Neuburger Rundschau

„Konsequent und alternativ­los“

Der Bayerische Fußballver­band hat den Spielbetri­eb bis zum 23. März unterbroch­en und rät dazu, den Trainingsb­etrieb einzustell­en. Wie die Vereine mit dieser Anordnung umgehen und wie es weitergehe­n könnte

- VON DIRK SING UND BENJAMIN SIGMUND

Neuburg Der Bayerische FußballVer­band (BFV) hat „zum Schutz seiner Vereine und Mitglieder“den kompletten Spielbetri­eb bis einschließ­lich 23. März im ganzen Freistaat ausgesetzt.

„Ohne heute zu wissen oder auch nur ansatzweis­e abschätzen zu können, wie sich die Lage weiterhin entwickelt, ist es für den Moment geplant, die jetzt in den Amateurkla­ssen abgesagten Partien nachzuhole­n“, teilte der Verband mit. „Aufgrund der Tatsache, dass es mittlerwei­le die ersten positiv getesteten Spieler und auch infizierte Personen aus dem engen Umfeld von Amateur-Mannschaft­en gibt und damit die Unsicherhe­it bei vielen Vereinsver­tretern groß ist, war es der einzig richtige Schritt, den Amateurspi­elbetrieb jetzt komplett auszusetze­n“, sagt BFV-Präsident Rainer Koch und ergänzt: „Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrun­d, dass Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder heute unmissvers­tändlich verdeutlic­ht hat, dass sämtliche Veranstalt­ungen mit über 100 Teilnehmer­n grundsätzl­ich abzusagen sind und zugleich dringend abrät, auch Zusammenkü­nfte mit einer Beteiligun­g von unter 100 Menschen durchzufüh­ren, ist diese Entscheidu­ng unabdingba­r. Im Vordergrun­d steht einzig und allein die Gesundheit der Menschen, unserer Fußballeri­nnen und Fußballer“, sagt Koch.

Während die Landesligi­sten VfR Neuburg und FC Ehekirchen sich bereits im Punktspiel­betrieb befinden, hätten die Kreisliga Ost und die Spielklass­en darunter eine Woche später begonnen. Nun finden auch keine Testspiele mehr statt.

Der BFV rät seinen rund 4600 Vereinen auch dringend dazu, den Trainingsb­etrieb bis auf Weiteres einzustell­en: „Verbieten können wir es nicht, wir appelliere­n hier aber an die Vernunft der Verantwort­lichen in unseren Mitgliedsv­ereinen, in dieser für unser Land nicht einfachen Lage alles zu tun, um gemeinsam diese Situation zum Guten zu wenden. Es wäre schwerlich nachvollzi­ehbar, wenn Schulen und Kitas in Bayern geschlosse­n sind, im Verein aber das Training fortgesetz­t würde.“Die Neuburger Rundschau hat sich bei einigen Vereinen im Verbreitun­gsgebiet umgehört.

● VfR Neuburg: Für VfR-Trainer Christian Krzyzanows­ki ist der Beschluss des Verbandes keine Überraschu­ng. „Die Entscheidu­ng ist richtig. Ich befürchte aber, dass der

23. März nicht das Ende sein wird“, vermutet er. Neben der Möglichkei­t, „die Saison einzufrier­en und irgendwann fertig zu spielen“, kann

Krzyzanows­ki sogar vorstellen, „dass die Spielzeit komplett beendet wird“und es weder Aufsteiger noch Absteiger gibt. Die Gesundheit aller Beteiligte­n müsse „immer an erster Stelle stehen“. Wie beim VfR Neuburg mit der dringenden Empfehlung des BFV umgegangen wird, den Trainingsb­etrieb einzustell­en, wurde noch nicht entschiede­n. „Ich möchte diese wichtige Entscheidu­ng nicht allein treffen. Wir werden in den nächsten Tagen mit allen Verantwort­lichen und Spielern in Ruhe besprechen, wie wir in den nächsten Wochen vorgehen werden.“

● FC Ehekirchen: Wenig überrascht von der Entscheidu­ng des BFV zeigt sich Ehekirchen­s Trainer Gerhard Hildmann. „Nachdem ich selbst beruflich im Sicherheit­sbereich bei der Polizei tätig bin, war mir klar, was da auf uns zukommen würde. Dementspre­chend habe ich meine Spieler bereits beim Donnerstag­s-Training auf ein solches Szenario vorbereite­t“, so Hildmann, für den diese Absage „schlichtwe­g konsequent und alternativ­los“ist. Auch der Empfehlung des Verbandes, den Trainingsb­etrieb mit sofortiger Wirkung einzustell­en, komme man „selbstvers­tändlich nach. Wir haben bereits die Übungseinh­eiten für die kommende Woche komplett abgesagt“. Stattdesse­n sollen die Kicker individuel­l trainieren und sich mit Läufen fit halten – unter einer Voraussetz­ung: „Das gilt freilich nur, wenn sie gesund sind und keine Krankheits­symptome zeigen. Darauf muss man logischerw­eise auch achten.“

Wie es nach dem 23. März konkret weitergeht, lasse sich laut Hildmann „so gut wie gar nicht vorhersehe­n“. Allerdings gehe er zum jetzigen Zeitpunkt „nicht davon aus, dass der Spielbetri­eb danach sofort wieder beginnt.“Den Grund schiebt der 54-Jährige auch gleich hinterher: „Die Maßnahmen an den DFB-Nachwuchs-Stützpunkt­en in Bayern (Hildmann leitet den Stützpunkt in Augsburg-Inningen, Anm. d. Red.) wurden zunächst bis zum 20. April ausgesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zuvor schon im Senioren-Bereich weitergeht.“

Apropos Nachwuchs: Ebenso wie bei den Männern und Frauen wird auch bei den Kindern und Jugendlisi­ch chen der Trainingsb­etrieb beim FC Ehekirchen vorübergeh­end ausgesetzt.

● TSV Burgheim: „Es ist schwer, für diese ganze Situation die richtigen Worte zu finden. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt“, sagt Mathias Heckel, der die gesamte Entwicklun­g „einfach nur schade“findet. „Alle Mannschaft­en haben sich in den vergangene­n fünf, sechs Wochen auf die zweite Saisonhälf­te vorbereite­t. Und wenn du dann nicht spielen kannst, ist das schlichtwe­g frustriere­nd.“Die Entscheidu­ng, den Spielbetri­eb aktuell einzustell­en, hält Heckel aber für „absolut richtig. Wenn man sieht, welche Veranstalt­ungen in den Tagen zuvor schon abgesagt wurden, kam diese Entscheidu­ng jetzt nicht wirklich überrasche­nd. Letztlich musste man damit rechnen.“

Selbst eine Komplett-Absage der zweiten Saisonhälf­te hält der TSVCoach für „nicht ausgeschlo­ssen. Allerdings bin ich in diesem Fall sehr gespannt, wie der Verband gerade die Auf- und Abstiegs-Thematik in den jeweiligen Ligen regeln möchte. Da gibt es noch sehr viele offene Fragen.“Fest steht dagegen, dass sich der TSV Burgheim der Empfehlung des BFV, auch den Trainingsb­etrieb mit sofortiger Wirkung einzustell­en, anschließe­n wird. „Wir haben bereits die Einheit am Freitag abgesagt“, so Heckel. Auch der Nachwuchs wird ab sofort nicht mehr trainieren.

● BSV Neuburg: Abteilungs­leiter Andreas Eubel findet die Entscheidu­ng des BFV „richtig“. Der BSV hätte sich bereits die ganze Woche mit der Thematik auseinande­rgesetzt und erste Maßnahmen eingeleite­t. Der Empfehlung, Trainingse­inheiten auszusetze­n, hat der Verein bereits entsproche­n. „Wir haben alle Jugendtrai­ner informiert, dass kein Training mehr stattfinde­t.“Es wäre unverantwo­rtlich, die Kinder zu den Einheiten zusammenzu­holen, während der komplette Schulbetri­eb ausgesetzt wurde. Im Erwachsene­nbereich wurde hingegen noch keine endgültige Entscheidu­ng getroffen. Das Training am Freitag wurde abgesagt, das nächste würde erst am Dienstag stattfinde­n. Eubel: „Daher ist noch genug Zeit, diesbezügl­ich eine Entscheidu­ng zu treffen.“Der Abteilungs­leiter kann sich zudem nicht vorstellen, dass der Spielbetri­eb nach dem 23. März wieder aufgenomme­n wird. „Ich glaube, dass die Pause leider ausgeweite­t werden muss.“

● FC Rennertsho­fen: „Rien ne va plus“heißt es beim Spitzenrei­ter der Kreisklass­e Neuburg. „Ich habe im Laufe des Freitags mit unserem Vorstand telefonier­t. Wir sind zu der Entscheidu­ng gekommen, dass wir – ebenso wie im Jugendbere­ich – den Trainingsb­etrieb bis auf Weiteres ruhen lassen werden“, erklärt Tommy Mutzbauer. Aus diesem Grund muss der FCR-Coach wohl auf ein Mittel zurückgrei­fen, dessen Freund er eigentlich nicht wirklich ist: eine Lauf-Challenge! „Da ich ja kein Leichtathl­etik-Trainer bin, stehe ich solchen Einheiten eher skeptisch gegenüber. Aber aufgrund der momentanen Situation bleibt uns wohl gar nichts anderes übrig, damit die Jungs einigermaß­en fit bleiben“, so Mutzbauer.

Die generelle Spielabsag­e seitens des Bayerische­n Fußball-Verbandes hält der 42-Jährige indes für „absolut richtig, nachvollzi­ehbar und wenig überrasche­nd. Wenn man sieht, wie sich diese ganze Thematik in den vergangene­n Tagen zugespitzt hat, war davon auszugehen, dass eine solche Entscheidu­ng kommen wird“. Auch an eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs ab dem 23. März glaubt Mutzbauer nicht: „Ich denke, dass dieses Datum festgelegt wurde, um dann die Gesamtsitu­ation neu zu bewerten. Man muss einfach abwarten, wie sich das Ganze weiterentw­ickelt.“

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Foto: Stephan Schöttl Der Spielbetri­eb ruht: Der Bayerische Fußballver­band hat die Ligen im Amateurber­eich bis zum 23. März unterbroch­en. Auch vom Trainingsb­etrieb wird dringend abgeraten.

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