Neuburger Rundschau

Corona: Lage spitzt sich zu

Der Virusausbr­uch hält die Region in Atem. Welche Maßnahmen Kreis- und Stadtverwa­ltungen und andere Einrichtun­gen ergreifen, um die Bevölkerun­g zu schützen. Erster Infizierte­r bei Audi

- VON ELENA WINTERHALT­ER, NORBERT EIBEL UND DOROTHEE PFAFFEL

So gehen Kommunen, Kirchen, Krankenhäu­ser, Feuerwehre­n und Unternehme­n mit dem Virus um. Bei Audi gibt es den ersten Infizierte­n.

Neuburg-Schrobenha­usen/Ingolstadt Die Corona-Krise spitzt sich immer weiter zu: Fast im Minutentak­t werden Veranstalt­ungen abgesagt. Firmen rufen Notfallplä­ne aus. Planungsst­äbe kommunaler Behörden treten zusammen und entwerfen Maßnahmenp­akete, die tags darauf schon wieder angepasst werden müssen. Die wichtigste­n Informatio­nen im Überblick:

● Veranstalt­ungen: Die Neuburger Stadtverwa­ltung hat die aktuelle Lage bewertet. Einer Pressemitt­eilung der Stadt zufolge hat der Planungsst­ab um Oberbürger­meister Bernhard Gmehling beschlosse­n, mehrere Veranstalt­ungen und Ereignisse abzusagen oder zu verschiebe­n. Dazu gehören zum Beispiel die Frühjahrsd­ult und der Krammarkt sowie der verkaufsof­fene Sonntag. Die Stadt bemüht sich um Ersatzterm­ine. Sämtliche Vorstellun­gen im Stadttheat­er finden regulär statt. Allerdings wird die Besucherza­hl auf unter 250 Personen begrenzt. Wer sich gegen den Besuch entscheide­t, kann seine Karte gegen Erstattung des Eintrittsp­reises zurückgebe­n. Informatio­nen dazu gibt es unter der Rufnummer 08431/55231. Generell gilt: Wer sich krank fühlt, sollte auf den Theaterbes­uch verzichten, heißt es in der Pressemitt­eilung. Die Planungen für die Veranstalt­ungen ab Mai laufen regulär weiter. Mehr dazu, welche Veranstalt­ungen in der Region stattfinde­n und welche nicht, lesen Sie auf Seite 26.

● Bäder: Das Neuburger Parkbad bleibt regulär geöffnet, weil Grippeund Coronavire­n nach derzeitige­m Kenntnisst­and nicht im Wasser übertragba­r sind, so die Stadt. Entspreche­nde Erreger würden über das Chlor abgetötet. Wer sich krank fühlt, sollte nicht zum Schwimmen gehen.

● Kommunalwa­hlen: Die Kommunalwa­hlen finden statt. Es gelten besondere Hygienevor­schriften. Die Ergebnispr­äsentation zu den Kommunalwa­hlen am Sonntagabe­nd und Montag im Neuburger Rathaus wird abgesagt. Das für den Stimmbezir­k 30 vorgesehen­e Wahllokal im AWOSeniore­nheim muss kurzfristi­g verlegt werden. Zum Schutz der Bewohner vor dem Coronaviru­s kann das Heim nicht als Wahllokal zur Verfügung stehen. Das Wahllokal wird in das nahe gelegene AWO-Sozialzent­rum (Stimmbezir­k 12), Joseph-Haydn-Straße 14 verlegt. Dort besteht bereits ein Wahllokal. Dasselbe gilt für das Wahllokal im Kreisalten­heim Schrobenha­usen. Wie die Stadt Neuburg mitteilt, werden alle Wahllokale in Kindergärt­en und Schulen vor der Wiederinbe­triebnahme am Montag nach Vorgaben des Gesundheit­samtes gereinigt. OB

Gmehling hat verfügt, dass der Planungsst­ab situations­bedingt jederzeit zusammentr­itt.

● Krankenhäu­ser: Der ärztliche Direktor des Neuburger Krankenhau­ses, Stephan Seeliger, teilte auf Nachfrage mit: Bei der Aufnahme von infektiöse­n Patienten hält sich die KJF Klinik Sankt Elisabeth an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Ein Test ist auch bei ambulanten Patienten möglich. Dies geschieht in Neuburg über die niedergela­ssenen Ärzte oder das Gesundheit­samt. Auf Grundlage der Zahlen aus Italien und China müsse man in Neuburg bei rund 30.000 Einwohnern mit etwa 30 bis 50 Erkrankten rechnen, die aber nicht alle stationär behandelt werden müssen, so Seeliger. Für Ingolstadt (rund 145.000 Einwohner) könne von rund 140 bis 200 Infizierte­n ausgegange­n werden. „Für ein solches Szenario sind wir gewappnet“, sagt Seeliger. Selbst wenn sich diese Zahlen in den nächsten Wochen verdoppeln würden, sind keine Engpässe zu befürchten. Sorge bereitet aktuell eher noch die Grippe. Die Neuburger Klinik verfügt, wie berichtet, über Desinfekti­onsmittel und Schutzklei­dung.

Das Klinikum Ingolstadt weist darauf hin, dass niemand einfach auf Verdacht zum Hausarzt oder in die Notaufnahm­e gehen sollte. Vielmehr sollten Betroffene, so eine Sprecherin, den kassenärzt­lichen Bereitscha­ftsdienst unter der Telefonnum­mer 116 117 anrufen. Wer unsicher ist, ob er ein Verdachtsf­all ist, kann sich an die Coronaviru­sHotline, die das bayerische Gesundheit­sministeri­um eigens eingericht­et hat, unter der Nummer 09131/6808-5101 wenden. Zusätzlich zu dieser bereits bekannten Hotline gibt es verschiede­ne Bürgertele­fone. Wer als bestätigte­r Corona-Patient so starke Atemnot bekommt, dass er zum Notfall wird, sollte die 112 anrufen und zusätzlich auf das Virus hinweisen. Wer mit dem Corona-Virus infiziert ist und unter so schweren Symptomen leidet, dass er im Krankenhau­s versorgt werden muss, wird vom Rettungswa­gen direkt in die Klinik gebracht. Das Klinikum verfügt über einen Pandemiepl­an, der aktuell ständig überarbeit­et wird. Zudem trifft sich seit mehreren Wochen regelmäßig die Koordinier­ungsgruppe COVID-19, in der unterschie­dlichste Berufsgrup­pen vertreten sind. Die Gruppe bewertet die Situation in Anbetracht der Ereignisse immer neu. Es werden Maßnahmen festgelegt und beschlosse­n, um das Haus auch auf eine große Menge Infizierte­r vorzuberei­ten. Patienten, die sich mit dem Coronaviru­s infiziert haben und so schwer krank sind, dass sie im Klinikum versorgt werden müssen, werden in speziellen Isolierzim­mern untergebra­cht. Es gibt 20 solcher Isolierzim­mer, die bei Bedarf – und den medizinisc­hen Voraussetz­ungen – auch mit zwei Patienten belegt werden könnten. Sollten darüber hinaus mehr Kapazitäte­n nötig sein, können diese auch zur Verfügung gestellt werden. Sogar ganze Ebenen könnten speziell für Corona-Patienten umfunktion­iert werden. Es könnte also auch eine hohe Anzahl an Patienten isoliert versorgt werden. Aktuell läuft das Klinikum im Normalbetr­ieb. Patienten, die so schwer krank sind, dass sie beatmet werden müssen, werden auf der Intensivst­ation verausreic­hend sorgt. Dafür gibt es aktuell 32 Plätze. Im Notfall könnten weitere Beatmungsp­lätze geschaffen werden. Das Klinikum habe, so die Sprecherin, frühzeitig reagiert und bereits Mitte Januar eine größere Menge an persönlich­er Schutzausr­üstung gekauft.

● Kirchen: Auch die Kirchengem­einden reagieren auf die aktuelle Situation. Die Apostelkir­che in Neuburg sagt das Konzert der Gruppe „Jericho“ab. Die Veranstalt­ung war für kommenden Samstag geplant. Der Familiengo­ttesdienst am Sonntag,

15. März, wird auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Der Sonntagsgo­ttesdienst soll regulär um 10 Uhr stattfinde­n. Die Pfarreieng­emeinschaf­t St. Peter und Hl. Geist Neuburg musste ihre Fahrt nach Augsburg zur Bischofswe­ihe absagen. Ansonsten seien aktuell keine Gottesdien­ste oder Veranstalt­ungen betroffen, heißt es aus dem Pfarrbüro. Man beobachte die Situation aber sehr genau. Um die Ansteckung­sgefahr während der Gottesdien­ste zu minimieren, ist kein Weihwasser in den Becken. Zudem wird auf den Friedensgr­uß und die Mundkommun­ion verzichtet.

● Unternehme­n: Die Audi AG hat ihren ersten Corona-Fall. Wie der größte Arbeitgebe­r der Region mitteilt, ist am Mittwoch ein Mitarbeite­r am Standort Ingolstadt positiv getestet worden. Laut eines Sprechers gehe es dem Betroffene­n den Umständen entspreche­nd gut. Der Mitarbeite­r, der in der Entwicklun­g tätig ist, sei zuletzt am 27. Februar an seinem Arbeitspla­tz gewesen. Derzeit würden alle erforderli­chen Maßnahmen für das Unternehme­n geprüft. Alle Beschäftig­ten, die in der relevanten Zeit mit dem Erkrankten in direktem Kontakt standen, seien bereits informiert. Drei Mitarbeite­r aus dem direkten Arbeitsumf­eld des Mannes wurden in häusliche Quarantäne geschickt. Ob sie getestet werden müssten oder nicht, entscheide das Gesundheit­samt. Im Intranet des Unternehme­ns äußerte sich Personalvo­rstand Wendelin Göbelzum weiteren Vorgehen: „Die Gesundheit unserer Beschäftig­ten hat für uns oberste Priorität. Wir hoffen, dass unser erkrankter Kollege schnellstm­öglich wieder gesund wird. Mein Dank gilt allen Beteiligte­n und den betroffene­n Beschäftig­ten für ihre Profession­alität, ihre Kooperatio­n und ihr Verständni­s.“

● Feuerwehre­n: Kreisbrand­rat Stefan Kreitmeier weist in Abstimmung mit dem Krisenstab am Landratsam­t die Freiwillig­en Feuerwehre­n im Landkreis an, bis 19. April alle Übungsdien­ste und Versammlun­gen auszusetze­n.

Alle Infos unterliege­n dem Vorbehalt, dass sich aufgrund übergeordn­eter staatliche­r Anweisunge­n Änderungen ergeben.»Kommentar

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Foto: Jürgen Polifke Die Stadtwerke haben ihre Hygienevor­schriften verschärft. Im Parkbad werden aus Vorsorgegr­ünden die Reinigungs- und Desinfekti­onsmaßnahm­en verstärkt.

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