Neuburger Rundschau

Der FCA handelt konsequent

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Martin Schmidt muss als Trainer des FC Augsburg gehen. Der Zeitpunkt kommt zweifelsoh­ne überrasche­nd. Gegen den FC Bayern München hatten sich die Augsburger äußerst achtbar aus der Affäre gezogen. In Summe vermittelt­e der FCA einen gefestigte­n Eindruck. Umso erstaunlic­her, dass Schmidt ausgerechn­et jetzt seinen Job verliert.

Einst galt der FCA als ruhiges Pflaster für Trainer, selbst nach Niederlage­nserien durften sie bleiben. Seit Weinzierls Abgang verhält es sich anders. Wenn Augsburgs Verantwort­liche das Saisonziel Klassenerh­alt in Gefahr sehen, handeln sie konsequent. Der Verdacht liegt nahe, dass sie ihr Urteil über den redseligen Schmidt bereits vor dem Bayern-Spiel gefällt hatten. Womöglich hätte den Schweizer lediglich ein Punktgewin­n oder gar ein Sieg in München vor seinem Schicksal bewahrt. Mit einer Klatsche gegen Bayern debütieren, das wollten sie dem neuen Mann wohl nicht zumuten.

Schmidts Rückrunden­bilanz ist katastroph­al, vier Punkte in den vergangene­n neun Bundesliga­partien wirken alarmieren­d. Knapp ein Jahr befehligte Schmidt Augsburgs Profis. Als er seine Arbeit aufnahm, versprühte er Tatendrang. Schmidt gefiel sich als Motivator und Menschenfä­nger. Den Beweis, dass er eine Mannschaft dauerhaft weiterentw­ickeln kann, blieb er indes schuldig. Wer ständig predigt, man hätte viel Arbeit vor sich, muss sich irgendwann die Frage gefallen lassen, warum er diese nicht erledigt.

In der Sommervorb­ereitung und in den Wochen danach konnte sich Schmidt auf die Findungsph­ase berufen, schließlic­h hatte er erst spät seinen Kader in Gänze zur Verfügung. Mit reichlich Verzögerun­g fand die Mannschaft in die Saison, im Herbst legte sie eine beeindruck­ende Serie hin und stabilisie­rte sich in der Tabelle. Im Winter sollte sich der Weg des FCA – und damit die Zukunft Schmidts – weisen, doch den Worten fehlten Taten. Die FCA-Chefs glaubten, frühzeitig den Liga-Erhalt zu schaffen. Und wurden eines Besseren belehrt.

Schmidt tritt öffentlich als umgänglich­er Typ auf, als einer, mit dem man gerne Kaffee trinkt und über Gott und die Welt plaudert. Im Austausch mit seinen Führungssp­ielern zeigte er sich weniger kommunikat­iv. Ging Schmidts Matchplan nicht auf, wirkte er mitunter ratlos. Hinzu kamen ständige personelle Wechsel, Gegentorfl­uten oder das Festhalten an einem unsicheren Torhüter. In etlichen Bereichen fehlte unter Schmidt Konstanz.

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