Sie gehört zu uns
Marianne Rosenberg: Eine Ikone wird 65
Berlin Das Autogramm von Paul McCartney hat sie verschludert. Ein Missgeschick der Jugend, sagt sie. Dabei war ihr Schmachthit über den Sonnyboy-Beatle für Marianne Rosenberg einst der Durchbruch. Mit „Mister Paul McCartney“hatte sie als 14-Jährige ihren ersten Hit, tritt damit 1970 zum ersten Mal im Fernsehen auf. Heute sagt die Sängerin: „Ich dachte damals, das wird immer so weitergehen.“Und das tut es auch – zunächst jedenfalls.
In den Siebzigern ist Rosenberg die Personifizierung des Schlagers. In dem Jahrzehnt kommen 17 Alben heraus. Sechs ihrer Songs bringt sie in den deutschen Top Ten unter, bekannte Titel wie „Er ist nicht wie du“, „Lieder der Nacht“oder „Er gehört zu mir“. Der frische Sound of Philadelphia und der eingängige Discobeat werden ihr Markenzeichen – und natürlich die dunkle Föhnwelle. Ihr größter Erfolg ist „Marleen“, ein Song über die Nebenbuhlerin, die doch bitte den Mann in Ruhe lassen solle. Aus jetziger Sicht emanzipatorisch etwas fragwürdig, schlagerpartytauglich ist das Lied von 1976 allemal – auch heute noch. Ende der 1970er kehrt ihr allerdings ein Großteil des Publikums den Rücken. Danach sucht sie sich Freiräume für Wandlungen. Mal kommt die Neue Deutsche Welle, mal macht sie Chanson und Jazz, mal gibt es Einflüsse von Punk und Electro. Jüngst ist es wieder verstärkt Pop – wie auf dem neuen Album „Im Namen der Liebe“.
Rosenberg holte sich Größen wie Rio Reiser und Inga Humpe an die Seite, später die Söhne Mannheims. Und auch ihr Look ändert sich: Mittlerweile ist sie eine Diva, aber nahbar. Zudem ist sie eine streitbare Künstlerin. Die Tochter des Auschwitz-Überlebenden Otto Rosenberg, langjähriges Vorstandsmitglied im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, ist eine kraftvolle Verteidigerin der Demokratie.
Durch ihren Einsatz für Minderheiten wird sie unter anderem zur Ikone von Schwulen und Lesben, die viele ihrer Songs gleichsam als Hymnen für ihre soziale Emanzipation betrachten. Heute wird Marianne Rosenberg 65.