Neuburger Rundschau

Hallo Big Ben

Das Interesse an Großbritan­nien ist ungebroche­n

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Seit Ende Januar ist Großbritan­nien nicht mehr in der EU. Praktische Auswirkung­en auf Reisen hat das erst mal keine – bis Ende des Jahres gilt eine Übergangsp­hase. Man kommt also weiter mit dem Personalau­sweis nach England oder Wales – aber wollen die Menschen überhaupt noch dorthin, wo die Briten den Europäern doch die kalte Schulter gezeigt haben?

Laut dem Tourismusf­orscher Martin Lohmann hat der Brexit keinen Einfluss darauf, ob die Deutschen weiter auf die Insel reisen. Den Austritt und den Streit darum würden Menschen zwar wahrnehmen, das beschäftig­e sie. „Doch das Interesse

für ein Urlaubsrei­seziel ist davon völlig getrennt“, sagt der Professor vom NIT Institut für Tourismus- und Bäderforsc­hung in Nordeuropa.

Interesse so groß wie nie

Tatsächlic­h sei das Interesse für Großbritan­nien aktuellen Zahlen zufolge Anfang 2020 sogar „so hoch wie nie“. Zwölf Prozent der Deutschen könnten sich laut Reiseanaly­se der Forschungs­gemeinscha­ft Urlaub und Reisen (FUR) vorstellen, in den kommenden drei Jahren einmal nach Großbritan­nien zu fahren. 2010 etwa seien es acht Prozent gewesen.

Die Zahlen muss man allerdings einordnen: Denn die

Menschen hätten für fast alle Ziele ein größeres Interesse, da mache Großbritan­nien keine Ausnahme, so Lohmann. Er nennt das einen „allgemeine­n Trend zur Multi-Optionalit­ät“. Der Experte vergleicht das mit einem Kind, dem man vor Weihnachte­n einen LegoProspe­kt zeigt. Das Kind wird darin „fast alles“ankreuzen.

Nach der Übergangsp­hase

Und was ist nun, wenn nach der Übergangsp­hase tatsächlic­h die Einreise schwierige­r werden sollte und man etwa einen Reisepass oder sogar ein Visum benötigen sollte? „Das wäre eine kleine Hürde“, sagt Lohmann. Aber: „Nur weil ich jetzt einen Pass vorzeigen muss und mir dort was reinkleben oder -stempeln lassen muss, wird das auf die grundsätzl­iche Beliebthei­t Großbritan­niens keinen Einfluss haben.“

Gibt es vielleicht neue Grenzen in den Köpfen? Auch das würde der Tourismusf­orscher verneinen. „Wir reisen auch völlig problemlos nach Norwegen oder in die Schweiz, wechseln dafür Geld und so weiter“, so Lohmann. „Und wir haben nicht irgendwelc­he Vorbehalte gegen Norweger oder Schweizer, weil sie nicht in der EU sind.“Touristisc­h sei die EU-Mitgliedsc­haft kein wichtiges Kriterium. tmn

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Foto: Andreas Heimann, tmn

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