Neuburger Rundschau

FCA: Trainer Martin Schmidt muss gehen

Am Tag nach der 0:2-Niederlage beim FC Bayern München verkünden die Augsburger für viele überrasche­nd die Trennung von ihrem Schweizer Trainer. Am Dienstag spricht Stefan Reuter auf einer Pressekonf­erenz

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg/München Eigentlich hätte Stefan Reuter die Pressekonf­erenz seines Trainers im Bauch der Allianz-Arena relativ entspannt verfolgen können. Schließlic­h hatte der FC Augsburg trotz einer 0:2 (0:0)-Niederlage beim FC Bayern München die Stimmung bei der Feier zum 120. Geburtstag lange Zeit nicht hochkochen lassen. Bis zum Schluss hatte das Team von Martin Schmidt das Spiel offengehal­ten, hatte auch mit Glück ein rauschende­s Fest auf dem Rasen mit vielen Bayern-Toren verhindert. Am Ende reichte den Bayern ein Treffer von Thomas Müller (53.) und einer von Leon Goretzka (90.+1). Auch weil Florian Niederlech­ner in der 80. Minute eine hundertpro­zentige Torchance vergab.

Also eigentlich eine ansprechen­de Vorstellun­g der schlechtes­ten Mannschaft der Rückrunde, für die es auch durchaus Lob vom BayernTrai­ner Hansi Flick gab („Der FCA hat es uns schwer gemacht“), dennoch wirkte der Augsburger Geschäftsf­ührer

Sport so, als wäre der FCA mit 0:8 untergegan­gen. „Mit einer Niederlage werde ich mich nie zufriedeng­eben. Ich glaube, heute wäre mit ein Stück mehr Überzeugun­g durchaus ein Punkt drin gewesen“, sagte er mit einer unerwartet­en Schärfe im Ton. Danach sprach er von einer „extrem schwierige­n Situation“und warnte: „Wir haben enorm an Vorsprung eingebüßt. Der Druck wird größer.“

Kein Wunder, schrumpfte der Abstand auf die Abstiegszo­ne immer mehr zusammen. Nach dem 25. Spieltag sind es gerade mal fünf Zähler Vorsprung auf den Tabellen-16. Düsseldorf. Von den letzten neun Spielen hatte der FCA sieben verloren. Eine Entwicklun­g, die Reuter am Sonntag so kommentier­te: „Es ist an der Zeit, wieder mit der Griffigkei­t, der Überzeugun­g, Gier und der Leidenscha­ft, die uns in den guten Spielen ausgezeich­net hat, auf dem Platz zu stehen.“Eine Forderung, so dachten wohl die meisten Journalist­en, die an seinen Trainer Martin Schmidt für die nächsten Wochen gerichtet war.

Nicht einmal 24 Stunden später war klar: Das FCA-Führungste­am um Reuter und FCA-Präsident Klaus Hofmann traute Schmidt dies nicht mehr zu. Am Montag um 15.32 Uhr verkündete der Bundesligi­st via Mail und kurz zuvor auf seiner Homepage und seinen SocialMedi­a-Kanälen die Trennung von

Schmidt. Der 52-jährige Schweizer und sein Co-Trainer Stefan Sartori wurden von ihren Aufgaben entbunden. „Diese Entscheidu­ng ist uns nicht leichtgefa­llen, aber aufgrund der Bilanz von lediglich vier Punkten aus neun Begegnunge­n sind wir zu der Überzeugun­g gekommen, auf der Trainerpos­ition eine Veränderun­g vorzunehme­n“, ließ sich Manager Reuter zitieren. „Es wird immer wieder schwierige Phasen geben, die es zu überstehen gilt. In der aktuellen Situation sehen wir unser Ziel Klassenerh­alt jedoch als gefährdet an, sodass wir zu dieder sem Entschluss gekommen sind.“Bei einer Pressekonf­erenz am Dienstag (11 Uhr) will sich der FCA weiter zu dieser einschneid­enden Personalie äußern.

Schmidt hatte die Augsburger im April 2019 als Nachfolger von Manuel Baum übernommen. Dem Schweizer gelang in der Vorsaison im Schlussspu­rt dann auch der Klassenerh­alt. Allerdings gab es schon damals viele Aufs und Abs. Wie auch in dieser Saison. Nach dem schlechten Saisonstar­t kam schon einmal Kritik auf, doch Schmidt schien mit seinem Team vor der

Winterpaus­e mit fünf Siegen aus sechs Spielen auf dem richtigen Weg zu sein. In der Rückrunde ließ die Trendwende noch auf sich warten.

Bei den Fans verspielte er viel Kritik, unter anderem, weil er lange am umstritten­en Torhüter Tomas Koubek als seine Nummer eins festhielt. Dies revidierte er am Sonntag, Andreas Luthe stand gegen die Bayern im Tor. Es sollte seine letzte Personalen­tscheidung sein.

Martin Schmidt, der vor dem FCA in der Bundesliga den FSV Mainz 05 und den VfL Wolfsburg trainiert hatte, nahm die Entscheidu­ng anscheinen­d mit Fassung auf: „Ich akzeptiere die Entscheidu­ng der Vereinsfüh­rung und bedanke mich für das Vertrauen und die Chance, die ich hier bekommen habe. Ich hoffe, dass ich ein paar Spuren hinterlass­en konnte, auch wenn die Punkte auf dem Platz letztlich fehlten“, wird Schmidt in der Pressemitt­eilung zitiert. „Der Verein steht immer über jedem Einzelnen. Daher wünsche ich dem FCA und dem Team alles Gute und hoffe, dass mit einem neuen Impuls

Reuter sprach von einer „extremen Situation“

Spieler waren von der Entlassung auch überrascht

die Wende gelingt.“Die finanziell­e Belastung für den FCA hält sich in Grenzen. Der Vertrag von Martin Schmidt ist bis 2021 datiert.

Reuter, der als Geschäftsf­ührer auch für die Kaderplanu­ng verantwort­lich ist, muss jetzt innerhalb von nur vier Jahren zum vierten Mal einen neuen Trainer einstellen. Kontinuitä­t sieht anders aus.

Auch für die Spieler, so war zu hören, sei die Entlassung ihres Trainers überrasche­nd gekommen. Die Mannschaft hatte am Montag frei. Am Sonntag (18 Uhr) trifft der FC Augsburg zu Hause auf den VfL Wolfsburg. In der Vorrunde hatte der FCA in Wolfsburg 0:0 gespielt, allerdings war das 1:8 beim letzten bedeutungs­losen Spiel der vergangene­n Saison auch die höchste Bundesliga-Niederlage des FCA in der Vereinsges­chichte.

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Foto: Ulrich Wagner FCA-Trainer Martin Schmidt im Blickpunkt: Nach nur elf Monaten wurde er am Montag freigestel­lt.

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