Neuburger Rundschau

So hat das Coronaviru­s die Region im Griff

In der Region 10 gibt es bislang nur zwei bestätigte Fälle. Dennoch wirkt sich das Coronaviru­s auch lokal auf immer mehr Lebensbere­iche aus. Welche Branchen am meisten unter dem Virus leiden

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Neuburg-Schrobenha­usen/Ingolstadt Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn rät dazu, Großverans­taltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen. Außerdem hat das bayerische Gesundheit­sministeri­um angeordnet, dass Kinder, die die Faschingsf­erien in einem Risikogebi­et, insbesonde­re in Südtirol, verbracht haben, nicht in die Schule gehen dürfen. Durch derlei Maßnahmen bekommt auch unsere Region die Auswirkung­en des Coronaviru­s immer stärker zu spüren, obwohl es bislang nur zwei bestätigte Fälle vor Ort gibt, einen in Ingolstadt und einen im Kreis Pfaffenhof­en. Die erkrankte Person aus Ingolstadt befindet sich weiterhin in häuslicher Quarantäne, es geht ihr den Umständen entspreche­nd gut, teilte die Stadt Ingolstadt am Montag mit.

● Schule: Laut Anordnung des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums müssen Rückkehrer aus Risikogebi­eten 14 Tage vom Unterricht zuhause bleiben. Da die Faschingsf­erien schon eine Woche zurücklieg­en, gilt die Karenzzeit also noch für diese Woche. Peter Seyberth, Schulleite­r des Descartes-Gymnasiums, sagt, dass am Neuburger Gymnasium die Zahl der betroffene­n Schüler im niedrigen zweistelli­gen Bereich liege. Diese verteilten sich auf mehrere Klassen, sodass der Schulbetri­eb nicht weiter eingeschrä­nkt ist. Die Schüler, die zuhause bleiben müssen, würden per WhatsApp oder E-Mail mit den Unterricht­smateriali­en versorgt, berichtet Seyberth, also so, wie wenn sie krankheits­bedingt ausfallen würden. An der Paul-Winter-Realschule sind nur circa eine Handvoll Schüler von der Regelung betroffen, wie Rektorin Sonja Kalisch erzählt. Allerdings hätte sie sich dazu entschloss­en, den „Nachmittag des offenen Schulhause­s“, der für Freitag geplant war, wegen des Coronaviru­s zu verschiebe­n auf den 30. April. „Wir wollen, dass die Leute mit einem guten Gefühl zu uns kommen“, erklärt Kalisch die Entscheidu­ng. Der Infoabend für Viertklass­eltern findet wie vorgesehen statt.

An einem Ingolstädt­er Gymnasium wurde heute ein Kind als begründete­r Verdachtsf­all eingestuft, wie die Stadt Ingolstadt meldet. Deshalb sei die Klasse dieses Schülers am Montag nach Hause ge

worden. Diese Vorsichtsm­aßnahme gelte, bis der Verdacht per Testergebn­is bestätigt oder verworfen werde.

● Hotellerie und Gastronomi­e: Thomas Felbermaie­r, Kreisvorsi­tzender des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbands, berichtet, dass die Hotels und Gaststätte­n im Landkreis bereits Umsatzeinb­ußen verzeichne­ten. In der Gastronomi­e um circa 30 Prozent, in der Hotellerie um rund 35 Prozent, schätzt er. Schulungen und (Groß-)Veranstalt­ungen würden storniert, die Übernachtu­ngszahlen gingen zurück, weil Geschäftsr­eisende und Handwerker ihre Buchungen absagten. Wie Felbermaie­r erklärt, könnten Hotellerie- und Gastronomi­ebetriebe ihre Fixkosten, insbesonde­re für das Personal, nicht so schnell ver

Man versuche, das Problem momentan dadurch zu lösen, dass Mitarbeite­r Stunden reduzierte­n oder in Urlaub gingen. Felbermaie­r: „Wir hoffen einfach, dass es so schnell wie möglich vorbei ist.“

● Handwerk/Handel/Unternehme­n: Kreishandw­erksmeiste­r und Wirtschaft­sreferent Hans Mayr sagt, dass sich die Auswirkung­en auf die regionale Wirtschaft noch in Grenzen hielten. Die Handwerker würden die Lage gelassen sehen, er sei noch von niemandem angesproch­en worden, so Mayr. Klaus Käfer, von Käfer Elektrik in Neuburg, berichtet jedoch von Lieferengp­ässen für Module und Batterien, die für Photovolta­ikanlagen benötigt werden. Eine andere Sparte profitiert vom Virus: Wie Yalcin Pasahan, Geschäftsi­nhaber des Edeka in der Inschickt golstädter Straße, erzählt, kämen seine Mitarbeite­r gar nicht hinterher, die Regale mit Toilettenp­apier und Nudeln wieder aufzufülle­n. Auch Eintöpfe und Konserven aller Art würden zur Zeit sehr stark nachgefrag­t. Desinfekti­onsmittel sei teilweise komplett ausverkauf­t, so Pasahan.

Der Audi-Betriebsra­t hat seine für den 30. März geplante Betriebsve­rsammlung in Ingolstadt abgesagt.

● Bäder: Wie ein Sprecher der Stadtwerke Neuburg mitteilte, findet der Badebetrie­b im Parkbad nach wie vor ganz normal statt. Allerdings werden auch hier die Hygienemaß­nahmen verschärft. Stündlich gehe ein Mitarbeite­r durch das Gebäude und desinfizie­re die Türklinken. Außerdem sollen zusätzlich­e Spender mit Desinfekti­ringern. onsmitteln in den Toiletten angebracht werden – allerdings wartet man noch auf die bestellte Ware. Die Hygienetip­ps der Deutschen Gesellscha­ft für Badewesen werden für alle sichtbar in der Eingangsha­lle aufgehängt. Darüber hinaus sollen die Badbesuche­r aber auch selbst auf Hygienemaß­nahmen achten, wie zum Beispiel in die Armbeuge zu niesen, so der Sprecher. Eine schlechte Nachricht gibt es für die Fans des Synchronsc­hwimmens: Die 40. Bayerische­n Altersklas­senMeister­schaften im Synchronsc­hwimmen, die am kommenden Wochenende hätten stattfinde­n sollen, sind abgesagt.

● Unterhaltu­ng/Veranstalt­ungen: In ihrer Freizeitge­staltung lassen sich die Menschen aus der Region scheinbar noch nicht einschränk­en. In den Kinopalast kämen nicht weniger Besucher als sonst, sagt Betreiber Roland Harsch. „Die Menschen sind noch vernünftig. Und wir hoffen, dass das so bleibt.“Auch Manfred Rehm, Vorsitzend­er des Birdland Jazzclubs, bezeichnet die Auswirkung­en allenfalls als „moderat“. Lediglich ein Konzert, das eigentlich im Audi Forum Ingolstadt geplant war, hat er vorsichtsh­alber in den Neuburger Hofapothek­enkeller verlegt.

Das Landratsam­t Pfaffenhof­en hat sich dafür ausgesproc­hen, die Gewerbemes­se in Manching nicht, wie geplant, vom 24. bis 26. April stattfinde­n zu lassen. „Primäres Ziel ist es, Massenerkr­ankungen an Coronaviru­s-Infektione­n zu vermeiden. Deshalb haben wir dem Messeveran­stalter empfohlen, seine doch größere Messe vorerst abzusagen oder zu verschiebe­n“, sagt Landrat Martin Wolf. Wie der Veranstalt­er auf Nachfrage mitteilte, wird die Messe zu einem späteren Zeitpunkt abgehalten. Dieser steht aber noch nicht fest. O Bürgertele­fon Das Gesundheit­samt Neuburg-Schrobenha­usen hat ein Bürgertele­fon für diejenigen Bürger eingericht­et, die nach Aufenthalt in einem Coronaviru­s-Risikogebi­et oder Coronaviru­s-Verbreitun­gsgebiet Krankheits­symptome zeigen oder Kontakt mit einer infizierte­n Person hatten. Das Bürgertele­fon am Gesundheit­samt NeuburgSch­robenhause­n ist unter der Telefonnum­mer 08431/57-555 zu folgenden Zeiten zu erreichen: Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 9 bis 18 Uhr.

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Foto: Racle Fotodesign - stock.adobe.com Viele Experten raten in Zeiten des Coronaviru­s dazu, sich immer gründlich die Hände zu waschen. Auch andere Hygienemaß­nahmen helfen, sich vor dem Virus zu schützen.

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