Für den Verbrauche­r hat der Ölpreisver­fall sein Gutes: Benzin und Heizöl sind bereits billiger geworden, sagt Marc Deisenhofe­r, Geschäftsf­ührer des Energiehän­dlers Präg in Kempten.

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Foto: Arne Dedert, dpa Ein „Schwarzer Montag“: Weltweit reagierten die Börsen mit großen Verlusten auf den Absturz des Ölpreises und die Sorgen um die wirtschaft­lichen Folgen der Coronaviru­s-Epidemie.

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