Bitter zwar – aber es ist nur Sport
Es mag 25 Jahre her sein, als Uli Hoeneß, damals Manager des FC Bayern, im Zuge einer Podiumsdiskussion einen bemerkenswerten Gedanken äußerte. Bemerkenswert deshalb, weil dieser vom Großökonomen unter den deutschen Fußball-Lenkern kam. Er, verriet Hoeneß damals, würde es begrüßen, wenn alles Geld wieder aus dem Fußball verschwinden und der Fußball auf diese Weise zu seinen Wurzeln zurückkehren würde, und nichts mehr wäre als jenes einfache Spiel, das Hoeneß selbst als kleiner Junge in Ulm gespielt hat.
Das konnte man damals glauben oder nicht. Allein die Vorstellung davon war weiter weg als in den 70 er Jahren der Berliner Mauerfall. Nun, ein Vierteljahrhundert später, schickt sich ein Virus an, nicht nur den Bundesliga-Fußball, sondern den Sport der ganzen Welt wirtschaftlich und inhaltlich auszusaugen. Wie Dominosteine kippen die Sportverbände mit ihren Absagen. Kein Ereignis ist groß genug, als dass es nicht über das Virus stolpern könnte. Nicht die Fußball-Bundesliga, die pausiert, was freilich nichts über die Zeit danach verrät.
Nicht die Champions League, die ebenfalls aussetzt, nicht die Formel 1, die ihren Saisonstart um zwei Monate aufgeschoben hat, nicht die Basketball-Bundesliga der Männer, die pausiert, nicht die der Frauen, die ihre Saison beendet hat.
Vielleicht auch nicht einmal die Fußball-Europameisterschaft, über deren Schicksal am Dienstag die Uefa berät, die eigentlich nur zu einem Ergebnis kommen kann: Das paneuropäische Turnier, in dessen Verlauf Karawanen über den Kontinent ziehen, auf 2021 zu verschieben. Ähnlich könnte es den Sommerspielen in Tokio ergehen. Corona hält den Weltsport fest im Griff.
Keiner weiß, was das Virus zulässt, ob es dem Land einen regelgerechten deutschen Fußball-Meister beschert oder man die Schale einfach automatisch nach München schickt, ob jemand absteigen muss und andere aufsteigen dürfen. Wie lange Klubs ihre Kreditlinien bedienen und Gehälter bezahlen können, wo die erste Insolvenz droht und wie notorische Fußball-Junkies ein Corona-Wochenende verbringen.
Das alles ist bitter. Aber es ist eben nur Sport. Unterhaltung, an besseren Tagen vielleicht Kultur. In jedem Fall Teil unserer Spaßgesellschaft. Nun pausiert der Spaß. Der Jammer sollte sich in Grenzen halten. Die großen Corona-Probleme liegen woanders. In Kindergärten, Schulen und Familien.
Wer nicht weiß, was der am Wochenende ohne Fußball machen soll: Der Garten treibt, der Hund wartet, und im Keller steht noch die alte Tischtennisplatte.