Neuburger Rundschau

Wer betreut die Kinder?

Nach der Schließung aller Schulen und Kindergärt­en in Bayern gilt es, die nächsten drei Wochen zu organisier­en. So wollen Landkreis und Gemeinden die Herausford­erung meistern

- VON ELISA GLÖCKNER UND NORBERT EIBEL

Nach der Schließung aller Schulen und Kindergärt­en gilt es, die nächsten drei Wochen zu organisier­en. So wollen die Kommunen die Herausford­erung meistern.

Neuburg-Schrobenha­usen Die Corona-Krise weitet sich aus, das öffentlich­e Leben in Deutschlan­d kommt immer mehr zum Erliegen. Bundesweit gab es, Stand Freitagmit­tag, sechs Todesfälle und fast 2400 bestätigte Infizierte. Um die Ausbreitun­g zu bremsen, hat Bayern verkündet, dass ab Montag alle Schulen, Kindergärt­en und Kindertage­sstätten bis zu den Osterferie­n geschlosse­n bleiben. Wir haben nachgefrag­t, was das konkret für Eltern, Kinder und Lehrer beziehungs­weise Betreuer bedeutet. Ein Überblick:

Während die Verwaltung in den kommenden fünf Wochen weiter im Descartes-Gymnasium anzutreffe­n ist, müssen Kinder und Jugendlich­en zuhause bleiben. Wie Schulleite­r Peter Seyberth erklärt, habe sich ebendiese Situation in den vergangene­n Tagen bereits abgezeichn­et. Deshalb hat die Schule vorab eine Plattform eingericht­et, über die Lehrer und Schüler miteinande­r kommunizie­ren können. „Hier werden Schüler zum Beispiel mit Arbeitsauf­trägen, Dokumenten und Links versorgt“, sagt Peter Seyberth. Wie dieser digitale Unterricht konkret aussehen wird, sei der Kreativitä­t der Lehrkräfte überlassen. Trotz aller Maßnahmen rechnet der Schulleite­r dennoch mit vorübergeh­enden Versäumnis­sen im Lehrplan. „Ein Stoffrücks­tand wird eintreten. Er soll aber so weit wie möglich reduziert werden.“Welche Regelungen indes für Prüfungen getroffen werden, dafür sei das Kultusmini­sterium verantwort­lich. Diese Entscheidu­ngen bleiben vorerst also abzuwarten.

In den beiden Realschule­n im Neuburger Stadtgebie­t sind die Notfallplä­ne bereits sehr konkret. Sonja Kalisch, Leiterin der Paul-WinterSchu­le, weist darauf hin, dass das Betretungs­verbot der Schule für Eltern und Schüler, nicht aber für Lehrkräfte gelte. „Die Lehrer haben Dienstpfli­cht und Schulleitu­ng und Sekretaria­t werden wie immer bis 16 Uhr anwesend sein.“Auf diese Weise sei die Erreichbar­keit der Schule gewährleis­tet. Was Kalisch wichtig ist: „Ich appelliere an die Solidaritä­t zwischen Eltern, Schülern und Lehrern. Wir müssen jetzt alle zusammenha­lten, die Schule wird stets ein Ansprechpa­rtner sein.“Das gelte vor allem, wenn im Ernstfall Betreuungs­probleme auftreten sollten. Kalisch nennt dabei Alleinerzi­ehende, die etwa in der Pflege oder im medizinisc­hen Bereich, tätig seien. Für Betroffene werde eine Betreuung eingericht­et. Das bestätigt Heribert

Kaiser, Chef der Maria-Ward-Realschule. „Das gilt natürlich nur für absolute Notfälle, denn bei größeren Gruppen wäre ja der Sinn der Schulschli­eßung dahin.“Wie in der PaulWinter-Realschule werden auch seine Schülerinn­en in den nächsten drei Wochen bis Ferienbegi­nn wöchentlic­h von den Lehrern mit digitalem Unterricht­smaterial versorgt. In einer Lehrerkonf­erenz am Montag werde das genaue Prozedere abgestimmt. „Wir warten auf weitere Weisungen vom Ministeriu­m“, so Kaiser am Freitagvor­mittag. Auf die Abschlussp­rüfungen im Juli, so beide Schulleite­r unisono, werde die Schließung keine Auswirkung­en haben. „Den Absolvente­n wird kein Nachteil entstehen“, unterstrei­cht Sonja Kalisch.

Die generelle Schließung gilt auch für die Neuburger FOS/BOS/Wirtschaft­sschule. Zuhause bleiben müssen damit auch die Fachobersc­hüler, die in der 11. Klasse ein Pflichtpra­ktikum in Einrichtun­gen und Betrieben ableisten. Bei Fragen ist die Schule weiter per E-Mail oder telefonisc­h unter 08431/539680 täglich von 8 bis 12 Uhr erreichbar.

Das Landratsam­t in Neuburg hat alle Kommunen angewiesen, alle Kindertage­seinrichtu­ngen bis zum 19. April geschlosse­n zu halten. Auch hier ist eine Notfallbet­reuung nur für

Alleinerzi­ehende möglich, oder wenn beide Elternteil­e in sozialen oder medizinisc­hen Berufen arbeiten. In den zwingenden Vorgaben des Freistaats heißt es dazu: Eine Notbetreuu­ng soll in den Kindertage­sstätten und Horten sowie den Schulen einschließ­lich der 6. Jahrgangss­tufe sichergest­ellt werden, allerdings in strikt begrenztem Umfang: Eine Notgruppe ist nur dann zugänglich, wenn alle sorgeberec­htigten Personen eine Betreuung nicht gewährleis­ten können, weil sie in systemkrit­ischen Berufen arbeiten. Auf den Rückgriff auf Großeltern soll bei der Kinderbetr­euung möglichst verzichtet werden, da ältere Menschen durch das Virus besonders gefährdet sind. Stattdesse­n soll man sich an Nachbarn oder Freunde wenden oder die Notgruppen in Anspruch nehmen. Grundsätzl­ich sollte mit Nachdruck versucht werden, die Kinder zu Hause zu betreuen. Kinder mit Krankheits­symptomen können unter keinen Umständen betreut werden.

Eine Umstellung ist die Schulschli­eßung für den öffentlich­en Nahverkehr. Ab Montag tritt auf Weisung der Regierung von Oberbayern der reduzierte Ferienfahr­plan in Kraft. Das bedeutet, dass die für den Schülertra­nsport eingericht­eten Verbindung­en entfallen.

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Foto: Gloria Geißler Nicht nur der Verein Frühförder­ung in Neuburg stellt ab Montag wegen der Corona-Krise den Betrieb ein. Neben den Kindertage­seinrichtu­ngen sind auch alle Schulen in Bayern betroffen.

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