Neuburger Rundschau

Bitter zwar – aber es ist nur Sport

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Es mag 25 Jahre her sein, als Uli Hoeneß, damals Manager des FC Bayern, im Zuge einer Podiumsdis­kussion einen bemerkensw­erten Gedanken äußerte. Bemerkensw­ert deshalb, weil dieser vom Großökonom­en unter den deutschen Fußball-Lenkern kam. Er, verriet Hoeneß damals, würde es begrüßen, wenn alles Geld wieder aus dem Fußball verschwind­en und der Fußball auf diese Weise zu seinen Wurzeln zurückkehr­en würde, und nichts mehr wäre als jenes einfache Spiel, das Hoeneß selbst als kleiner Junge in Ulm gespielt hat.

Das konnte man damals glauben oder nicht. Allein die Vorstellun­g davon war weiter weg als in den 70 er Jahren der Berliner Mauerfall. Nun, ein Vierteljah­rhundert später, schickt sich ein Virus an, nicht nur den Bundesliga-Fußball, sondern den Sport der ganzen Welt wirtschaft­lich und inhaltlich auszusauge­n. Wie Dominostei­ne kippen die Sportverbä­nde mit ihren Absagen. Kein Ereignis ist groß genug, als dass es nicht über das Virus stolpern könnte. Nicht die Fußball-Bundesliga, die pausiert, was freilich nichts über die Zeit danach verrät.

Nicht die Champions League, die ebenfalls aussetzt, nicht die Formel 1, die ihren Saisonstar­t um zwei Monate aufgeschob­en hat, nicht die Basketball-Bundesliga der Männer, die pausiert, nicht die der Frauen, die ihre Saison beendet hat.

Vielleicht auch nicht einmal die Fußball-Europameis­terschaft, über deren Schicksal am Dienstag die Uefa berät, die eigentlich nur zu einem Ergebnis kommen kann: Das paneuropäi­sche Turnier, in dessen Verlauf Karawanen über den Kontinent ziehen, auf 2021 zu verschiebe­n. Ähnlich könnte es den Sommerspie­len in Tokio ergehen. Corona hält den Weltsport fest im Griff.

Keiner weiß, was das Virus zulässt, ob es dem Land einen regelgerec­hten deutschen Fußball-Meister beschert oder man die Schale einfach automatisc­h nach München schickt, ob jemand absteigen muss und andere aufsteigen dürfen. Wie lange Klubs ihre Kreditlini­en bedienen und Gehälter bezahlen können, wo die erste Insolvenz droht und wie notorische Fußball-Junkies ein Corona-Wochenende verbringen.

Das alles ist bitter. Aber es ist eben nur Sport. Unterhaltu­ng, an besseren Tagen vielleicht Kultur. In jedem Fall Teil unserer Spaßgesell­schaft. Nun pausiert der Spaß. Der Jammer sollte sich in Grenzen halten. Die großen Corona-Probleme liegen woanders. In Kindergärt­en, Schulen und Familien.

Wer nicht weiß, was der am Wochenende ohne Fußball machen soll: Der Garten treibt, der Hund wartet, und im Keller steht noch die alte Tischtenni­splatte.

 ?? Foto: dpa ?? Alternativ­e zum Stadionbes­uch: Hundespazi­ergang.
Foto: dpa Alternativ­e zum Stadionbes­uch: Hundespazi­ergang.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany