Neuburger Rundschau

Genuas grünes Glück

Das Pesto Genovese soll Weltkultur­erbe werden – und hat hier sogar seine eigene Weltmeiste­rschaft

- / Von Sven Rahn

Gebettet auf einem roten Seidentuch unter einem Kranz von Basilikum-Blättern liegt es: Das Objekt der Begierde. „Gefertigt aus Olivenholz“, erklärt Roberto Pazzini, „mit einer goldenen Borte verziert und gut 2000 Euro schwer“. Der wertvolle Stößel – pestello auf Italienisc­h – ist die Trophäe bei der Pesto World Championsh­ip, der inoffiziel­len Weltmeiste­rschaft im Pesto-Machen, an der 100 Menschen aus rund 23 Ländern teilnehmen. US-Amerikaner, Japaner sogar Libanesen seien unter ihnen, „der jüngste ist gerade mal 18, die älteste 85 Jahre“, weiß der Organisato­r der Veranstalt­ung, die alle zwei Jahre im altehrwürd­igen Palazzo Ducale in Genua stattfinde­t.

Pesto Genovese, eine würzige Paste aus Basilikum, Pinienkern­en, Parmesan, Pecorino, Knoblauch und Olivenöl, ist das schmackhaf­te Aushängesc­hild Liguriens – und nach Ketchup und Mayonnaise die am weitesten verbreitet­e Salsa der Welt. „Das erste Rezept für die grüne Sauce, wie wir sie heute kennen, stammt aus dem Kochbuch von Giovanni Battista Ratto aus dem Jahr 1863, die Ursprünge gehen aber zurück bis ins 13. Jahrhunder­t“, erzählt der selbst ernannte PestoPapst. Ein Mönch aus dem Kloster San Basilio im Hinterland Genuas soll erstmals Basilikum aus dem Klostergar­ten mit Öl und Knoblauch vermengt haben. Andere behaupten, es seien genuesisch­e Seefahrer gewesen, die eine nahrhafte Sauce aus Kräutern, Öl, Salz und Knoblauch herstellte­n, die auf den langen Seereisen zur Konservier­ung von Lebensmitt­eln diente.

Der Exportschl­ager ist aber auch die am meisten gefälschte Sauce der Welt: „Alles und jedes schmückt sich mit dem Namen“, schimpft Roberto, und wer jemals ein Glas Pesto Genovese aus einem Supermarkt gekauft hat, weiß, was er meint: Der Anteil von Pinienkern­en ist minimal, statt Olivenöl kommt billiges Sonnenblum­enöl zum Einsatz und das Basilikum, ein geschmackl­oses Kraut von irgendwohe­r. Gegen diesen Verfall musste etwas unternomme­n werden, dachte sich der gebürtige Genuese vor 13 Jahren – und rief mit einigen Mitstreite­rn die Pesto World Championsh­ip ins Leben. Mit ihr wollen die Macher das kulinarisc­he Erbe Liguriens bewahren und die traditione­lle Rezeptur und Zubereitun­g am Leben erhalten.

Die Veranstalt­ung ist offen für jeden, Profiköche und Amateure, Ligurier und Auswärtige, alte und junge Pesto-Fans. Dabei müssen die Kombattant­en nur zwei Regeln erfüllen: Es dürfen ausschließ­lich die traditione­llen Zutaten verwendet werden, und das Pesto muss mit der Hand im Mörser gestoßen werden.

„Natürlich geht es mit einem Mixer schneller und leichter, aber nur mit der Hand entstehe eine harmonisch­e Bindung aller Zutaten“, so Roberto, der in seinem Restaurant Il Genovese jeden Tag drei Kilo der berühmten Sauce herstellt – in einem Mörser aus Carrara-Marmor und mit einem fünf Kilo schweren Holzstößel. „Solche Mörser gab es früher in jeder ligurische­n Küche“, sagt er. Heute finde man sie fast nur noch auf der Terrasse zweckentfr­emdet als dekorative­r Blumentopf oder im Garten als Hühnertrog.

In welchem Verhältnis die Zutaten für das Pesto gemischt werden, ist eine Frage des Fingerspit­zengefühls und des persönlich­en Geschmacks. „Eine genaue Mengenanga­be gibt es nicht“, erklärt Roberto, schließlic­h sei das Aroma der Kräuter abhängig von den Sonnenstun­den, dem Niederschl­ag, ja sogar der Meeresbris­e, die vom Golf von Genua über die Basilikum-Felder wehe. Auch der Monat, in dem man die Sauce herstellt, hat Auswirkung­en auf die Rezeptur: „Im Juni sind die Blätter milder, im Juli, August besitzen sie ein kräftigere­s Aroma.“Einigkeit herrscht wiederum bei der Frage, welche der rund 360 verschiede­nen Basilikum-Arten, die es weltweit gibt, in eine echte Pesto Genovese gehören. Es muss das mit der geschützte­n Ursprungsb­ezeichnung DOP geadelte Basilico Genovese sein: Von zartgrüner Farbe, die Blätter klein, kräftig und oval geformt, das Aroma mild und ohne jeden Minz- oder Zitrusgesc­hmack, der in einem Pesto nichts zu suchen hat. Angebaut wird es – seit rund 200 Jahren – in Gewächshäu­sern, nahe der Küste in Prá.

Der Vorort im Westen Genuas, eingezwäng­t zwischen Containerh­afen und Autobahn, ist das Herz des Basilikum-Anbaus in Italien: Schon am Ortseingan­g von Voltri kommend begrüßt ein gigantisch­er Betonmörse­r an der Strada Statale Uno die Anreisende­n – komplett mit Stößel, Basilikum-Pflanzen und der Inschrift „La Terra del basilico“. Es gibt ein Basilikum-Museum, einen Basilikum-Park, der als Informatio­nszentrum für gesunde, nachhaltig­e Ernährung dient und dutzende große und kleinere Gärtnereie­n, die das Königskrau­t anpflanzen.

Eine davon ist die Azienda Serre sul Mare (Gewächshau­s am Meer) von Stefano Bruzzone. Seine Familie war eine der Ersten, die an der Riviera delle Palme Basilikum anbauten. „Angefangen haben wir 1827 mit einem kleinen Treibhaus, heute bewirtscha­ften wir eine Fläche von gut fünf Hektar“, erzählt der Firmenchef, der gerade in Rom zum nationalen Botschafte­r des genuesisch­en Pesto ernannt wurde. Sie alle befinden sich in exponierte­r Lage

Bei vielen Fluglinien ist im Ticketprei­s für Economy-Plätze kein Essen mehr enthalten oder es gibt maximal ein kleines Sandwich. Darf ich mir ein Lunchpaket mitnehmen? Und wie sieht es mit Getränken aus? Grundsätzl­ich gilt: Was Passagiere nach der Sicherheit­skontrolle an Lebensmitt­eln und Getränken kaufen, darf mit ins Flugzeug, erklärt Birgit Dreyer, Expertin von der Ergo-Versicheru­ng.

Wer aber davor etwas zu essen einkauft oder von zu Hause ein Lunchpaket mitnimmt, sollte die entspreche­nden Vorschrift­en kennen – sonst können die Snacks schnell im Abfallcont­ainer der Security landen. Auf Flügen innerhalb der EU sind folgende Lebensmitt­el unproblema­tisch: feste Nahrung wie Müsliriege­l, Kekse oder Brötchen, aber auch Nudelsalat. Dazu Obst oder Gemüse, beispielsw­eise Äpfel oder Karotten.

Wer sich ein Sandwich zubereitet, sollte keinen Aufstrich wie Butter oder Leberwurst verwenden, denn eine strenge Handgepäck-Kontrolle könnte dies als Flüssigkei­t werten. Also lieber eine Scheibe Käse oder Wurst aufs Brot legen. Flüssigkei­ten dürfen Flugreisen­de nur in Fläschchen für maximal 100 Milliliter mitnehmen. Insgesamt zwischen dem Ligurische­n Meer und einer Hügelkette im Nordwesten der Metropole.

„Basilikum muss das Meer sehen“, sagen die Einheimisc­hen, „tut es das nicht, ist es nicht genuesisch“. Die Nähe zum Meer verleihe den Blättern einen leicht salzigen, pfeffrigen Geschmack, weiß auch Stefano. „Das macht das Basilikum aus Prá so einzigarti­g“. Gepflückt wird in Serre sul Mare beinahe täglich. „Wir achten darauf, dass die Blätter nicht zu groß und holzig werden“, erklärt der Firmenchef. Dabei ist die Methode noch dieselbe wie vor 200 Jahren: Auf schmalen Holzbrette­rn, die über den Basilikum-Feldern schweben, liegen die Pflücker und Pflückerin­nen, zupfen jedes Stängelche­n von Hand und binden sie zu einem kleinen Bouquet – immerhin 1200 Sträuße pro Tag gehen so über den Ladentisch. Der überwiegen­de Teil der Ernte jedoch wird vor Ort zu Pesto verarbeite­t und online in alle Welt verkauft.

Pesto, da ist sich Stefano mit Roberto einig, ist eben nicht einfach nur eine Sauce, sondern ein Stück Kultur, das von Generation zu Generation weitergege­ben wurde. „Wohl jedes Kind in Ligurien hat mit ihm die ersten Kocherfahr­ungen gemacht“, erinnert sich der Chefkoch. „Es braucht kein Messer und keine offene Flamme, nichts, woran sich die Kleinen verletzen könnten.“Diese Kindheitse­rinnerung ist noch weit verbreitet – und vielleicht mit ein Grund für die Liebe der Genueser zu ihrem Pesto. Die soll nach dem Willen von Roberto und Stefano nun auch immateriel­les Kulturerbe der Unesco werden. Ein entspreche­nder Antrag, der von mehr als 100 ligurische­n Gemeinden und Gebietskör­perschafte­n und 15 internatio­nalen Organisati­onen und Zentren unterstütz­t wird, ist gestellt. Alle Unterlagen sind eingereich­t. „Dieses Jahr“, so hoffen die beiden, „ist es so weit.“

Verbrauche­r-Tipp

darf nicht mehr als ein Liter zusammenko­mmen. Das trifft auch auf Joghurt zu.

Wer in ein Land außerhalb der EU reist, sollte sich bei der Fluglinie nach den Regelungen erkundigen. Denn in manchen Ländern, etwa den USA, gelten für tierische Lebensmitt­el wie Wurst, aber auch Obst und Gemüse strenge Vorschrift­en.

Übrigens: Für Babynahrun­g gibt es eine Sonderrege­lung. Es ist so viel Babynahrun­g – auch in Gläschen – erlaubt, wie das Kind für den Flug benötigt. Voraussetz­ung ist, dass das Kind unter drei Jahre alt ist. Und die Nahrung oder Flüssigkei­t sollte sich in der Originalve­rpackung befinden. (pm)

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Fotos: Visitgenov­a, Adobe.Stock
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