FCA: Trainer Martin Schmidt muss gehen
Am Tag nach der 0:2-Niederlage beim FC Bayern München verkünden die Augsburger für viele überraschend die Trennung von ihrem Schweizer Trainer. Am Dienstag spricht Stefan Reuter auf einer Pressekonferenz
Augsburg/München Eigentlich hätte Stefan Reuter die Pressekonferenz seines Trainers im Bauch der Allianz-Arena relativ entspannt verfolgen können. Schließlich hatte der FC Augsburg trotz einer 0:2 (0:0)-Niederlage beim FC Bayern München die Stimmung bei der Feier zum 120. Geburtstag lange Zeit nicht hochkochen lassen. Bis zum Schluss hatte das Team von Martin Schmidt das Spiel offengehalten, hatte auch mit Glück ein rauschendes Fest auf dem Rasen mit vielen Bayern-Toren verhindert. Am Ende reichte den Bayern ein Treffer von Thomas Müller (53.) und einer von Leon Goretzka (90.+1). Auch weil Florian Niederlechner in der 80. Minute eine hundertprozentige Torchance vergab.
Also eigentlich eine ansprechende Vorstellung der schlechtesten Mannschaft der Rückrunde, für die es auch durchaus Lob vom BayernTrainer Hansi Flick gab („Der FCA hat es uns schwer gemacht“), dennoch wirkte der Augsburger Geschäftsführer
Sport so, als wäre der FCA mit 0:8 untergegangen. „Mit einer Niederlage werde ich mich nie zufriedengeben. Ich glaube, heute wäre mit ein Stück mehr Überzeugung durchaus ein Punkt drin gewesen“, sagte er mit einer unerwarteten Schärfe im Ton. Danach sprach er von einer „extrem schwierigen Situation“und warnte: „Wir haben enorm an Vorsprung eingebüßt. Der Druck wird größer.“
Kein Wunder, schrumpfte der Abstand auf die Abstiegszone immer mehr zusammen. Nach dem 25. Spieltag sind es gerade mal fünf Zähler Vorsprung auf den Tabellen-16. Düsseldorf. Von den letzten neun Spielen hatte der FCA sieben verloren. Eine Entwicklung, die Reuter am Sonntag so kommentierte: „Es ist an der Zeit, wieder mit der Griffigkeit, der Überzeugung, Gier und der Leidenschaft, die uns in den guten Spielen ausgezeichnet hat, auf dem Platz zu stehen.“Eine Forderung, so dachten wohl die meisten Journalisten, die an seinen Trainer Martin Schmidt für die nächsten Wochen gerichtet war.
Nicht einmal 24 Stunden später war klar: Das FCA-Führungsteam um Reuter und FCA-Präsident Klaus Hofmann traute Schmidt dies nicht mehr zu. Am Montag um 15.32 Uhr verkündete der Bundesligist via Mail und kurz zuvor auf seiner Homepage und seinen SocialMedia-Kanälen die Trennung von
Schmidt. Der 52-jährige Schweizer und sein Co-Trainer Stefan Sartori wurden von ihren Aufgaben entbunden. „Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber aufgrund der Bilanz von lediglich vier Punkten aus neun Begegnungen sind wir zu der Überzeugung gekommen, auf der Trainerposition eine Veränderung vorzunehmen“, ließ sich Manager Reuter zitieren. „Es wird immer wieder schwierige Phasen geben, die es zu überstehen gilt. In der aktuellen Situation sehen wir unser Ziel Klassenerhalt jedoch als gefährdet an, sodass wir zu dieder sem Entschluss gekommen sind.“Bei einer Pressekonferenz am Dienstag (11 Uhr) will sich der FCA weiter zu dieser einschneidenden Personalie äußern.
Schmidt hatte die Augsburger im April 2019 als Nachfolger von Manuel Baum übernommen. Dem Schweizer gelang in der Vorsaison im Schlussspurt dann auch der Klassenerhalt. Allerdings gab es schon damals viele Aufs und Abs. Wie auch in dieser Saison. Nach dem schlechten Saisonstart kam schon einmal Kritik auf, doch Schmidt schien mit seinem Team vor der
Winterpause mit fünf Siegen aus sechs Spielen auf dem richtigen Weg zu sein. In der Rückrunde ließ die Trendwende noch auf sich warten.
Bei den Fans verspielte er viel Kritik, unter anderem, weil er lange am umstrittenen Torhüter Tomas Koubek als seine Nummer eins festhielt. Dies revidierte er am Sonntag, Andreas Luthe stand gegen die Bayern im Tor. Es sollte seine letzte Personalentscheidung sein.
Martin Schmidt, der vor dem FCA in der Bundesliga den FSV Mainz 05 und den VfL Wolfsburg trainiert hatte, nahm die Entscheidung anscheinend mit Fassung auf: „Ich akzeptiere die Entscheidung der Vereinsführung und bedanke mich für das Vertrauen und die Chance, die ich hier bekommen habe. Ich hoffe, dass ich ein paar Spuren hinterlassen konnte, auch wenn die Punkte auf dem Platz letztlich fehlten“, wird Schmidt in der Pressemitteilung zitiert. „Der Verein steht immer über jedem Einzelnen. Daher wünsche ich dem FCA und dem Team alles Gute und hoffe, dass mit einem neuen Impuls
Reuter sprach von einer „extremen Situation“
Spieler waren von der Entlassung auch überrascht
die Wende gelingt.“Die finanzielle Belastung für den FCA hält sich in Grenzen. Der Vertrag von Martin Schmidt ist bis 2021 datiert.
Reuter, der als Geschäftsführer auch für die Kaderplanung verantwortlich ist, muss jetzt innerhalb von nur vier Jahren zum vierten Mal einen neuen Trainer einstellen. Kontinuität sieht anders aus.
Auch für die Spieler, so war zu hören, sei die Entlassung ihres Trainers überraschend gekommen. Die Mannschaft hatte am Montag frei. Am Sonntag (18 Uhr) trifft der FC Augsburg zu Hause auf den VfL Wolfsburg. In der Vorrunde hatte der FCA in Wolfsburg 0:0 gespielt, allerdings war das 1:8 beim letzten bedeutungslosen Spiel der vergangenen Saison auch die höchste Bundesliga-Niederlage des FCA in der Vereinsgeschichte.