Wenn das Podium leer bleibt
Die DFL hat die Bundesliga nun doch gestoppt, an diesem Wochenende finden keine Spiele statt. Die Pause soll zunächst bis zum 2. April dauern. Paderborner Spieler positiv auf Corona getestet
Augsburg Heiko Herrlich hätte am Freitag um 14 Uhr über das Bundesliga-Spiel des FC Augsburg gegen den VfL Wolfsburg reden sollen. Über seinen ersten Auftritt als Cheftrainer des FCA nach der Amtsübernahme am Dienstag. Einen Tag zuvor war Martin Schmidt entlassen worden. Seine erste Arbeitswoche aber wird wohl auch dem 48-Jährigen noch lange im Gedächtnis bleiben. Von einer Minute auf die nächste ändert sich derzeit die Lage durch die Corona-Krise. Das war auch am Freitag mal wieder so. Erst sagte der FCA die Pressekonferenz ab, am Nachmittag stellte die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Spielbetrieb in der Bundesliga und der 2. Liga wegen der Pandemie vorerst ein. „Angesichts der Dynamik des heutigen Tages“habe man beschlossen, „den ursprünglich am Freitag beginnenden 26. Spieltag in beiden Ligen zu verlegen“. Am Vormittag hatte es zunächst geheißen, man werde den Spielbetrieb ab kommenden Dienstag bis zum 2. April unterbrechen. Bei dieser Unterbrechung soll es zunächst auch bleiben, allerdings schon ab Freitag. „Das ist in unseren Augen aufgrund der Dynamik in der Entwicklung die einzig richtige Entscheidung, denn aktuell geht es ausschließlich darum, die Verbreitung des Virus so gut es geht einzudämmen“, wird Herrlich in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert.
Der Tag hatte schon schlecht begonnen. Zunächst war bekannt geworden, dass Steffen Baumgart, der Trainer des SC Paderborn, unter Corona-Verdacht stehe. Bei ihm fiel der Test negativ aus. Am späten Abend allerdings gaben die Paderborner bekannt, dass der deutsche U21-Nationalspieler Luca Kilian positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Nach der Infizierung des 20-Jährigen wird der Tabellenletzte der Bundesliga nun „in enger Abstimmung mit den Behörden vor Ort umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus einleiten“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Dazu gehört auch, das alle Spieler und Mitglieder des Funktionsteams sich am Samstag einem Test auf das Coronavirus unterziehen müssen.
Am Mittag schon hatte der 1.FC Nürnberg seine Pressekonferenz abgesagt, da das Team nach einem Corona-Fall unter Quarantäne stehe. Und schließlich reagierte auch der Zweitligist VfB Stuttgart und strich seine Pressekonferenz vor dem Spiel am Sonntag gegen Wehen-Wiesbaden. Sie fand nicht statt, sie mache „aufgrund der dynamischen Entwicklung der Nachrichtenlage im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus“derzeit einfach wenig Sinn. Um kurz vor halb zwei kam schließlich auch die Absage des FC Augsburg für das Pressegespräch mit Heiko Herrlich.
Im Pressekonferenzraum des FCA in der WWK-Arena hatten schon Kamerateams ihre Ausrüstung aufgebaut. Bis ein Sprecher des FCA vorbeikam und ihnen mitteilte, dass es an diesem Tag nichts zu filmen gebe. Gleiches gilt nun auch für den Sonntag. Bis Freitagnachmittag hätte die Partie gegen Wolfsburg noch stattfinden sollen. Als Geisterspiel, ohne Zuschauer. Nun wurde sie wie die übrigen Partien der ersten und zweiten Liga erst einmal verlegt. „Hintergrund ist unter anderem, dass sich im Lauf des Tages der Verdacht auf eine Infektion mit dem Corona-Virus im Umfeld mehrerer Klubs und von deren Mannschaften ergeben haben und weitere Infektionen nicht auszuschließen sind“, schrieb die DFL zur Begründung der späten Absage.
Jetzt stellt sich die Frage, wie es in den Bundesligen weitergehen soll. Ziel sei es weiterhin, „die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen – aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch, weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Klubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte“, wie die DFL am Freitagnachmittag noch einmal ausdrücklich wiederholte. Eine am Montag angesetzte Mitgliederversammlung soll das weitere Vorgehen in den nächsten Wochen und Monaten beraten. Trotz der Spieltagsabsage werde der FCA den Trainingsbetrieb in den kommenden Tagen aufrechterhalten, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. Es bleibt spannend.
Bayern-Profi Jérôme Boateng hat die Absage begrüßt. „Es ist die richtige Entscheidung, das jetzt zu stoppen und alles dafür zu tun, die Ausbreitung des Virus aufzuhalten“, schrieb der Weltmeister von 2014 in einem sozialen Netzwerk. Teamkollege Thiago hatte sich schon vor der Entscheidung am Freitag klar positioniert. „Das ist verrückt. Bitte hört auf herumzualbern und stellt euch der Realität. Um ehrlich zu sein, gibt es viel wichtigere Prioritäten als Sport“, schrieb der Spanier in einem sozialen Netzwerk.
Für Heiko Herrlich hätte es deutlich leichtere Tage nach seinem Einstand geben können. Kaum hat er sein Traineramt begonnen, steht die Bundesliga still.