Immer mehr Geisterspiele
Dortmunds Champions-League-Partie findet schon ohne Zuschauer statt. Für die Bundesliga gibt es noch keine Regelung. Kostenfreie TV-Übertragungen im Gespräch
Augsburg Das Coronavirus und die Angst vor einer möglichen Ansteckung haben zunehmend Auswirkungen auf den Spitzensport in Deutschland. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) stellt sich wegen der Ausbreitung des Coronavirus auf Geisterspiele am nächsten Bundesliga-Wochenende ein. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert schloss am Montag bei Bild live eine Komplettabsage des kommenden Spieltags aus. „Wir haben entschieden, dass der Spieltag stattfindet, rein sportlich. Mit wie vielen Zuschauern und ob ohne, das ist eine Entscheidung, die die Behörden treffen müssen“, so der 50-Jährige. Am Abend sickerte allerdings durch, dass in Bayern ab dieser Woche alle Veranstaltungen ab einer Größe von tausend Teilnehmern von den Behörden erst mal bis Karfreitag untersagt werden sollen. Die Spitzen von CSU und Freien Wählern einigten sich darauf, die Empfehlungen von Gesundheitsminister Jens Spahn konsequent umzusetzen. Davon betroffen wären auch Fußball-, Basketball- oder Eishockeyspiele in den Bundesligen oder der Champions League. Nicht geklärt war zunächst, ob die Spiele abgesagt werden müssen. Möglich wäre, dass die Begegnungen ohne Publikum ausgetragen werden. Zuvor hatte Spahn erneut gefordert, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen.
Findet das erste Play-off-Spiel des ERC Ingolstadt gegen die Augsburger Panther am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Saturn-Arena statt? Beim ERC Ingolstadt ging man am Montagnachmittag davon aus, dass diese Partie ausgetragen wird. „Wir sind in ständigem Austausch mit den Behörden sowie der Deutschen Eishockey-Liga“, so Ingolstadts Kommunikationsdirektor Claudius Rehbein. Die nächste Prüfung der Sachlage soll am Dienstag erfolgen, es deutet viel auf ein Geisterspiel hin.
In der Fußball-Bundesliga empfängt der FC Augsburg am Sonntag um 18 Uhr den VfL Wolfsburg. Droht die Absage oder eine Partie vor leeren Rängen?
Der FC Augsburg befindet sich wie die anderen Bundesligisten auch in Gesprächen mit den Fußball-Verbänden, aber auch mit dem Augsburger Gesundheitsamt und der Augsburger Polizei. Nach den Äußerungen des DFL-Geschäftsführers und vor allem durch die Beschlusslage in Bayern muss sich der FCA mit der Durchführung eines Spieltags ohne Fans beschäftigen.
Was geschieht mit bereits gekauften Tickets?
Die Frage von Entschädigungen für Fans, die Tickets erworben haben, stehe „ganz oben auf der Agenda der Vereine“, sagte DFL-Chef Christian Seifert. Bei Geisterspielen dürfen neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, ArenaPersonal und Journalisten dabei sein. Auch die DEL macht sich bereits Geanken. Fakt ist, dass Geisterspiele die Eishockeykilubs weitaus härter treffen als die Fußballklubs. Im Spitzenfußball decken TV-Gelder einen weitaus größeren Teil des Budgets ab als im Eishockey, Handball oder Basketball.
Wie sollen sich die Profis in Zukunft schützen?
In der Bundesliga waren zuletzt erste Vorsichtsmaßnahmen eingeführt worden. Mehrere Klubs wiesen ihre Spieler an, bis auf Weiteres keine Autogramme mehr zu schreiben und auch nicht für Fotos oder Selfies mit den Fans zur Verfügung zu stehen. Der Biathlon-Weltverband IBU sagte zuletzt beim Weltcup Pressekonferenzen komplett ab. In den Mixed-Zonen, in denen Interviews geführt werden, sollten Sportler und Journalisten einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Zudem wurde in der Fußball-Bundesliga der obligatorische Handschlag vor den Spielen ausgesetzt. Im Eishockey streifen die Profis beim Abklatschen nicht mehr die Handschuhe ab. Außerdem: In den Play-offs verabschieden sich die Teams erst persönlich voneinander, sobald ein Sieger des Play-off-Duells feststeht.
Stehen schon Geisterspiele ohne Zuschauer fest?
Ja, das Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch von Borussia Dortmund in der Champions League bei Paris Saint-Germain mit dem früheren BVB-Trainer Thomas Tuchel wird zum Geisterspiel. Die Polizeipräfektur der französischen Hauptstadt teilte rund 57 Stunden vor dem Anpfiff am Mittwoch (21 Uhr/Sky) mit, dass die Partie im Pariser Prinzenparkstadion in Übereinstimmung mit den vom nationalen Krisenstab beschlossenen Maßnahmen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus vor leeren Rängen stattfindet. Es gibt sogar schon eine Absage. Das ursprünglich für den 19. März angesetzte Europa-League-Spiel zwischen dem FC Basel und Eintracht Frankfurt kann nicht wie geplant in Basel stattfinden. Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat mit dem Krisenstab entschieden, diese Partie nicht zu bewilligen. Selbst ein Geisterspiel ohne Zuschauer erschien den Verantwortlichen als zu gefährlich. Ob und wo das Spiel stattdessen stattfindet, ist offen.
Gibt es wegen der Geisterspiele kostenfreie TV-Übertragungen?
Hinter den Kulissen werden bereits kostenfreie TV-Übertragungen bei möglichen Geisterspielen in der Bundesliga diskutiert. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Der Pay-TV-Sender Sky erklärte dazu am Montag: „Zu sämtlichen Themen im Zusammenhang mit dem Coronavirus sind wir kontinuierlich in engem Austausch und in Abstimmung mit unserem langjährigen Partner DFL.“