Winter ade, Bienen tut’s weh
Die einen freuen sich über den milden Winter. Hinter anderen liegt eine besonders kräftezehrende Zeit
Neuburg-Schrobenhausen Nach rekordverdächtigen Temperaturen im Januar brachte auch der Februar statt Winterwetter ungewöhnlich milde Temperaturen. Laut Deutschem Wetterdienst erlebten wir in diesem Jahr in Deutschland den zweitwärmsten Februar seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881. Während sich der ein oder andere freut, dass Wintermantel und Handschuhe bereits größtenteils im Schrank hängen, haben andere mit dem milden Jahresbeginn zu kämpfen – einige Pflanzen zum Beispiel.
Zwar hält sich Ludwig Bayer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, mit pessimistischen Prognosen zurück. Grundsätzlich sei es aber für die Bodenbeschaffenheit und auch für einige Nutzpflanzen wie das Wintergetreide wichtig oder zumindest förderlich, wenn es Frost gibt. Allerdings wurden in diesem Winter in der Region kaum Frostnächte verzeichnet. „Wir müssen sehen, wie sich die kommenden zwei Wochen entwickeln.“
Ähnlich zurückhaltend äußert sich Sabine Baues-Pommer von der Kreisgartenfachberatung NeuburgSchrobenhausen. „Es ist noch zu früh, die Auswirkungen abzusehen.“Außer, dass Rosen teilweise schon austreiben, habe sie keine ungewöhnlichen Beobachtungen gemacht. Entscheidend sei auch für den Garten- und Zierpflanzenbereich, wie sich das Wetter in den kommenden Wochen entwickeln werde.
Andere spüren die klimatischen Konsequenzen bereits. Für die Bienenvölker von Imker Franz Josef Wilken war der milde Winter eine kräftezehrende Zeit. „Das ständige Auf und Ab der Temperaturen und die zu warmen Tage kosten den Winterbienen viel Lebensenergie und sie benötigen mehr Futter als in einer echten Winterruhe“, sagt Wilken.
„Oft starten die Bienenvölker nach milden Wintern sehr geschwächt in das Frühjahr und damit in die Vollblütezeit.“Wenn dann im April alles blüht, fehlen die Bienen zum Bestäuben. Und auch die Honigernte leidet unter diesen Bedingungen. „Vor allem, wenn auf einen milden Winter ein vergleichsweise kühles Frühjahr folgt, könnte die Honigernte dieses Jahr unterdurchschnittlich schlecht ausfallen.“
Seinen Bienen gehe es verhältnismäßig gut. Allerdings betrachtet Wilken mit Sorge die Reaktionen seiner Bienenvölker auf die steigenden Temperaturen. „Unsere Honigbienen sind Indikatoren für den Klimawandel und seine Auswirkungen, besonders im näheren Umfeld“, mahnt Wilken, der erster Vorsitzender des Imkerverbands Neuburg ist. „Daran, ob es den Bienen gut oder schlecht geht, können wir viel ablesen, wie gesund unsere Umgebung ist. Ob wir das immer wahrhaben wollen oder nicht.“
Günter Krell, Kreisvorsitzender vom Bund Naturschutz, bemerkt seit einigen Jahren unter anderem Veränderungen im Verhalten der Zugvögel in der Region. „Die Störche sind jetzt schon zurück im Landkreis“, sagt Krell. Alleine in Schrobenhausen seien vier Nester besetzt. „Es lässt sich beobachten, dass durch die zunehmende Erwärmung der Winterhalbjahre die Tiere keinen Anlass mehr sehen, so weit wie noch vor zehn Jahren in den Süden zu ziehen. Stattdessen ziehen die Tiere, wenn überhaupt, nach Südfrankreich oder ins Elsass.“
Und auch eine andere Spezies wird sich laut Krell bald im Landkreis
zeigen. „Sobald die Nachttemperatur auf fünf Grad Celsius ansteigt, werden die Amphibien schlagartig zu ihren Wanderungen aufbrechen“, erklärt Krell. Das, so der Kreisvorsitzende, sei allerdings normal.