Johannespassion im originalen Klang
Die Augsburger Domsingknaben führen Bachs Werk mit dem Orchester La Banda auf
Als Johann Sebastian Bach 1724 seine Johannespassion schrieb, scheute er sich nicht vor großen Gefühlen. Im Gegenteil. „Die Johannespassion ist in ihrer gesamten musikalischen Anlage ein hochdramatisches Werk. Der Leipziger Magistrat warf ihm sogar eine zu große Opernhaftigkeit vor“, weiß der neue, 27 Jahre junge Augsburger Domkapellmeister Stefan Steinemann. Mit dieser starken Wirkung will er die Johannespassion am Sonntag, 22. März, 16 Uhr, in der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche in Augsburg mit den Augsburger Domsingknaben aufführen.
Wie schon beim Bach’schen Weihnachtsoratorium hat er wieder das Originalklangorchester La Banda verpflichtet. Darin liege im Vergleich mit der bisherigen Praxis der Domsingknaben die größte Neuerung, erklärt Steinemann. Gespielt werde auf Instrumenten, die man selten hört: auf der Barocklaute, der Oboe da caccia, der Viola da gamba.
Doch die Johannespassion sollte nicht nur schön klingen, „sie muss auch in ihrer religiösen Aussage rüberkommen“, fordert der Domkapellmeister. Denn Bachs Musik habe einen enormen Textbezug.
Sie verlangt vom Chor ständig einen krassen Wechsel zwischen dem Bekenntnis der gläubigen Gemeinde und dem Toben des Mobs auf den Jerusalemer Plätzen. Dann befinden sich die Sänger total im Geschehen der Gefangennahme, Anklage, Verurteilung, des Kreuzwegs und der Hinrichtung von Jesus. „Man muss schnell umschalten in den Rollen. Für die Jungs, die als brav gelten, ist es eine große Herausforderung, hier wildeste Leidenschaft zu zeigen“, erklärt Steinemann. Auch die Arien hat Bach ausgesprochen emotional aufgeladen. Man kann sie gewissen Charakteren zuordnen, etwa Petrus, Jesus, der gläubigen Seele. Steinemann sieht darin weniger etwas dramatisch Opernhaftes, vielmehr soll jeder Hörer mit diesen Gesängen angerührt werden, sich in die Situation ganz hineinzufühlen. Bei den Proben stellt der Domkapellmeister fest: „Mit zunehmendem Verständnis für die Inhalte wächst auch das musikalische Verständnis.“Trotzdem: Es sei schon eine enorme Leistung, wenn zwölf- und vierzehnjährige Knaben dieses Werk begreifen. Stefan Steinemann, der seine künstlerische Karriere als Domsingknabe begonnen hat, hat die Johannespassion selbst vermutlich mehr als zwanzigmal gesungen. „Aber immer ist das Werk ein neues Erlebnis im Zusammenspiel mit den Orchestern, in anderen Räumen, in einer anderen Zeit. Meine Eintragungen in den Noten betrachte ich heute in einem ganz anderen Licht“, urteilt er. Die Interpretation sei niemals abgeschlossen. „Die Johannespassion ist ein Kulturerbe, das wir an die nächste Generation vermitteln sollen“, so Steinemann.
Für die Augsburger Aufführung hat er neue Solisten verpflichtet.
Neben den eigenen Knabensolisten singen der Tenor Christian Volkmann den Evangelisten, der Bariton Andreas Burkhard, ein ehemaliger Tölzer Sängerknabe, den Pilatus und der junge Bass Alexander Kiechle von der Oper Freiburg den Christus.
Unter unseren Lesern verlosen wir fünfmal zwei Karten für die Johannespassion der Domsingknaben. Beantworten Sie folgende Frage: Welches Orchester wird diesmal das Bach’sche Werk begleiten? Schicken Sie bis 15. März eine Mail an: domsingknaben@augsburger-allgemeine.de oder rufen Sie an unter 013 79/37 27 05 (50 ct. aus dem Festnetz der Dt. Telekom).
Karten unter Tel. 0821/510088 oder online unter www.augsburgerdomsingknaben.de
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