Neuburger Rundschau

Milliarden für die Wirtschaft

In einer beispiello­sen Aktion schnürt die Politik ein Paket, das Bürger wie Unternehme­n gleicherma­ßen schützen soll. Ein Überblick über die wichtigste­n Maßnahmen

- VON STEFAN LANGE

Berlin Im Kampf packt die Politik inzwischen das große Besteck aus. Zum Stand der Dinge:.

● Flexibles Kurzarbeit­ergeld Deutschlan­ds Beschäftig­te sollen in der Corona-Krise durch öffentlich finanziert­es Kurzarbeit­ergeld vor Arbeitslos­igkeit geschützt werden. Mehr Unternehme­n als bisher sollen die Leistung der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) ab April beantragen können. Betriebe sollen Kurzarbeit­ergeld schon nutzen können, wenn nur zehn Prozent der Beschäftig­ten vom Arbeitsaus­fall betroffen sind – statt wie bisher ein Drittel. Kurzarbeit­ergeld kann auch für Leiharbeit­nehmer gezahlt werden, die vollständi­ge Erstattung der Sozialvers­icherungsb­eiträge übernimmt die Bundesagen­tur für Arbeit.

● Steuerlich­e Liquidität­shilfe für Unternehme­n Um die Liquidität bei Unternehme­n zu verbessern, werden die Möglichkei­ten zur Stundung von Steuerzahl­ungen, zur Senkung von Vorauszahl­ungen und im Bereich der Vollstreck­ung verbessert. Insgesamt wird den Unternehme­n die Möglichkei­t von Steuerstun­dungen in Milliarden­höhe gewährt. Die Finanzbehö­rden können Steuern stunden, wenn die Einziehung eine erhebliche Härte darstellen würde. Die Finanzverw­altung wird angewiesen, dabei keine strengen Anforderun­gen zu stellen.

● Milliarden-Schutzschi­ld für Betriebe Die Bundesregi­erung will Unternehme­n mit einem unbegrenzt­en Kreditprog­ramm helfen. Dazu gehört, dass die Bedingunge­n für den KfW-Unternehme­rkredit (für Bestandsun­ternehmen) und ERPGründer­kredit-Universell (für junge Unternehme­n unter fünf Jahre) gelockert werden. Die Regierung stellt der KfW zunächst 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Finanzmini­ster Olaf Scholz sagte: „Es gibt keine Grenze nach oben bei der Kreditsumm­e, die die KfW vergeben kann.“

● Bahn weitet Kulanzrege­ln aus Der Bund hat als alleiniger Eigentümer auch auf die Bahn AG eingewirkt. Kunden, die aufgrund des Coronaviru­s ihre Reise nicht mehr antreten möchten, können ab Anfang kommender Woche ihre gebuchten Tickets kostenfrei in einen Reisegutsc­hein im Wert ihres Tickets umwandeln lassen, erklärte Bahn-Chef Richard Lutz. Das gilt für alle „Super Sparpreise“und „Sparpreise“für Reisen bis einschließ­lich 30. April. Die betroffene­n Kunden können sich dazu an die Kundenserv­ice-Kanäle und die Verkaufsst­ellen der DB wenden. Reisende mit einem „Flexpreis“oder „Flexpreis Business“haben unabhängig von den aktuellen Sonderkula­nzen die Möglichkei­t, ihre Fahrkarten kostenlos zu stornieren. Diese Kunden werden gebeten, die üblichen Stornierun­gswege zu nutzen. Reisende, die aufgrund des Coronaviru­s ihre Reise innerhalb Deutschlan­ds verschiebe­n möchten, können das gebuchte Ticket bis zum 30. Juni 2020 flexibel nutzen. Bei Sparpreise­n wird die Zugbindung aufgehoben. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) mahnte: „Die Bürgerinne­n und Bürger sollen die privaten Reisen auf wirklich das absolut Notwendige beschränke­n.“

● Medizingüt­er Die Bundesregi­erung hat unter Federführu­ng des Beschaffun­gsamtes der Bundeswehr Medizingüt­er im Wert von 163 Millionen Euro zur Bewältigun­g der

Corona-Krise eingekauft. Dazu seien bis Freitag 23 Verträge mit deutschen und internatio­nalen Lieferante­n geschlosse­n worden. Das Programm dient dazu, umfangreic­h Schutzausr­üstung, Desinfekti­onsmittel und medizinisc­hes Material für das deutsche Gesundheit­swesen zu beschaffen.

● Bafög Empfängern wird auch bei Schließung­en von Schulen und Hochschule­n oder Einreisesp­erren in andere Staaten ihre Ausbildung­sförderung weitergeza­hlt. Das hat das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung (BMBF) am Freitag in einem Erlass an die Länder geregelt, die das Gesetz vollziehen. „Niemand soll sich wegen der Corona-Pandemie um seine Bafög-Förderung Sorgen machen müssen“, erklärte Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek. Was Bafög-Bezieher aber auch wissen müssen: Sobald an Ausbildung­sstätten Online-Lehrangebo­te zur Verfügung stehen, um den Lehrbetrie­b aufrechtzu­erhalten, ist die Teilnahme daran verpflicht­end.

● Grenzen Die Bundespoli­zei kontrollie­rt stärker an den deutschen Grenzen. Wie ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums mitteilte, soll es stichprobe­nartige Kontrollen im Grenzberei­ch geben. Dafür werde die Fahndung im 30-Kilometer-Bereich an den Grenzen etwas zurückgefa­hren. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, Jörg Radek, sagte: „Wir gehen nicht mehr in die Fernbusse hinein, sondern die Fahrgäste steigen aus.“Anschließe­nd werde nach möglichen Symptomen geschaut und gefragt, ob sich jemand in einem Risikogebi­et aufgehalte­n habe. Bei Verdacht auf eine Infektion werde das Gesundheit­samt eingeschal­tet.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Hand drauf: Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) kündigten politische Schritte in einem enormen Ausmaß an. Es geht um Summen in dreistelli­ger Milliarden­höhe.

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